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Tausend Worte der Liebe

Tausend Worte der Liebe

Titel: Tausend Worte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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liebst ihn.«
    »Du verstehst nicht. Er – er schreibt ein neues Buch.«
    Inzwischen gehörte Alice zum kleinen Kreis Eingeweihter, die wussten, dass Mitch Prescott und der mysteriöse »Zebuion« identisch waren. Sie hatte sich alle seine Bücher von Shay geben lassen und eins nach dem anderen mit großem Interesse gelesen. Demnach konnte sie sich denken, worauf Shay anspielte. Trotzdem erkundigte sie sich beiläufig: »Ist das nicht normal bei einem Schriftsteller? Wenn ein Buch fertig ist, beginnt er mit dem nächsten.«
    Shay fühlte sich angegriffen. In ihrem Ton lag unnötige Schärfe, als sie sich verteidigte. »Es ist nicht das Schreiben, was mich stört, sondern das Recherchieren. Alice, er könnte getötet, gefangen, gefoltert werden!«
    »Deshalb machst du mit ihm Schluss? Shay, ich glaubte, du seist aus besserem Holz geschaffen.«
    Alices Worte – obwohl sie nicht böse klangen – trafen Shay. »Ich würde jedes Mal tausend Tode sterben, schwitzen, wenn er nur das Haus verlässt, Alice. Ich liebe ihn zu sehr, um …«
    »Im Gegenteil, Liebes«, unterbrach Alice sie. »Mir scheint, dass du ihn nicht genug liebst.«
    Shay sprang auf und verließ beleidigt den Raum, das Haus.
    Verärgert und viel zu schnell brauste Shay davon. Bereits nach der vierten Straßenecke hielt sie eine Polizeistreife an, und sie bekam einen Strafzettel. Dass die Strafe nur berechtigt war, machte die Sache auch nicht besser. Als sie später zurück ins Haus kam, war Alice bereits in ihr Apartment mit ihrem kleinen neuen Wagen gefahren.
    »Darf ich bis zum Essen mit Louie spielen?«, fragte Hank gleich nach der Schule. Ein Blick auf seine Mutter hatte genügt, um ihm zu zeigen, in welch mieser Stimmung sie sich befand.
    Shay wuschelte ihm durchs Haar. Sie hatte ein schlechtes Gewissen und erkundigte sich nur anstandshalber nach Schularbeiten.
    »Ich hab’ keine auf.« Hank sah Shay kritisch an. »Magst du eigentlich deinen neuen Job, Mom?«
    »Noch ist es nicht so weit. Aber ich bin sicher, er wird mir gut gefallen.«
    »Musst du immer so angezogen herumlaufen?«
    Shay lachte. »Aber nein. Ich habe heute mein Büro angestrichen.«
    »Warum machen das nicht die Handwerker?«
    »Mein eigenes Reich wollte ich selbst anmalen, Hank. Aber frag nicht, warum. Ich habe keine Ahnung.«
    »Werden wir dort auch wohnen, wenn alles fertig ist?«
    Shay schüttelte den Kopf. »Nein, dafür ist kein Platz. Den letzten Laden konnte ich heute vermieten.«
    Hank dachte kurz darüber nach, doch dann erhellte sich sein Gesicht wieder. »Jetzt such’ ich erst einmal Louie, sonst macht der was anderes. Bis nachher, Mom.«
    Shay duschte und suchte nach etwas Essbarem. Sie war bedrückt, und die Kartoffelchips aus der Tüte konnten daran auch nichts ändern. Also rief sie Alice an. »Es tut mir leid.«
    »Wähle Mitchs Nummer, und sag das ihm.« Shay setzte sich gerade. »Nein, das werde ich nicht tun.«
    »Dann bist du leider eine Närrin. Man trifft nicht alle Tage jemanden wie Mitch. Das ist nicht wie bei Einkommensteuern oder neuen TV-Serien, die jedes Vierteljahr pünktlich erscheinen.«
    »Du bist unmöglich, Alice.«
    »Vielleicht. Aber du magst mich doch, oder?«
    Shay musste lachen: »Oh ja. Und morgen sehen wir uns, nicht wahr?«
    »Garantiert.«
    Als Shay auflegte, stürmte Hank atemlos ins Haus. Er war spät dran, aber Shay schalt nicht. Ohne Murren aß er, ließ sich in die Badewanne verfrachten und marschierte ab ins Bett.
    Shay setzte sich in ihren Lieblingssessel und begann das Manuskript über Rosamond zu lesen. Mitchs erster Entwurf hatte ihr bereits gefallen, aber die fertige Arbeit war schon ein beeindruckendes Werk. Wieder hatte Shay den Eindruck, als würde sie Rosamond neu kennenlernen.
    Viertel vor vier im Morgengrauen blätterte Shay die letzte Seite um. Sie war hellwach und ganz im Bann von Mitchs eindringlichem Schreibstil. Sie hatte erwartet, dass das Buch irgendwelche Änderungsvorschläge nötig gehabt hätte. Aber es war perfekt. Leider. Für ein weiteres Zusammenarbeiten ergab sich demnach keine Gelegenheit.
    Steif und mit schmerzendem Rücken stand Shay auf. Nein, es war besser so, sagte sie sich. Sie würde ihn am Morgen anrufen und ihm mitteilen, dass das Buch gedruckt werden könne. Dann konnte sie ungestört mit ihrem eigenen Leben fortfahren.
    Und was für eine Art Leben würde das werden ohne Mitch?
    Shay lag im Bett mit weit geöffneten Augen. Viel Arbeit wartete, und Alice und Hank würden für Abwechslung sorgen.

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