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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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ihn zu und grüßte ihn; Bulukia erwiderte seinen Gruß und fuhr wieder fort die Tora zu lesen und andächtig zu beten. Da näherte sich ihm Afan und fragte ihn, wer er sei und wo er herkomme; Bulukia antwortete: »Ich bin aus Ägypten und reise umher, um Mohammed zu suchen.« Afan lud ihn ein, mit ihm nach Hause zu kommen und sein Gast zu sein. Bulukia ging mit Afan, der ihn sehr gut bewirtete und ihm eine bequeme Wohnung einräumte. Am folgenden Morgen fragte Afan seinen Gast, wieso er Mohammed liebe und woher er etwas von ihm wisse. Als Bulukia hierauf seine Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählte, verlor Afan fast den Verstand vor Erstaunen, dann sagte er: »Führe du mich zur Schlangenkönigin, ich bringe dich hernach zu Mohammed, dem Gott gnädig sei, doch wird das noch lange dauern. Sperre aber nur einmal die Schlangenkönigin in einen Käfig, wir tragen sie zu den Pflanzen, die auf dem Berg wachsen; jede Pflanze, an der wir vorübergehen, wird ihr dann sagen, wozu sie zu gebrauchen ist durch die Allmacht des erhabenen Gottes. Ich weiß, daß es ein Kraut gibt, dessen Saft die Eigenschaft hat, dem, der sich die Füße damit salbt, die Kraft zu verleihen, auf allen Meeren, die Gott geschaffen, umherzugehen. Haben wir einmal durch die Schlangenkönigin dieses Kraut kennengelernt, so lassen wir sie wieder ihres Weges gehen und salben uns mit dem Saft desselben, durchwandern die sieben Meere, bis wir zu Salomons Grab gelangen, da nehmen wir den Siegelring von seinem Finger und werden so mächtig wie Salomon, und erreichen alle unsere Wünsche; wir trinken hierauf von der Lebensquelle im Meer der Dunkelheit; unser Leben wird dann mit Gottes Willen so lange währen, bis wir in späterer Zeit mit Mohammed zusammenkommen.« Als Bulukia diese Worte hörte, sagte er: »Ich will dir zeigen, wo die Schlangenkönigin sich aufhält.« Afan ließ sich hierauf einen eisernen Käfig machen, nahm zwei Becher, füllte den einen mit Wein und den anderen mit Milch, und reiste mit Bulukia Tag und Nacht, bis sie auf die Insel kamen, wo er mich gesehen hatte. Sobald sie ans Land stiegen, machte Afan eine Falle an den Käfig, stellte die beiden Becher hinein und entfernte sich wieder. Nach kurzer Zeit kam ich herbei und staunte eine Weile den Käfig an, sobald ich aber die Milch und den Wein roch, stieg ich vom Rücken der Schlange herunter, die mich trug, und kroch in den Käfig hinein. Als ich aber von dem Wein getrunken hatte, schwindelte mir der Kopf; Afan, der nicht weit vom Käfig verborgen war, bemerkte dies, schloß die Türe des Käfigs und trug mich fort. Als ich wieder zu mir kam und mich eingesperrt auf dem Gipfel des Berges neben Bulukia fand, sagte ich: »So geht es denen, die Menschen schonen.« Bulukia erwiderte aber: »Fürchte nichts, o Königin der Schlangen, wir tun dir nichts zuleide, du sollst uns nur die Pflanze zeigen, deren Saft uns die Kraft gibt, auf allen Meeren zu gehen, die Gott geschaffen, ohne zu versinken; sobald wir sie gefunden, bringen wir dich wieder dahin zurück, wo wir dich gefangen.« So gingen sie nun mit dem Käfig, in welchem ich eingesperrt war, auf dem Gebirge umher unter allerlei Pflanzen, deren jede verkündete, wozu sie zu gebrauchen, bis sie endlich zu einem Kraut kamen, welches ausrief: »Wer mich pflückt und meinen Saft auspreßt und damit seine Füße salbt, der kann auf allen Meeren gehen, die Gott geschaffen, ohne daß sein Fuß wanke.« Als Afan dies hörte, stellte er den Käfig auf den Boden, pflückte von diesem Kraut, so viel er brauchte, zerstieß es, drückte es aus, goß den Saft in zwei Fläschchen, die er aufbewahrte, und salbte seine Füße mit dem übrigen. Dann ging er mit Bulukia wieder auf die Insel, wo er mich gefunden; Afan öffnete die Tür des Käfigs und ließ mich heraus. Als ich wieder im Freien war, sagte ich; »Was wollt ihr mit diesem Saft tun?« Sie antworteten: »Wir wollen die sieben Meere durchschreiten, um zu dem Grab unseres Herrn Salomon zu gelangen und den Siegelring von seinem Finger zu nehmen.« Ich erwiderte aber: »Das könnt ihr nie erreichen, denn der erhabene Gott hat nur Salomon damit beschenkt, als er betete: O Gott, schenke mir ein Reich, das keiner nach mir haben wird, du bist ja der Gebende. Was tut ihr also mit diesem Ring? Hättet ihr lieber das Kraut gepflückt, das dem, der es genießt, bis zum Auferstehungstag Gesundheit und Jugend verleiht, das hätte euch mehr genützt.« Als Afan dies hörte, bereute er, was er getan, und

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