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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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antwortete ihr mit zärtlicher Stimme; die ganze Insel verkündete laut den Herrn des Ostens und Westens, den niemand erreicht und vor dessen Bestimmung niemand entfliehen kann, (Gepriesen sei er, der erhabene Gott!) Bulukia merkte bei diesem Anblick, daß er einen anderen Weg eingeschlagen, als den, welchen ihn Afan auf der Hinreise geführt.«
    Er wandelte auf der Insel umher bis abends, dann bestieg er einen hohen Baum. Auf einmal fing das Meer zu toben an und es kam ein großes Tier hervor, das so laut schrie, daß die ganze Insel wankte. Nach einer Weile kamen Löwen, Tiger, Wölfe, Panther und andere wilde Tiere herangesprungen, jedes mit einem Edelstein im Vorderfuß, der wie ein Licht glänzte; es waren ihrer so viele, daß nur Gott ihre Zahl kennt; die ganze Insel war davon angefüllt. Sie unterhielten sich miteinander, bis der Tag anbrach, dann verschwanden sie wieder. Bulukia, aus Furcht vor ihrer Wiederkehr, stieg nun ins zweite Meer und ging Tag und Nacht, bis er an einen hohen Berg kam, unter welchem ein tiefes Tal lag, dessen Boden von Magnetstein war; hier stieg er ans Land und trocknete einige Fische in der Sonne. Als er aber am Ufer des Meeres sie verzehren wollte, kam ein Tiger drohend auf ihn zu, als wollte er ihn verschlingen, da salbte er sich schnell die Füße und sprang ins dritte Meer. Die Nacht war sehr dunkel und stürmisch und er mußte lange umhertappen, bis er auf eine Insel kam, wo allerlei Obstbäume wuchsen. Er pflückte einige Früchte, aß sie, dankte Gott und ging dann auf der Insel spazieren, die ihm so gut gefiel, daß er zehn Tage darauf zubrachte; am elften salbte er seine Füße wieder und ging auf das vierte Meer. Nach mehreren durchwanderten Tagen und Nächten kam er auf eine Insel, deren Boden aus weißem Sand bestand, auf dem weder Bäume noch sonst etwas Grünes zu sehen war. Es war ein Sandmeer, in welchem Raubvögel ihre Nester hatten. Er hielt sich daher gar nicht auf, sondern ging gleich auf das fünfte Meer, das er in einigen Tagen überschritt, und gelangte an eine kleine Insel, deren Boden wie Kristall glänzte und von vielen Goldadern durchschnitten war. Bäume wuchsen auf dieser Insel, die wie die Sonne leuchteten, und Blumen, die wie Gold aussahen. Bulukia brachte den Tag auf der Insel zu, und des Nachts sah er die Blumen wie Sterne leuchten. Man behauptet, diese Insel heiße die Blumeninsel, und diese Blumen seien lauter Funken, die von der Sonne abfallen. Bulukia schlief eine Nacht auf dieser Insel; am folgenden Morgen salbte er seine Füße wieder und stieg ins sechste Meer; dieses führte ihn nach einigen Tagen auf eine Insel, wo zwei Berge sich erhoben, auf denen viele Bäume wuchsen, an deren Zweigen Menschenköpfe an den Haaren hingen; andere Bäume sah er, an denen grüne Vögel mit den Füßen hingen, wieder andere, die wie Feuer strahlten und Früchte trugen, von denen brennende Funken herabtropften, er sah auch lachende und weinende Früchte und noch viele andere wunderbare Dinge. Auch sah er, als er des Nachts unter einem Baum lag, die Nymphen aus dem Meer steigen, mit Edelsteinen in der Hand, die wie ein Licht glänzten; sie tanzten und spielten und hüpften und scherzten miteinander, bis der Morgen heranbrach, dann sprangen sie wieder ins Meer. Auch Bulukia salbte sich wieder und betrat das siebente Meer. Er mußte zwei Monate lang gehen, ehe er Land erblickte, und große Hungersnot leiden, da er nichts als Fische aus dem Meer nehmen konnte, die er roh verzehren mußte. Endlich kam er an einem Morgen auf eine Insel, welche reich an Bächen und Bäumen war; er ging gleich auf einen Baum zu und streckte die Hand aus, um Äpfel zu nehmen. Da schrie ihn ein Mensch aus diesem Baum an: Wenn du etwas von diesem Baum nimmst, so teile ich dich in zwei Teile. Bulukia hob die Augen auf und sah eine Gestalt vor sich, welche wohlgemessene 40 Ellen lang war, er fürchtete sich sehr und sagte: Warum darf ich von diesen Früchten nichts essen? Der Mann antwortete: Weil du ein Erdensohn bist und dein Vater Adam Gottes Befehl übertrat und von dem verbotenen Baum aß. – Wem gehören denn diese Bäume und wer bist du? – Ich heiße Scherahia, und diese Insel mit ihren Bäumen gehört dem König Sachr, dessen Untertan ich bin, beauftragt, diese Insel zu bewachen; doch wer bist du und wie kommst du hierher? Bulukia erzählte ihm seine ganze Geschichte, worauf Scherahia ihm etwas zu essen brachte und Abschied von ihm nahm. Bulukia irrte nun wieder zehn Tage umher,

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