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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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oder?"
    "Mon dieu, erzählen Sie mir nicht, dass ich Sie schon wieder beleidigt habe, Zachary! Was habe ich diesmal getan? Erinnert der rote Pullover, den ich ihr geliehen habe, Sie an ein bestimmtes Milieu?"
    Zachary blickte auf seine behandschuhten Hände. "Nein, daran habe ich überhaupt nicht gedacht", gestand er schließlich.
    "Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Sie sieht viel besser aus als in dem alten Pullover von mir, den sie so heiß und innig liebt."
    Nur eine Närrin hätte sich durch eine einzige Entschuldigung so erweichen lassen. Und dennoch wünschte sie, Claire, sich wieder, Zachary und sie könnten ihre Differenzen beilegen und sich die gegenseitige erotische Anziehungskraft eingestehen.
    Vielleicht ging es ihm genauso, denn er nahm ihre Hand und sagte: "Claire, ich habe es mir zur Regel gemacht, mich nie mit weiblichen Gästen einzulassen - vor allem nicht mit jemandem wie Ihnen."
    Sofort wurde sie wieder wütend. Mit jemandem wie ihr? Was meinte er damit? Wie kam er darauf, dass sie nicht gut genug für ihn war, während er mit allen anderen weiblichen Gästen flirtete?
    Ich würde dir gern eine Lektion erteilen, Zachary Alexander, überlegte sie bitter, damit du dich nur einmal so nach mir sehnst, wie ich mich gestern Abend nach dir gesehnt habe.
    Doch sie straffte sich und erklärte kühl: "Ich bin froh, dass Sie sich über Melanies Aussehen freuen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden ... Ich möchte zu den anderen gehen."
    Schnell entfernte sie sich von ihm, wohl wissend, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben vor sich selbst weglief.
    Sie war vierzehn gewesen, als sie die Wertmaßstäbe festgelegt hatte, anhand deren sie ihre Zukunft gestalten wollte.
    Ihre Mutter war im März gestorben, und die Todesursache war für anständige Menschen ein Tabuthema gewesen. Am Tag nach der Beerdigung war sie, Claire, in das schäbige Zimmer hinter dem Fischgeschäft, das ihr Zuhause gewesen war, solange sie denken konnte, zurückgekehrt und hatte die kläglichen Überreste von Lisettes Leben betrachtet: die geschmacklosen, offenherzigen Blusen und die kurzen, zu engen Röcke, die abgelaufenen Plateauschuhe, den knalligen Lippenstift und das billige Parfüm - all die Dinge, mit denen ihre arme Mutter versucht hatte, sich Liebe zu erkaufen.
    In dem Moment hatte sie, Claire, beschlossen, nicht dasselbe Schicksal zu erleiden. Sie würde sich von ihrer Herkunft lossagen und jemand werden. Aus eigener Kraft. Und so erfolgreich, dass niemals jemand ihre Herkunft erraten würde.
    Doch die heiligste von all den Regeln, die sie an jenem Tag für sich aufgestellt hatte, war die gewesen, dass der einzige Mann, der je ihren Körper kennen lernen würde, der sein würde, dem sie ihr Herz schenkte - und zwar bedingungslos und bis ans Ende ihres Lebens. Seit sie Zachary Alexander kannte, war sie allerdings versucht, gegen diese Regel zu verstoßen, und das schockierte sie.
    Eine Stimme hinter ihr riss Claire aus ihren Gedanken. "Es gibt auch heißen Kakao, aber ich glaube, das hier könnten Sie eher gebrauchen."
    "Ach, Sie sind's", sagte sie, als sie sich Eric gegenübersah, der einen Becher Glühwein in der Hand hielt.
    "Richtig. Und bevor Sie mich auffordern zu verschwinden, hören Sie mir bitte zu. Mein Verhalten gestern Abend war unverzeihlich, und es tut mir Leid, dass Mel und Sie es ausbaden mussten. Daher habe ich auch Verständnis dafür, wenn Sie wollen, dass ich auf Distanz bleibe. Aber wenn Sie eine Schulter zum Anlehnen brauchen, können Sie auf mich zählen."
    Seine offensichtliche Reue rührte sie. Da sie vom Zeitpunkt ihrer Ankunft an erfolglos versucht hatte, ihr Verhalten Zachary gegenüber wieder gutzumachen, wusste sie, wie es war, wenn jemand eine Entschuldigung nicht annahm. "In dem Fall vergessen Sie das Ganze einfach."
    "Danke." Mit einem Nicken deutete Eric auf McBride, der mit einer Gitarre auf dem Schoß am Feuer Platz genommen hatte, während zwei andere Mitarbeiter bedruckte Blätter verteilten. "Wollen Sie sich setzen?"
    McBride spielte ein Weihnachtslied nach dem anderen, und alle stimmten fröhlich ein.
    Claire hatte ihre
    Niedergeschlagenheit schon fast überwunden, als er plötzlich
    "Winter Wonderland" zu spielen begann.
    In dem Lied ging es um ein Liebespaar, das das Weihnachtsfest an einem wunderschönen Ort verbrachte. Sie verspürte einen Stich. Sie hatte schon so viele Weihnachtsfeste allein verbracht und überlebt ... Warum hatte sie dann diesmal das Gefühl, als wäre

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