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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Farkad und sagte ihm: »Wenn dir das Leben deiner Tochter Schuhba teuer ist, so willige in ihre Entfernung von diesem Land; du siehst, wie sie täglich an Kraft und Gesundheit abnimmt, ihr Gemütszustand bedarf durchaus einer Luftveränderung, und schon habe ich einen Aufenthaltsort für sie gewählt, wo sie, so Gott will, bald wieder genesen kann.« Der König antwortete hierauf: »Du weißt, verehrter Meister, daß meine Tochter Schuhba mein Leben und meine Seele ist, und daß mir nichts schmerzlicher sein kann, als eine Trennung von ihr; jedoch, weil ich sie so von Herzen liebe, will ich sie lieber in der Ferne wohl wissen, als hier krank und leidend sehen, darum möchte ich auch ihrer Abreise kein Hindernis in den Weg legen.« Er ließ sogleich seinen Schatzmeister rufen und dem Lehrer so viel Geld, als er für nötig fand, auszahlen, dann befahl er dem Großadmiral, die besten Schiffe für seine Tochter auszurüsten.
    Auf dem Schiff, das Schuhba besteigen sollte, ließ er ein Zelt aus Aloeholz errichten und dessen Boden mit den kostbarsten Teppichen belegen. Als alles zur Reise bereit war, ließ er den Hauptmann dieses Schiffes zu sich kommen und sagte ihm: »Ich beschwöre dich bei Gott, sorge dafür, daß meine Tochter eine angenehme Fahrt habe; lasse deine Matrosen nicht zu viel Lärm machen, daß sie in ihrer Ruhe nicht gestört werde, und sei in allem recht vorsichtig.« Dann nahm er von seiner Tochter und ihrem Lehrer Abschied. Der Hauptmann ließ nur die kleinen Segel spannen, solange die Schiffe im Angesicht des Hafens waren, wo der König ihnen nachsah; dann wurden aber die großen Segel gespannt, und der Wind war ihnen so günstig, daß sie in wenigen Tagen die Vollkommenheitsinsel erreichten. Schuhba war sehr zufrieden mit der Wahl ihres Meisters, denn diese Insel schien ihr ein wahres Paradies. Sie bestimmte dann den schönsten Punkt auf der ganzen Insel zu einem Schloß, dessen Plan ihr Meister entwarf; bald erhob sich aber eine Stadt in der Nähe dieses Schlosses, denn die Fruchtbarkeit dieser Insel und ihr Reichtum an Edelsteinen zog viele Auswanderer aus allen Gegenden der Welt herbei, und so wurde Schuhba eine immer mächtigere Königin, bis sie abermals sich mit Turaja messen zu können glaubte. Um nun aber, nach vielen Gebeten für unseren Herrn Mohammed, den Edelsten aller Sterblichen, zu unserer Erzählung zurückzukehren, verfolgen wir nicht weiter die Geschichte Schuhbas und lassen sogleich ihre Schwester Turaja bei ihr ankommen. Diese suchte ihren Geliebten im ganzen Saal, wo Schuhba von ihrem Hofstaat umgeben, sie empfing, und als sie ihn nirgends fand, wurde sie sehr unruhig, wagte es aber doch nicht, ihre Schwester nach ihm zu fragen. Sie brachte eine schlaflose Nacht zu, und am folgenden Morgen, als die Großen des Reiches und die Häupter der Armee kamen, um sie zu bewillkommnen, war sie so zerstreut und aufgeregt, daß sie ihnen kaum zu antworten vermochte. Als sie wieder allein bei Schuhba war, bat sie sie, mit ihr einen Spaziergang zu machen, und sagte ihr, sobald sie die Stadt im Rücken hatten: »Teure Schwester, so gut mir auch diese unvergleichlich schöne Insel gefällt und so gern ich auch längere Zeit bei dir verweilen möchte, so gestatten mir doch meine Regierungsangelegenheiten keinen langen Aufenthalt bei dir; auch darf ich unseren Vater nicht allzu lang allein lassen. Darum bitte ich dich, sage mir, wo ist Ali, der Geliebte meines Herzens, dessen Ankunft bei dir mir dein Bote gemeldet hat? Meine Sehnsucht nach ihm ist unermeßlich und ich möchte gern bald mit ihm nach meiner Heimat zurückkehren.« – »Teure Schwester«, erwiderte Schuhba, »Ali ist wenige Tage nach der Abreise meines Boten ausgeritten und seither nicht wiedergekehrt; ich habe ihn schon auf der ganzen Insel aufsuchen lassen, niemand konnte aber eine Spur von ihm entdecken; da bereute ich es natürlich, dir einen Boten zugesendet zu haben, aber ich konnte es nicht mehr ändern.« – »Betrübe dich nicht darüber, liebe Schwester«, versetzte Turaja; »Alis Leiden scheinen noch nicht das ihnen bestimmte Ende erreicht zu haben, sonst wäre er hier geblieben; indessen hat er sich doch vielleicht im Wald verirrt und kehrt bald wieder; darum werde ich noch einige Tage hier verweilen und ihn erwarten.« Am folgenden Tag stand Turaja früh auf und ging ins Gebirge, um selbst noch Ali aufzusuchen; sie ritt aber den ganzen Tag umher und rief tausendmal seinen Namen: Niemand antwortete ihr. Gegen Abend warf

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