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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Königin; gewiß liebte ihn diese und ließ ihn verzaubern, weil er ihre Liebe nicht erwiderte.« Sie ging dann mit mir in ein Nebenzimmer, wo ihr Zauberapparat aufbewahrt war, goß gelbes Wasser aus einer versiegelten Flasche in einen kupfernen Becher und murmelte einige mir unverständliche Worte darüber. Das Wasser fing an zu kochen und in die Höhe zu steigen. Da schrie sie: »Bleibe stehen«, und das Wasser, welches eben überlaufen wollte, senkte sich bis an den Rand des Bechers. Sie setzte dann den Becher auf den Boden und es sproßt ringsumher ein grünes Kraut mit einer gelben Blüte aus dem Boden, von diesen Blüten pflückte sie eine Handvoll und rieb meine Füße und meinen Schnabel damit, dann bespritzte sie meinen Kopf mit dem Wasser aus dem Becher und stieß einen furchtbaren Schrei aus, meine ganze Haut zog sich zusammen und ich fiel in Ohnmacht. Als ich wieder zu mir kam, war ich wieder ein Mensch wie zuvor, die Alte stand freundlich lächelnd vor mir und fragte mich, sobald ich die Augen öffnete, nach meinem Namen und ob ich nicht die blaue Königin kenne. Als ich ihr hierauf meine ganze Geschichte erzählte, sagte sie zu den Prinzessinnen: »Ihr seht, daß ich mich nicht getäuscht habe, es war aber auch keine leichte Aufgabe, diesen Zauber zu lösen, wenig fehlte, und ich hätte mein Leben dabei eingebüßt; doch nun ist gottlob alle Gefahr überstanden; dieser schöne Jüngling, der, wie ich wohl merke, euch gar nicht gleichgültig ist, kann jetzt wieder als freier Mensch umherziehen, denn hierher reicht die Macht der blauen Königin nicht.« Ich beschwor sie dann bei Gott, mir zu sagen, ob ich weit von der Moschusinsel entfernt wäre? »Wo denkst du hin?« antwortete sie mir: »Du bist hier ganz in der Nähe des Reiches der Dunkelheit, nicht weit vom Meer Alexanders des Zweihörnigen und der Quelle des ewigen Lebens; ich rate dir, hier bei mir zu bleiben, ich nehme dich an Kindesstelle an und stelle dich dem König als meinen Neffen vor: Nach meinem Tode erbst du alle meine Schätze und ziehst damit hin, wo es dir am besten gefällt.« Ich hatte schon Erfahrung genug, um zu wissen, wie gefährlich es ist, einer Zauberin etwas abzuschlagen; so gern ich also, auch trotz aller Entfernung und Gefahr, sogleich in das Land meiner Geliebten zurückgekehrt wäre, so dankte ich doch für ihr Anerbieten und willigte ein, bei ihr zu bleiben, dachte aber bei mir selbst, Gott wird mir schon eine günstige Gelegenheit zum Entkommen verschaffen und mich wieder mit meiner Geliebten vereinigen. Ich hatte mich nicht geirrt, denn auf meine Einwilligung, bei ihr zu bleiben, sagte sie: »Gelobt sei Gott, der deine Zunge nach seinem Willen geleitet, denn hättest du mein Anerbieten nicht angenommen, so wärest du in diesem Augenblick schon wieder, was du warst.« Sie führte mich dann in ihr Zimmer, das eine freundliche Aussicht auf den Hafen und das Meer gewährte, ließ mir von ihren Dienerinnen die köstlichsten Speisen reichen, dann brachte sie mir selbst einen Kelch voll Wein, der mir meine frühere Kraft und Jugendfrische wieder gab. Als ich gegessen und getrunken hatte, schickte sie mich in ihr Bad, wo schon die schönsten Kleider für mich bereit lagen, und als ich wieder zu ihr kam, sah ich so verjüngt und verschönert aus, daß sie mich kaum wieder erkannte. Auch die Prinzessinnen, welche des Abends die Alte besuchten, um zu sehen, was aus mir geworden, erkannten mich in meinem wieder gewonnenen guten Aussehen und veränderten Aufzug nicht wieder. Es sagte eine zur anderen, als sie mich neben der Alten sahen: »Sitzt hier ein Genienkönig oder ein Engel vom Himmel? Gepriesen sei der Herr, der ihn so geschaffen! Wie schön ist sein Wuchs, wie angenehm seine Gesichtsbildung, Josef dürfte noch sein Diener sein.« Sie waren so bezaubert von meiner Schönheit, daß sie sich ganz vergaßen und stets von neuem in Ausrufungen der Bewunderung ausbrachen. Ich wollte gleich bei ihrem Hereintreten aufstehen und ihnen entgegengehen, aber die Alte erlaubte es mir nicht, indem sie sagte: »Ein Prinz deinesgleichen darf vor niemandem aufstehen, und käme der König selbst hierher.« Sie bewillkommte dann die Prinzessinnen und sagte zu ihnen: »Euer Besuch ist mir sehr angenehm, denn ihr werdet euch gewiß mit Ali, dem Sohn meiner Freundin Farha, Tochter des Königs Mutaa, gut unterhalten.« Die Prinzessinnen dankten ihr, küßten ihr die Hand und blieben den ganzen Abend bei uns, bis endlich die Alte ihnen sagte:

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