Tausend und eine Nacht, Band 4
hast! Ich beschwöre dich aber, ja nicht mehr mit leichtsinnigen Menschen umzugehen.« Ali beherzigte die Ermahnung seiner Gattin und betete zu Gott, daß er ihm keine schlechten Genossen mehr zuschicke, die ihn vom Gehorsam gegen ihn abziehen. Er richtete sich dann einen Laden ein, den er mit allerlei Juwelen ausfüllte, und lebte mit seiner Familie in Bagdad äußerst angenehm. Bald hörte der König von ihm und ließ ihn zu sich rufen. Ali ging ins Schloß, nahm vier goldene Schüsseln voll mit allerlei Edelsteinen mit und bot sie dem König als Geschenk an. Als der König diese Juwelen von unschätzbarem Wert sah, nahm er sie an, zeigte sie den Großen des Reiches und sagte: »Wie manche Könige haben schon um die Hand meiner Tochter geworben: Hat je einer mich so beschenkt? Darum habe ich beschlossen, diesem Kaufmann meine Tochter zu geben; was sagt ihr dazu?« Die Ratsherren sagten: »Tue, was dir gut dünkt!« Der König gab die Schüsseln einem Verschnittenen und ging damit zu seiner Frau, erzählte ihr, was er von All wußte, und erklärte ihr, daß er wünsche, seine Tochter mit ihm zu vermählen.
Da die Königin sich gern in den Willen ihres Gatten fügte, ließ er am folgenden Morgen Ali und alle Kaufleute von Bagdad vor sich kommen; auch der Kadhi wurde gerufen und beauftragt, den Ehekontrakt zwischen der Prinzessin und Ali zu schreiben. Ali erhob sich aber und sagte: »Verzeihe, o König der Zeit, ich verdiene als Kaufmann nicht, des Königs Schwiegersohn zu werden.« Der König warf ihm aber das Ehrenkleid eines Veziers um, mit den Worten: »Ich ernenne dich zugleich zu meinem Vezier.« Da sagte Ali: »Höre nur ein Wort von mir; wenn du doch deine Tochter vermählen willst, so gib sie lieber meinem Sohn, der vierzehn Jahre alt ist.« Der König erwiderte: »Laß ihn sogleich holen!« Ali schickte jemanden nach seinem Sohn und als er erschien, verbeugte er sich vor dem König und blieb bescheiden stehen. Der König fand ihn noch schöner als seine Tochter, und fragte ihn nach seinem Namen. »Ich heiße Hasan«, antwortete der Jüngling. Der König befahl dem Kadhi, den Ehekontrakt zwischen seiner Tochter und Hasan zu schreiben. Man trennte sich dann wieder; Ali ritt mit dem Gefolge und den Insignien eines Veziers nach Hause, empfing die Glückwünsche aller Kaufleute und erzählte seiner Frau alles, was vorgefallen.
Am folgenden Tag ließ der König Festlichkeiten auf dreißig Tage anordnen, und als diese vorüber waren, feierte Hasan seinen Hochzeitstag und war entzückt über die Schönheit und Anmut der Prinzessin. Der König ließ dann noch zwei Schlösser neben dem seinigen bauen, eines für Ali und das andere für Hasan, so daß sie einander zu jeder Zeit besuchen konnten.
Einige Zeit nachher wurde der König sehr krank, da ließ er die Großen des Reiches versammeln und sagte: »Ich bin dem Tod nahe und wünsche daher, daß ihr bei meinem Leben noch einen anderen König wählet, damit ich ruhig sterbe.« Sie sagten einstimmig: »Wir wählen Hasan, deinen Schwiegersohn!« – »Wenn ihr das von Herzen und nicht bloß mir zu Gefallen sagt«, fuhr der König fort, »so erklärt es morgen im Beisein aller Emire, des Großkadhis und der Häupter der Truppen, und huldigt ihm in meiner Gegenwart.« Am folgenden Tage taten sie, was der König verlangte; dieser ließ Hasan rufen und eröffnete ihm, daß er zum Sultan gewählt worden. Hasan wollte, solange sein Vater lebte, nicht König werden; als aber Ali sich weigerte, die Regierung zu übernehmen, verbeugte er sich vor dem König, und dieser ließ ihm huldigen, trat ihm in einem Abdankungsschreiben die Regierung ab und ließ ihn auf den königlichen Thron sitzen. Drei Tage nach dieser Huldigungs-Zeremonie war der König dem Tod nahe; er ließ Hasan zu sich rufen, ermahnte ihn, nach dem Willen Gottes zu herrschen, empfahl ihm seine Tochter und starb. Ali zog ihm das Totengewand an, ließ ihn beerdigen und vierzig Tage für ihn den Koran lesen. Nach dieser Trauerzeit lebte Hasan höchst glücklich als ein milder und einsichtsvoller Regent. Sein Vater Ali war der Vezier seiner Rechten und ein anderer tugendhafter Mann der Vezier seiner Linken. Seine Gattin gebar ihm drei Söhne, welche ihm auf den Thron folgten, und auch seine Nachkommen lebten in den gesegnetsten Umständen, bis der Zerstörer aller Freuden sie heimsuchte. Gepriesen sei der, dessen Herrlichkeit ewig dauert!
Abukir und Abusir.
In Alexandrien wohnte einst ein Färber, Namens Abukir,
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