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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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bis ihrer vierzehn beisammen waren, von denen immer die letzte die ersteren verdunkelte. Vor Liebe und Entzücken ganz außer mir, rief ich Sandja, und als er erschien und mich fragte, was ich befehle, sagte ich ihm: Da du doch über tausend abtrünnige Geister gebietest, so bemächtige dich dieser schönen Jungfrauen und trage sie in mein Haus, daß ich an ihren Reizen mich ergötze. – Ich gehorche deinem Befehl, sagte Sandja und verschwand. Aber er kehrte bald, blaß und zitternd wie ein schwaches Rohr beim Sturmwind, wieder und sagte: Wisse, mein Herr, ich wollte nach deinem Befehl mit meinen Geistern über die Mädchen herfallen, da schossen drei Lichtsäulen gegen mich heran, die mich zu verzehren drohten und denen ich nur mit der größten Mühe entkam. Ich sandte dann einige andere Geister gegen sie; aber sie kehrten alle mit verstörtem Angesicht zurück und erklärten, daß sie gegen diese Mädchen nichts vermögen. Ich sah nun den Jungfrauen zu, wie sie miteinander spielten und dann wieder ihr Fischgewand anzogen und nach ihrer Insel zurückschwammen. Als sie meinen Augen entschwunden waren, rief ich Sandja und befahl ihm, mich nach Tunis zu tragen. Er war aber noch so erschöpft von seinem Kampf gegen die Genien, welche die Mädchen beschützten, daß er mich bat, ihm noch einige Augenblicke der Ruhe zu gönnen. Da sagten meine Brüder: Nun, so laß auch uns indessen ein wenig unter diesem Baum schlafen, bis Sandja zur Reise gestärkt ist. Sie legten sich dann unter den Baum und stellten sich bald, als schliefen sie ein. Als ich dies sah, dachte ich: Nun kann auch ich ohne Furcht, daß mir mein Buch genommen werde, ein wenig schlafen. Sobald ich aber einschlief, standen meine Brüder auf, beschworen zwei Geister herbei und befahlen ihnen, das Buch, das in einem roten seidenen Beutel, an einer goldenen Kette befestigt, um meinem Hals hing, zu nehmen und es ihnen zu bringen.
    Die beiden Geister zogen mir die Kette vom Hals und trugen meine Brüder nach Tunis, aber verschwanden dann mit dem Buch, so daß meine Brüder ausriefen: Wehe uns, nun haben wir gar nichts für unseren Verrat an unserem Bruder, und kein Geist wird ihn mehr in seine Heimat zurücktragen. Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen!
    Das ist's, was meine Brüder angeht. Was aber mich betrifft, so schlief ich noch eine Weile fort, und als ich erwachte und nach meinem Buch griff, fand ich es nicht mehr. Ich rief dreimal Sandja; aber er erschien nicht. Da ich auch meine Brüder nicht mehr sah, so zweifelte ich nicht, daß sie mir das Buch gestohlen, und rief: Wir sind Gottes und kehren einst zu ihm zurück. Was Gott will, das geschieht, und was unser Herr nicht will, das geschieht nicht! Dann dachte ich: Hätten sie mir nur das Buch in Tunis gestohlen, wäre ich doch wenigstens in meiner Heimat gewesen! Aber jetzt? Was fange ich in diesem fremden Land an? Doch machte ich mich auf und ging im Vertrauen auf den einzigen Gott dem Bache nach, bis ich an einen sehr hohen, schwarzen Berg kam, aus welchem dieser Bach entsprang. Ich ging nun drei Tage am Fuße des Berges fort, der überall sich so steil erhob, daß ich ihn unmöglich besteigen konnte. Am vierten Tag erst entdeckte ich einen schmalen Pfad, der auf den Berg führte, und ich entschloß mich, ihn zu betreten, denn ich dachte: Wohnte nicht jemand auf diesem Berg, so würde kein Weg hinauf führen. Ich hatte mich auch nicht getäuscht, denn als ich ein paar Stunden lang gestiegen war, kam ich vor ein Kloster, das eine eiserne Mauer mit einer messingenen Pforte umgab. Ich klopfte leise an, und sogleich rief mir jemand zu: Willkommen! Sei ohne Furcht, du wirst dein Ziel erreichen und deine Feinde zuschanden machen. Ein kohlschwarzer Sklave öffnete mir dann die Tür und hieß mich hereintreten. Dieser Sklave sah aber so schauerlich aus, daß ich mich fürchtete, ihm zu folgen. Da er merkte, daß ich ihm nicht traute, ging er ins Kloster zurück, kam aber bald wieder und sagte mir: Mein Herr, der Besitzer des Klosters, sendet mich zu dir, um dir zu sagen, daß, wenn du der Abendländer Mahmud aus Tunis bist, du ihm höchst willkommen seist; bist du aber auch ein anderer und bedarfst seiner, dann kannst du auch auf seinen Beistand zählen. Ich antwortete: Ich bin der Abendländer Mahmud, und folgte ihm ins Innere des Klosters in ein reich ausgestattetes Gemach, wo auf einem seidenen Divan ein alter Mann saß mit einem grauen Bart, der bis zu den Füßen herabhing;

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