Tausendschön
Hölle zurück.
» Du musst mich auf dem Laufenden halten, was passiert, Spencer«, sagte sie leise. » Du kannst mich nicht ausschließen.«
Spencer runzelte die Stirn. Intuitiv nahm er eine Verteidigungshaltung ein.
» Ich habe dir nie etwas vorenthalten«, sagte er. » Ich habe dir von Fredrika erzählt, und ich habe von dem Kind erzählt.«
Sie lachte hohl. » Mein Gott, Spencer, du warst das ganze Wochenende weg, ohne zu sagen, wo.«
Wäre es dir nicht sowieso egal gewesen?, dachte er müde. Laut sagte er: » Das war nicht meine Absicht.« Er räusperte sich. » Wie ich schon mal gesagt habe, geht es Fredrika in der Schwangerschaft nicht immer gut, und …«
» Und wie wird es später werden?«, unterbrach ihn Eva. » Hast du darüber überhaupt schon mal nachgedacht? Wirst du das Kind jedes zweite Wochenende haben, oder wie sind deine Pläne? Wirst du es mitnehmen, wenn wir bei unseren Freunden zum Abendessen eingeladen sind, und wie wirst du es dann vorstellen?«
Sie schüttelte den Kopf und ging, um nach dem Fleisch und dem Gratin zu sehen.
» Ich dachte, wir hätten darüber gesprochen«, sagte Spencer und hörte selbst, wie platt das klang.
Eva knallte den Backofen zu. » Du hast darüber gesprochen«, sagte sie, » nicht wir .« Sie atmete tief durch, ehe sie fortfuhr: » Wenn es überhaupt noch ein Wir gibt.«
Als er den Mund öffnete, um zu antworten, hob sie den Zeigefinger, um ihn zum Schweigen zu bringen.
» Dass wir beide seit Langem schon andere treffen müssen, damit es uns gut geht«, sagte sie mit gedämpfter Stimme, » daran habe ich mich gewöhnt. Aber dass du beschließt, mit einer anderen Frau eine Familie zu gründen …«
Sie hielt sich die Hand vor den Mund, und zum ersten Mal seit mehreren Jahren hatte er plötzlich das Gefühl, sie in den Arm nehmen zu wollen.
» Wie ist es nur so weit gekommen, Spencer?«, weinte sie. » Wie konnten wir in dieser Beziehung verharren, in der keiner von uns zufrieden war und in der keiner von uns den anderen lieben konnte?«
Ihre Worte trafen ihn hart.
Offensichtlich hatte sie nicht die geringste Ahnung von den Machenschaften ihres Vaters.
Aber war das denn überhaupt noch wichtig?, fragte sich Spencer. Was konnte denn noch schlimmer sein als das hier?
Fredrika Bergman klemmte sich hinter das Steuer ihres Autos und fuhr zum Krankenhaus Danderyd. Es war, als hätte der Fall übers Wochenende angefangen zu brodeln, um dann am Montag zu explodieren. Zwei weitere Tote, davon einer mit direkter Verbindung zu den Eheleuten Ahlbin. Ein Tatverdächtiger, der nach Einschätzung von Joar und Peder eher als Kronzeuge zu betrachten war. Ein Psychiater, der die Polizei davon zu überzeugen versuchte, dass sein Patient sich niemals umgebracht hätte, und das, obwohl er in mehreren anderen vergleichbaren Fällen mit seiner Einschätzung falschgelegen hatte. Und dazu noch zwei Pfarrer, Sven Ljung und Ragnar Vinterman, die Jakob Ahlbin beide kannten und mit widersprüchlichen Informationen und Urteilen aufwarteten.
Als Fredrika und Alex die Wohnung der Ljungs verlassen hatten, hatten sie ihre Ergebnisse miteinander verglichen und festgestellt, dass Elsie Ljung ganz klar die gesprächigere der beiden gewesen war. Sven hatte zum Beispiel kein Wort darüber verloren, dass sein Sohn drogenabhängig und dass Karolina Ahlbin mehrere Jahre lang mit ihm zusammen gewesen war. Alex rief ihn im Lauf des Tages dann noch mal an und fragte geradeheraus, warum er der Polizei diese Information vorenthalten habe, und bekam zur Antwort: » Weil ich mich so schrecklich dafür schäme, als Eltern versagt zu haben. Und jetzt schäme ich mich umso mehr, weil ich, indem ich nichts gesagt habe, den Namen von Karolina beschmutzt habe.«
Fredrika kümmerte sich in der Zwischenzeit darum, die Kontaktdaten des Sohnes ausfindig zu machen, musste jedoch ihre Erwartungen sogleich zurückschrauben, als sie hörte, dass er derzeit nach einer gerichtlich verfügten Zwangseinweisung in einer Einrichtung für Drogenkranke lebte. In dieser Klinik außerhalb von Stockholm, erklärte ihr Elsie Ljung, weigere er sich, mit dem Personal zusammenzuarbeiten, und habe keinen Kontakt zur Außenwelt. Die Ärzte vermuteten, dass der Grund für seine Insichgekehrtheit wohl in seiner jüngsten Überdosis zu vermuten sei und dass diese einen leichten Gehirnschaden verursacht habe. Fredrika schrieb ihn erst einmal als möglichen Zeugen ab.
Das Krankenhaus Danderyd war eine der möglichen Kliniken, in
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