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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Steingrube, und verschlang sie, wie ein Elefant, der mehrere Tage Hunger gelitten; er verdrehte jetzt seine Augen wie ein Werwolf und blies aus der Nase wie ein Stier, der sich mit Stroh und Bohnen gefüllt. Als indessen der Hauptmann nach Tisch ihm eine Schüssel voll Speisen schickte, leerte er auch diese noch, als hätte er noch gar nichts gegessen, und so ging das fort bis zum zwanzigsten Tag, wo das Schiff vor einer großen Stadt Anker warf. Abusir mietete ein Zimmer und richtete es für sich und Abukir ein; dieser ließ sich aber sogleich auf den Teppich nieder und schlief wieder, bis ihn Abusir zum Abendessen weckte. Am folgenden Morgen ging Abusir mit seinem Barbierinstrument aus und arbeitete den ganzen Tag über in der Stadt; des Abends teilte er das Geld und die dafür eingekauften Lebensmittel mit Abukir. Am dritten Tag fragte er Abukir, ob er nicht auch ausgehen und sich nach Arbeit umsehen oder wenigstens in der Stadt spazieren gehen wolle; aber Abukir gab vor, er sei noch seekrank, und blieb wieder liegen, bis ihm Abusir den Tisch vorstellte.
    So ließ sich Abukir achtzig Tage lang von dem Barbier bewirten und dachte nicht daran, selbst etwas zu erwerben. Auch am einundachtzigsten Tag, als der Barbier krank wurde, regte sich Abukir noch nicht, sondern ließ den Pförtner ihres Hauses alle Arbeit verrichten; erst nach einigen Tagen, als die Krankheit des Barbiers immer zunahm, gefiel es ihm nicht mehr auf seinem Teppich; er nahm daher, während der Barbier bewußtlos da lag, das Geld aus seiner Tasche, schloß die Tür von außen, ging auf den Bazar und kaufte hübsche Kleider, und wandelte wie ein vornehmer Herr gekleidet in der Stadt umher.
    Da fiel ihm sehr bald auf, daß alle Bewohner der Stadt entweder weiß oder blau gekleidet waren; er ging daher zu einem Färber, zog sein Taschentuch heraus und sagte ihm: »Was kostet dieses Tuch zu färben?« – »Zwanzig Drachmen.« – »Bei uns färbt man ein solches Tuch für zwei Drachmen.« – »So lasse es in deinem Land färben; ich nehme nicht weniger als zwanzig Drachmen.« – »Und wie willst du es färben?« – »Welche Frage? Ein Färber färbt das Weiße blau.« – »Ich will es aber rot gefärbt haben.« – »Das kann ich nicht.« – »So färbe es grün.« – »Das bin ich auch nicht imstande.« – »Nun meinetwegen gelb.« – »Ich kann nur blau färben, und kein einziger der vierzig Färber, welche hier wohnen, ist geschickter als ich.« – »So wisse denn, daß ich auch ein Färber bin, daß ich aber jedem Stoff alle möglichen Farben geben kann; wenn du willst, so arbeite ich bei dir und lehre dich alle Farben; du kannst dann alle übrigen Färbermeister zuschanden machen.« – »Es ist uns verboten, einen Fremden aufzunehmen.« – »Wenn ich mir aber selbst eine Färberei einrichte?« – »Das wird dir auch nicht gestattet werden; es dürfen nur vierzig Färber hier wohnen, und wenn einer stirbt, so tritt immer ein Färbersohn oder ein anderer Verwandter des Verstorbenen an dessen Stelle.« Abukir verließ diesen Färber, begab sich zu einem anderen und erhielt dieselbe Antwort; ebenso zu einem dritten und vierten. Niemand wollte ihn als Gesellen annehmen, noch wollte der Oberste der Färber ihm die Erlaubnis erteilen, ein eigenes Geschäft zu errichten. Da wandte er sich verzweiflungsvoll zum König und sagte ihm: »O König der Zeit, ich bin hier fremd und wünsche mein Handwerk, das eines Färbers nämlich, als Gesell oder Meister hier zu treiben; aber kein hiesiger Meister will mich als Gesellen aufnehmen obschon ich nicht nur blau, sondern auch schwarz, gelb, grün und rot in allen ihren Nuancen zu färben verstehe, noch will man hier gestatten, mich hier als Meister niederzulassen.« Der König antwortete ihm: »Wenn du wahr sprichst, so lasse ich dir eine Färberei einrichten und gebe dir Geld, um die nötigen Materialien zu kaufen, und wagt es ein hiesiger Färber, dir im mindesten etwas in den Weg zu legen, so lasse ich ihn vor die Tür seiner Werkstätte hängen.« Der König schenkte ihm sogleich tausend Dinare, ein schönes Pferd, ein kostbares Kleid und zwei Mamelucken, wies ihm eine bequeme, gut eingerichtete Wohnung an und befahl den Maurern und Zimmerleuten, eine Färberei nach Abukirs Willen an jedem ihm beliebigen Ort herzurichten. Als dieselbe vollendet war und Abukir die nötigen Farben eingekauft hatte, schickte ihm der König fünfhundert Stücke Tuch; Abukir gab ihnen die verschiedenartigsten Farben und

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