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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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übereinstimmend, sonst aber von derselben ganz verschieden.]
    Der Sultan Zaher Beibars, der wegen seiner Gerechtigkeitsliebe sowohl als wegen seiner anderen schönen Eigenschaften und besonders seiner Beredsamkeit in ganz Ägypten von Männern und Frauen, Vornehmen und Geringen geliebt und verehrt war, hatte einen Polizeipräfekten über Kahirah gesetzt, der alle seine Zeitgenossen an Klugheit und Schlauheit übertraf; er rastete weder bei Tag noch bei Nacht, sondern wachte unermüdlich über die Ruhe und Sicherheit Kahirahs: Keine Tugend blieb unbelohnt, kein Laster unbestraft.
    Eines Tages, als er beim Sultan war, der von den höchsten Beamten des Reiches umgeben auf seinem Thron saß, traten fünf alte Männer mit langen Bärten, so weiß wie Baumwolle, in den Divan und baten um Gehör. »Wer hat euch Unrecht getan?« fragte der Polizeipräfekt. Da küßten sie die Erde vor ihm, und einer von ihnen sagte: »Wisse, edler Herr, wir haben eine ganz sonderbare Klage vorzutragen, die uns nötigt, zum erstenmal in unserem Leben vor Gericht zu stehen. Wir sind fünf Brüder und wohnen in einem Haus beisammen, in der Nähe des Elefantenteiches. Wir lebten früher in großem Wohlstand, aber nach und nach verließ uns das Glück, bis wir ganz arm waren. Eines Abends, als wir den letzten Bissen verzehrt hatten und den harten Entschluß fassen mußten, am folgenden Tag zu betteln, kam ein schöner Jüngling auf einem Maulesel vor unsere Tür geritten, übergab den Maulesel seinem Diener und stieg zu uns herauf. Er hatte einen grünen Kaftan an, rote seidene Beinkleider darunter, und einen Turban auf dem Haupt, wie ihn die Jemeniten zu umwinden pflegen. Nachdem wir ihn freundlich begrüßt und bewillkommt hatten, fragten wir ihn, womit wir ihm dienen könnten. Ich bin euer Nachbar, antwortete er, ich wohne jenseits des Elefantenteiches und möchte gern diesen Abend euer Gast sein. Wir antworteten ihm, er sei uns stets willkommen; aber diesen Abend hätten wir ihm gar nichts anzubieten, darum möchte er doch lieber morgen unser Gast sein. Da sagte er lächelnd: Nun, so seid ihr heute meine Gäste; bei Gott, ihr müßt mir nach Hause folgen! Wir gingen im Vertrauen auf Gott mit ihm, ohne ihn zu kennen. Er blieb vor einem großen Hause stehen und klopfte leise an die Tür; sie wurde sogleich geöffnet, und er hieß uns im Namen Gottes eintreten. Er führte uns in einen Saal, der mit den schönsten Diwanen und Teppichen ausgestattet war, und sagte: Betrachtet dieses Haus als das eurige und mich als einen eurer Diener. Wir küßten ihm Hände und Füße und sagten: Wir sind bereit, alle deine Wünsche zu erfüllen; gebiete uns nur, wenn du unser bedarfst. Er ging dann auf eine zur Rechten des Saales verschlossene Tür zu und rief: Freudendauer! Sogleich öffnete sich die Tür, und es trat eine indische Sklavin heraus mit schwarzen babylonischen Augen und schön gewölbten Augenbrauen, mit Wangen, auf deren jeder eine Rose blühte und sich darauf wie Korallen auf weißem Marmor ausnahmen; auf sie waren die Worte des Dichters anwendbar:
»Hätten Polytheisten sie gesehen, sie wäre vor allen anderen Götzen angebetet worden, und zeigte sie sich im Westen einem Mönch, er verließe sein Gebet im Osten und folgte ihr.«
     
    Dieses wunderschöne Mädchen, deren Reize wir gar nicht zu schildern vermögen, sagte in einem süßen Ton zu dem Jüngling: Was befiehlt mein Herr? Der Jüngling antwortete: Bringe diesen Männern, meinen Gästen, etwas zu essen. Die Sklavin ging weg und kehrte bald wieder mit Hühnern, Reis, Backwerk und Braten, und lud uns zum Essen ein.
    »Als wir uns gesättigt und Gott gedankt hatten, – fuhr der eine der Brüder in seiner Erzählung vor dem Polizeipräfekten fort – brachte uns das Mädchen ein goldenes Waschbecken und eine silberne Kanne, welche mit Rosenwasser gefüllt war, und als wir uns gewaschen hatten, brachte sie einen Bündel, welcher fünf Kleider enthielt, die wir anziehen mußten. Der Jüngling hieß uns dann auf die Diwane sitzen, die aber von so feinen Stoffen und so reich ausgeschmückt waren, daß wir sagten. Diese Diwane sind für Könige; es ziemt uns armen Leuten nicht, uns darauf niederzulassen. Aber der Jüngling blickte uns freundlich an und sagte: Nehmet nur Platz und verschwendet nicht so viele Worte. Er wendete sich dann einer anderen Tär zu und rief: Seelenlust! Sogleich trat eine griechische Sklavin aus einem Gemach, so blendend weiß, als käme sie gerade aus dem Paradies;

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