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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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hing sie vor seine Werkstätte zum Trocknen auf; die ganze Stadt versammelte sich bald vor seiner Werkstätte, denn noch nie hatte man vorher einen rot-, grün-, gelb- oder schwarzgefärbten Stoff gesehen; jeder brachte ihm die feinsten Stoffe, um sie färben zu lassen, und belohnte ihn reichlich dafür. Der König war so erfreut über die gefärbten Tücher Abukirs, daß er ihm unermeßliche Geschenke machte und seine Färberei die königliche Färberei nannte. Alle übrigen Färber kamen und entschuldigten sich bei ihm und wollten bei ihm als Gesellen arbeiten, aber er nahm keinen von ihnen an, sondern arbeitete mit Hilfe vieler Sklaven und Sklavinnen, und wurde bald einer der reichsten und angesehensten Männer der Stadt.
    So viel von Abukir. Abusir, welchen er bewußtlos verlassen hatte, blieb drei Tage liegen, bis er wieder zu sich kam; dann seufzte und klagte er so laut, daß der Pförtner, der ihn hörte, zu ihm ging und ihn nach seinem Freund fragte. Abusir antwortete ihm, er habe seit kurzer Zeit erst sein Bewußtsein wieder erlangt und wisse nichts von ihm. Er griff dann in den Beutel, um sich etwas zu essen kaufen zu lassen, fand ihn aber leer und schloß daraus, daß Abukir mit seinem Geld davongelaufen sei.
    Der Pförtner, der Abusirs Verzweiflung sah, bemitleidete ihn, bereitete ihm eine gute Suppe zu und pflegte ihn zwei Monate lang, bis er wieder ganz hergestellt war. Als Abusir zum ersten Male wieder ausging und eine große Masse Menschen vor einer Färberei versammelt sah, fragte er, was hier zu sehen wäre. Man antwortete ihm: »Es ist ein fremder Färber, namens Abukir, hierher gekommen, der nicht nur blau, sondern auch rot, gelb, grün und schwarz färben kann. Jeder bringt ihm nun Arbeit und bewundert die hier aufgehängten Stoffe.« Abusir dachte bei sich selbst: Gottlob, daß es ihm gut geht! Gewiß hat er mich wegen vieler Beschäftigung vergessen; aber wie wird er sich freuen, wenn er mich, seinen Wohltäter, jetzt wiedersieht. Als er aber sich der Färberei näherte, sagte ihm Abukir, welcher wie ein Vezier, von vielen Sklaven umgeben, auf einer Bank mit hohen Polstern saß: »Taugenichts, wie oft habe ich dir schon verboten, hier zu stehen? Willst du durch einen Diebstahl mich zuschanden machen?« Dann rief er seinen Sklaven zu: »Ergreift ihn und werfet ihn nieder!« Er nahm dann einen Stock, prügelte Abusir und sagte ihm: »Jetzt geh'; sehe ich dich aber noch einmal vor meiner Tür, so werde ich dich bei der Polizei anklagen und dich hängen lassen. Wie oft«, sagte ferner Abukir, zu den erstaunten Umstehenden sich wendend, »hat mich dieser Nichtswürdige schon bestohlen; ich habe den Leuten ihre Waren ersetzt und dazu geschwiegen, weil ich dachte: Es ist ein armer Mann, ich will ihn nicht unglücklich machen; nun soll er aber keine Gnade mehr finden, wenn er wiederkehrt.« Abusir entfernte sich mit zerknirschtem Herzen unter den Verwünschungen einer großen Volksmenge nach Hause. Als seine Schmerzen nachgelassen hatten, wollte er ein Bad nehmen. Er fragte jemanden nach einem Badehaus, aber man antwortete ihm, man wisse nicht, was er meine. »Ich möchte«, sagte Abusir, »in ein Haus gehen, wo man sich wäscht und reinigt.« – »So gehe in den Fluß.« – »Ich will aber in ein Bad.« – »Wir wissen nichts von einem Badehaus; wenn wir uns reinigen wollen, so gehen wir in den Fluß; selbst der König weiß von keiner anderen Waschanstalt.« Als Abusir hörte, daß man in dieser Stadt von der Annehmlichkeit eines Bades noch nichts wußte, begab er sich zum König, verbeugte sich vor ihm und sagte: »Ich bin ein fremder Badheizer und habe mit Erstaunen vernommen, daß deine Stadt kein einziges Badehaus besitzt; das befremdet mich sehr von einer sonst so angenehmen Stadt. Ich komme daher, um dir vorzuschlagen, hier ein Badehaus zu errichten.« – »Und wie ist denn ein solches Badehaus?« fragte der König. Abusir beschrieb ihm ein Badehaus nach dem Muster der kahiranischen Badehäuser, und der König wurde so sehr dafür eingenommen, daß er Abusir ein Ehrenkleid, Sklaven, Sklavinnen und Geld schenkte, dann den Baumeistern befahl, ein Badehaus nach dem Plan Abusirs zu bauen. Als das Badehaus vollendet war, sagte Abusir zum König: »Nun fehlen nur noch Divane und Teppiche.« Der König schenkte ihm zehntausend Dinare zur Möblierung des Badehauses. Abusir kaufte die schönsten Teppiche, Bettdecken und Handtücher, heizte das Bad, lehrte zehn jungen Mamelucken, wie sie die Gäste

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