Tausend und eine Nacht, Band 4
hat die vollkommenste Ähnlichkeit mit dir, aber warum gabst du dich mir nicht zu erkennen? Darum mußt du mir verzeihen, hättest du nur deinen Namen genannt, so wäre eine solche Verwechslung nicht möglich gewesen.« Abusir erwiderte: »Gräme dich nicht länger, es ist vorüber, es war so von Ewigkeit her über mich verhängt.« – »Und wieso«, fragte Abukir, »bist du zu einer solchen Herrlichkeit gelangt?« Abusir erzählte ihm, wie er, nachdem er gesehen, daß man in der ganzen Stadt noch kein Badehaus besitze, dem König den Vorschlag gemacht, ein solches zu errichten, und wie er dadurch zu großem Ansehen und vielen Reichtümern gelangte. Als Abukir sein Bad genommen hatte, sagte er zu Abusir: »Dein Bad ist sehr schön und bequem eingerichtet, nur etwas fehlt noch!« – »Und das wäre?« fragte Abusir. »Eine Salbe«, antwortete Abukir, »welche die Haare am Körper ausfallen macht; ich will dir sagen, wie diese Salbe zubereitet wird, du kannst sie dann, wenn der König wieder dein Bad besucht, ihm anbieten, er wird dir sehr dankbar dafür sein und dich noch mehr lieben und ehren.« – »Du hast recht«, sagte Abusir, »die darf in einem Bad nicht fehlen; darum will ich sie heute noch zubereiten.«
Abukir verließ hierauf seinen Freund, bestieg sein Maultier, ritt in das königliche Schloß und sagte zum König: »Ich habe dir einen Rat zu erteilen, großer König; wisse, daß, wenn du wieder in das neue, hier errichtete Bad gehst, dein Leben gefährdet ist; der Fremde, dem du so viele Wohltaten erwiesen, ist dein Feind und hat dieses Bad aus keiner anderen Absicht errichtet, als um dich zu vergiften; seine Frau und seine Kinder sind als Gefangene bei dem Sultan der Christen, der ihnen ihre Freiheit versprochen, wenn du durch ihn umkommst. Auch ich war bei diesem Sultan als Gefangener, er gewann mich aber wegen meiner Geschicklichkeit in der Färberei so lieb, daß er mich in meine Heimat zurückkehren ließ; Abusir aber wurde zurückgehalten, bis er versprach, dich zu vergiften. Darum hat er hier ein Badehaus errichtet und eine giftige Salbe zubereitet, die er dir gegen die Haare am Körper empfehlen wird; sobald du aber Gebrauch davon machst, wird er entfliehen, um mit seiner Gattin und seinen Kindern in seine Heimat zurückzukehren.«
Als der König dies hörte, entbrannte sein Zorn gegen Abusir, und um sich von der Wahrheit zu überzeugen, ritt er sogleich ins Bad. Abusir entkleidete sich, um den König wie gewöhnlich selbst zu bedienen, und als er ihn angeseift und abgewaschen hatte, sagte er: »O König, ich habe eine Salbe verfertigt, die alle häßlichen Haare ohne Schmerz ausrottet, darf ich dich damit einreiben?« Der König antwortete: »Bring sie her!« Als Abusir sie brachte und der König sie sehr übelriechend fand, zweifelte er nicht mehr daran, daß er vergiftet werden sollte; er rief daher seinen Mamelucken zu: »Ergreift diesen Mann und fesselt ihn.« Die Mamelucken vollzogen des Königs Befehl, und niemand wagte es, ihn nach der Ursache seines Zorns gegen Abusir zu fragen. Der König kleidete sich dann wieder an und ging ins Schloß, ließ Abusir vor sich kommen, übergab ihn seinem Schiffer und sagte diesem: »Nimm einen großen Sack, lege zwei Zentner ungelöschten Kalk hinein und stecke diesen Verbrecher dazu; erscheine dann in einem Nachen vor meinem Palast, und auf meinen Wink bindest du den Sack zu und wirfst ihn ins Wasser, damit dieser Übeltäter zugleich verbrenne und ertrinke.« Der Schiffer entfernte sich mit Abusir und fuhr nach seinem Häuschen, welches auf einer kleinen Insel gerade dem Schlosse gegenüber lag. Hier angelangt, sagte er zu Abusir: »Ich erinnere mich der Ehre, die du mir erwiesen, als ich vor einiger Zeit dein Bad besuchte und möchte mich jetzt gern erkenntlich zeigen. Aber sage mir zuerst, was du verbrochen hast, daß der König einen so abscheulichen Tod über dich verhängt?« – »Bei Gott! Ich habe nichts verbrochen«, antwortete Abusir. »Nun«, sagte der Schiffer, »du warst reich und angesehen, gewiß hat dich jemand beneidet und beim König verleumdet; aber so Gott will, sollst du gerettet werden; ich habe die freundliche Aufnahme nicht vergessen, die ich bei dir gefunden, darum will ich dich hier verbergen, bis ein Schiff nach deiner Heimat segelt, statt deiner aber einen großen Stein zum Kalk in den Sack binden, um den König zu täuschen. Doch will ich dir hier ein Netz geben; du mußt während meiner Abwesenheit fischen, denn ich
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