Tausend und eine Nacht, Band 4
Goldarbeiter, Bildhauer, Maler und andere Handwerksleute und Künstler kommen, und trug ihnen auf, eine Stadt mit viertausend Säulen zu bauen. Mitten in der Stadt ließ er ein Schloß mit einem Garten anlegen, der den des Paradieses übertreffen sollte. Für das Schloß wurden nur das reinste Gold und die edelsten Perlen und Diamanten gebraucht, und der Garten wurde mit den seltensten Blumen und Früchten aus allen Weltteilen angefüllt. Die Obstbäume wurden aus Griechenland und Persien herbeigeholt, die Veilchen aus Baßrah, die Rosen aus Kufa, Basilienkraut aus Mekka, Lilien und Jasminen aus Ägypten, Safran aus Genua, Aloe und Sandel aus China; dabei war ein Park, in welchem die schönsten Gazellen umherhüpften und die buntfarbigsten Vögel ihre Liebeslieder sangen. Die Mauern dieses Gartens wurden mit den feinsten Stoffen bedeckt, auf denen allerlei Bäume und Vögel gemalt und gestickt waren. Als alles vollendet war, beschenkte Schadad die Arbeiter und Künstler königlich und bezog sein Schloß. Aber in der ersten Nacht, die er darin schlief, hatte er einen bösen Traum, aus dem er ganz erschrocken und niedergeschlagen erwachte; er wußte aber nicht mehr, was er eigentlich geträumt hatte. Des Morgens früh ließ er seinen Traumdeuter rufen, welcher Ifrach hieß und dem er ein unbedingtes Vertrauen schenkte, und sagte ihm: Mein teurer Ifrach, ich habe diese Nacht einen schrecklichen Traum gehabt, dessen ich mich aber nicht mehr erinnere; nur so viel weiß ich noch, daß ich mit zitterndem Herzen darüber erwachte. Erkläre mir, was dieser Traum bedeutet. Ifrach zog eine Tafel aus der Tasche, bestreute sie mit Sand und schrieb allerlei fremde Charaktere hinein; dann rechnete er eine Weile mit den Fingern und sagte: Erhabener König, du befandest dich im Traum auf einem Schiff mitten auf dem tobenden Meer, da kam ein häßlicher Schwarzer mit einem Löwengesicht auf dich zu, faßte eine Kette, welche am Vorderteil des Schiffes herabhing, tauchte unter und zog das Schiff nach sich in den Abgrund. Du stürztest um und fielst in Ohnmacht. Als du wieder zu dir kamst, befandest du dich in einer großen Grube, von der du weder den Eingang noch den Ausgang sahest; nachdem du eine Weile darin umhergingst, fandest du ein großes Feuer, das hell aufflammte, ohne daß jedoch ein Rauch aufstieg; das Feuer kam dann auf dich zu und verzehrte dein linkes Bein wie ein Stück dürres Holz, und als es dann weiter herauf gegen das Herz stieg, erwachtest du. – Du hast wahr gesprochen, sagte Schadad, das war mein Traum, nun sage mir aber auch, was er bedeutet, Ifrach zog ein Buch aus der Tasche und las eine Weile darin; dann stieß er einen Schrei aus, daß das Schloß trotz der vielen Säulen, auf denen es ruhte, doch davon erbebte. Was hast du gesehen, fragte Schadad, vor Schrecken außer sich. Sage mir deine Gnade zu, versetzte Ifrach, und ich verhehle dir nichts. Als ihm Schadad hierauf das Gnadentuch überreichte, sagte er: In zehn Tagen wird der Tod dich und dein ganzes Volk hinwegraffen. – Am zehnten Tag, als Schadad über seine Truppen Musterung hielt, erhob sich ein heftiger Sturm, die ganze Erde bebte und verschlang den König Schadad mit seinem ganzen Heer, und sie waren nicht mehr als der gestrige Tag, der nie wiederkehrt. Sein schönes Schloß aber bewohnte nach ihm Deidabudj, ein sehr mächtiger, aber lasterhafter Genienfürst, welcher seinen Vater Jadjudj, König der bleiernen Stadt, ermordete. Er blieb aber nicht lange im ruhigen Besitz desselben, denn der Zauberer Busirian, welcher ein vertrauter Freund Jadjudjs war und dessen Tochter Unka leidenschaftlich liebte, sperrte ihn in eine kupferne Flasche, die er fest versiegelte; er wollte ihn sogar ins Meer werfen, aber Unka bat um Gnade für ihn. Deidabudj blieb viele Jahre in dieser Flasche, bis eines Tages sein Vetter Iblis zum Priester Djindar ging, welcher ein festes Schloß auf einer kleinen Insel des Ozeans bewohnte, und ihn um Beistand gegen Busirian anflehte. Djindar las eine Weile in seinem Zauberbuch, dann sagte er zu Iblis: Ich vermag nichts für deinen Vetter zu tun, so gern ich ihn auch befreien möchte; der einzige Mann auf der Welt, dessen Hilfe dir von Nutzen sein kann, ist Abul Adjaib, den ich in einigen Tagen hier erwarte, und mit deinem Anliegen bekannt machen will. Am dritten Morgen traf wirklich Abul Adjaib bei Djindar ein. Er hatte ein doppeltes Gesicht, ein menschliches vorn und ein Elefantengesicht hinten; war er guter Laune, so
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