Tausend und eine Nacht, Band 4
waschen, einseifen, abtrocknen und kneipen sollten, ließ drei Tage jedermann ohne Bezahlung baden und lud dann den König ein, bei ihm zu baden. Abusir bediente den König selbst und zeigte ihm den Schmutz, den er von seinem Körper abrieb und der wie Lampendocht aussah. Nachdem er ihn gewaschen hatte, ließ er ihn in das Bassin steigen, in das er Rosenwasser gegossen hatte; dann legte er ihn in den beräucherten Saal und ließ ihn von den Mamelucken abtrocknen. Der König befand sich in einem Zustand von Behaglichkeit, den er bisher noch nicht gekannt hatte, und sagte zu Abusir: »Wahrlich, meine Stadt wird eigentlich jetzt erst zu einer vollkommenen Stadt! Was wirst du wohl für ein Bad fordern? – »Was der König für angemessen findet.« – »Ich glaube, tausend Dinare für ein solches Bad wäre nicht zu viel.« – »Der König verzeihe, mein Bad würde auf diese Weise nicht viel besucht werden, denn es sind nur wenige Leute reich genug, um für ein Bad tausend Dinare zu geben.« – »Nun, welchen Preis willst du denn festsetzen?« – »Ich halte es für das Beste, es den Leuten zu überlassen, wie sie mich bezahlen wollen; die Armen werden mir wenig und die Reichen viel geben.« Die Großen des Reiches, welche mit dem König im Bad waren, gaben Abusir ihren Beifall, und der König selbst gestand, daß es so am besten sein würde. »Doch«, sagte er, »wünschte ich, daß der Mann, dem unsere Stadt eine solche Zierde verdankt, reichlich belohnt werde: Darum gebe ihm diesmal jeder von euch hundert Dinare, einen schwarzen und einen weißen Sklaven und eine Sklavin; in Zukunft aber bezahle jeder nach Belieben.« Da an diesem Tage vierhundert vornehme Leute badeten, erhielt Abusir vierzigtausend Dinare, achtundert Sklaven und vierhundert Sklavinnen; dazu schenkte ihm der König noch zehntausend Dinare, zehn weiße und zehn schwarze Sklaven und zehn Sklavinnen. Als Abusir diese Menge Sklaven und Sklavinnen beisammen sah, sagte er zum König: »Eine so zahlreiche Dienerschaft kann wohl von einem mächtigen Regenten unterhalten werden, aber wo soll ich alle diese Leute unterbringen? Woher Speisen, Getränke und Kleider für sie nehmen?« Der König sagte lachend: »Du hast recht; willst du mir deine Sklaven, das Stück für hundert Dinare, verkaufen?« – »Recht gern«, erwiderte Abusir. Darauf befahl der König seinem Schatzmeister, Abusir auszubezahlen, und schenkte dann die Sklaven wieder ihren früheren Eigentümern. Abusir dankte dem König, daß er ihn auf eine so edle Weise von den Werwölfen befreit, die nur Gott zu sättigen imstande wäre.
Am folgenden Tag ließ Abusir in der ganzen Stadt bekanntmachen, daß sein Bad jedermann offen stehe und daß jeder nach Belieben bezahlen könne. Da strömte das Volk in Scharen herbei, das Badehaus war den ganzen Tag gedrängt voll, jeder bezahlte nach seinem Vermögen, und des Abends, als das Bad sich leerte, hatte Abusir eine ganze Kiste voll Geld beisammen. Am dritten Tag, als er hörte, die Königin wolle auch sein Bad besuchen, teilte er den Tag in zwei Teile, bestimmte die erste Hälfte für Männer und die andere für Frauenzimmer, und lehrte einige Sklavinnen, wie sie mit den Badenden umzugehen hätten.
Die Königin war sehr zufrieden mit dem Bad, sie schenkte Abusir tausend Dinare und vermehrte durch ihre Lobsprüche noch den Zudrang zu Abusirs Badehaus. Eines Tages begab sich auch des Königs Schiffer ins Bad, diesen nahm Abusir mit besonderer Auszeichnung auf, bediente ihn selbst, reichte ihm nach dem Bad Sorbette und Kaffee und weigerte sich, von ihm auch das geringste anzunehmen. Als Abukir von einem neuen Badehaus allenthalben mit Entzücken sprechen hörte, wandelte auch ihn die Lust an, wieder einmal zu baden. Er zog eines seiner schönsten Kleider an, setzte sich auf einen Maulesel und ritt von acht Sklaven begleitet ins Bad. Als er Abusir sah und ihn als den Herrn des Badehauses erkannte, sagte er ihm: »Ist das recht, daß du mich nie aufgesucht, während doch die ganze Stadt meinen Namen und meine Färberei kennt und ich sogar bei dem König in großem Ansehen stehe? Ich meinerseits habe allenthalben nach dir gefragt und meine Sklaven nach dir ausgeschickt, konnte aber nirgends Nachricht von dir erhalten.« Abusir erwiderte: »War ich nicht bei dir? Da behandeltest du mich, als wäre ich ein Dieb.« Abukir stellte sich höchst betrübt und sagte: »So warst du es, den ich für den Spitzbuben hielt, der mir schon so viele Waren gestohlen? Er
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