Tausend Worte der Liebe
Käsebällchen und Pasteten und verpackte sie dann in Kartons, zusammen mit Snacks und Kanapees. Endlich war alles fertig. Sie konnte ihre Unruhe nicht länger ertragen, ging zum Telefon und wählte die wohlbekannte Nummer.
Du bist töricht und albern, schalt sie sich selbst, als am anderen Ende der Leitung das Klingelzeichen ertönte. »Hier bei Mr Prescott.«
Shay biss sich auf die Lippen. Warum hing sie nicht auf? Mitch hatte sich neulich doch wohl klar genug ausgedrückt. »Mrs Carraway – ich bin es, Shay Kendall.«
»Dem Himmel sei Dank«, wisperte Mrs Carraway aufgeregt, was sofort Shay in Alarmbereitschaft brachte. »Oh, Mrs Kendall, ich habe kein Recht, mich da einzumischen – wahrscheinlich werde ich gefeuert –, aber Mr Prescott ist in einer schrecklichen Verfassung.«
»Was soll das heißen? Ist er krank?«
»Mr Prescott ist mehrere Tage geschäftlich verreist gewesen, erst vor einer Stunde kam er zurück. Er hat ganz merkwürdige Dinge erzählt, Mrs Kendall, von der Schlechtigkeit der Menschen und dass es nicht erkennbar wäre, weil sie keine Halloweenkostüme tragen.«
Shay schloss die Augen. Wer weiß, mit welchen Abscheulichkeiten Mitch sich in diesen Tagen befasste. »Ist er jetzt im Haus?«
Mrs Carraway brach plötzlich in Tränen aus. »Bitte, Mrs Kendall, bitte kommen Sie! Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
Shay warf einen Blick auf die Uhr. Wenn sie sich beeilte, könnte sie noch vor Einbruch der Dunkelheit dort sein. Die Lieferung für Reeses stand fertig bereit, der Rest des Abends gehörte ihr.
»Ich komme, so schnell ich kann«, versprach sie. »Machen Sie sich keine Sorgen. Es geht alles in Ordnung.«
Shay packte die Hors d’œuvres in ihren neuen geräumigen Kombi. Dann rief sie Alice an.
»Mit Mitch stimmt etwas nicht«, teilte sie ihr mit. »Sobald ich Reeses beliefert habe, fahre ich zu ihm. Hank spielt mit Louie, er kommt um sechs nach Hause. Könntest du …«
»Natürlich«, unterbrach Alice sie. »Ich kümmere mich um Hank. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.«
Shay fuhr im Rekordtempo zu Reeses, ließ sich auf gar nichts ein, sondern stapelte Körbe und Kartons in Jeannies Küche, machte kehrt und brauste davon.
Nach kurzem Stopp bei sich zu Hause, stand Shay vor Mitchs Haustür und klingelte. Mrs Carraway öffnete umgehend.
»Oben«, flüsterte sie. »In seinem Zimmer.«
Ohne zu zögern, machte Shay sich auf den Weg. Dies war nicht die Zeit vor Mrs Carraway so zu tun, als ob sie nicht den Weg hinauf in sein Schlafzimmer wüsste. Sie klopfte an die Tür.
»Lassen Sie mich in Ruhe!«, rief Mitch. Seine Stimme klang belegt. War er betrunken?
Shay klopfte noch einmal, kräftiger. Sie hörte unterdrücktes Fluchen, dann schlug ein Stuhl um, und die Tür flog auf.
»Verdammt, ich hab’ doch gesagt …« Mitch starrte Shay ungläubig an. »Gütiger Himmel«, stammelte er, trat fast automatisch beiseite und ließ Shay ein. Aber er wandte ihr gleich wieder den Rücken zu, seine breiten Schultern waren angespannt.
»Was ist los, Mitch?«, fragte Shay weich, fürchtete, ihn zu berühren und wurde doch zur gleichen Zeit magisch zu ihm gezogen. Sie stand dicht hinter ihm und legte die Arme um seine Taille. »Sag es mir.«
Mitch drehte sich in ihren Armen zu ihr um, und sie sah Schmerz in seinen Augen, Schmerz und auch Hoffnungslosigkeit. »Du willst es nicht wissen«, sagte er rau.
»Doch, das möchte ich. Also fang an.«
Shay erinnerte sich daran, wie oft Mitch ihr geholfen hatte, als sie ihn brauchte. Sie nahm ihm das Glas aus der Hand und stellte es ab. Sie ließ heißes Wasser in die Wanne laufen. Sie zog ihm das T-Shirt über den Kopf und die Schuhe von den Füßen, dann folgten die Jeans. Er starrte sie noch immer an, als sie ihn sanft aber bestimmt zur Wanne hinschubste.
»Steig ein, Prescott«, sagte Shay übertrieben energisch. »Oder ich werde böse.«
Mit dem Anflug eines Lächelns um die Mundwinkel ließ Mitch sich ins heiße Wasser gleiten. Shay warf die Schuhe von den Füßen, dann zog sie sich ganz aus, und die Überraschung in seinen Augen bereitete ihr Vergnügen. Sie stieg in die Wanne, setzte sich hinter Mitch und fing an, seine verspannten Schultermuskeln zu massieren. »Komm, sprich dich aus.«
Stockend begann er von seinen Gesprächen mit Alan Roget zu berichten. Shay kannte die Story des Massenmörders aus den Zeitungen. Standhaft hörte sie seiner Beschreibung dieses widerlichen, abstoßenden Geschöpfes zu, über das Mitch zu
Weitere Kostenlose Bücher