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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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sie sich ermattet auf die Erde und rief weinend: »O Gott, du hast diese unglückliche Liebe zu Ali über mich verhängt, mit allen Leiden, welche sie nach sich zog; nach deinem Beschluß habe ich von meiner Heimat und meinem Vater mich getrennt; jetzt ist alle meine Hoffnung dahin; nur bei dir suche ich Hilfe, dir ist ja nichts verborgen, weder im Himmel, noch auf der Erde. Ich bitte dich bei deinem Auserkorenen Mohammed (Gottes Friede sei mit ihm!) offenbare mir den Ort, wo mein Geliebter sich aufhält, und vereine mich mit ihm!« Kaum hatte Turaja dieses Gebet vollendet, da hörte sie eine Stimme, welche ihr zurief: »Deine Erlösung ist nahe: Dein Gatte liegt in diesem Tal; die Königin Schuhba hat ihn in eine steinerne Statue verzaubert. Als sie ihn nämlich zuerst sah, war sein Aussehen so schlecht – denn er hatte gar zu viel gelitten –, daß sie ihn häßlich fand und daher, um sich mit dir zu versöhnen, dir durch einen Boten seine Ankunft bei ihr melden ließ. Sobald er aber sich wieder erholt und seine frühere Schönheit wieder erlangt hatte, gefiel er ihr so gut, daß sie es bereute, dich von seiner Ankunft in Kenntnis gesetzt zu haben. Dies hielt sie indessen nicht ab, alles aufzubieten, um seine Liebe zu gewinnen. Da sie aber all ihr Bemühen fruchtlos fand, indem Ali sich stets als ein treuer Gatte bewährte, verwandelte sie ihn in eine steinerne Statue und ließ ihn in den Wald tragen an eine Stelle, wo die Bäume am engsten ineinander verzweigt sind.« Turaja vertiefte sich hierauf wieder in den Wald und hörte, wie zwei Genien um den Besitz ihres Geliebten stritten; es war Sader, den sie selbst noch vor ihrer Reise zu ihrer Schwester Schuhba auf Kundschaft ausgesandt hatte, und Duha, eine Freundin der Königin Farha. Nachdem nämlich Sader mehrere Wochen lang alle Täler und Berge von Osten bis Westen durchstreift hatte und endlich auf die Vollkommenheitsinsel kam, gab er alle Hoffnung, Ali zu finden, auf, und wollte eben wieder zu Turaja zurückreisen, als ihm eine weibliche Djinn begegnete, die sehr erschrocken und ängstlich aussah; sie wendete sich immer links und rechts, nach vorne und hinten um, und war so erhitzt, daß ihr das Feuer aus der Nase sprühte,
    Sader schnitt der Djinn den Weg ab und fragte sie: »Wer bist du und wo willst du hin?« Sie antwortete: »Ich bin Duha, die Tochter eines angesehenen Fürsten in der Nähe der Diamanteninsel; ich verließ aber meinen Vater, als er gegen meinen Willen mich mit dem häßlichen Prinzen der Löweninsel verheiraten wollte, und flüchtete zur Königin Farha. Diese fand ich sehr niedergeschlagen, und als ich sie nach der Ursache ihrer Leiden fragte, sagte sie mir: Ich bin betrübt über den Verlust meines einzigen Sohnes, von dem ich nicht weiß, ob er noch lebt, und nach dem ich mich nicht einmal erkundigen darf, weil mein Vater nach seiner Flucht geschworen, daß, wenn je meine Zunge seinen Namen ausspreche, er aufhören würde, mich als seine Tochter anzusehen. So traure ich nun im stillen schon ein ganzes Jahr und wage niemandem meinen Kummer mitzuteilen noch mir Linderung zu verschaffen, weil hier jedermann meinen Vater fürchtet und ich leicht verraten werden könnte. Nun sei der Herr gelobt, der dich hierher gesandt, denn ich zweifle nicht, daß du mich bemitleiden und mir Kunde von meinem Sohn bringen wirst. Bei diesen Worten weinte sie heftig und fiel in Ohnmacht. Ihr Zustand rührte mich so sehr, daß ich, als sie wieder zu sich kam, ihr versprach, sogleich abzureisen und nicht eher zurückzukehren, bis ich ihr Nachricht von ihrem Sohn oder ihn selbst bringe. So flog ich nun von einer Insel zur andern, bis ich hierher kam und hörte, daß Ali von der Königin Schuhba in eine Statue verwandelt worden; ich durchsuchte nun den ganzen Wald in der Hoffnung, die Statue zu finden, und sie der Königin Farha bringen zu können, der es ein leichtes sein wird, ihrem Sohn seine frühere Gestalt wiederzugeben; aber zwei Genien, welche, wie ich aus einigen ihnen entschlüpften Worten entnehmen konnte, die Wächter der Statue zu sein schienen, flogen mit so drohender Miene auf mich zu, daß ich die Flucht ergreifen mußte, und noch fürchte ich immer, von ihnen eingeholt zu werden.« Als Duha vollendet hatte, sagte Sader: »Bei Gott! Unser Zusammentreffen ist wunderbar: Wir verfolgen dasselbe Ziel, denn so, wie die Königin Farha um ihren Sohn trauert, so ist die Königin Turaja wegen des Verlustes ihres Gatten in Verzweiflung; darum sandte sie

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