Tausendschön
weit, und der Bildschirm schien auf.
Falsches Passwort. Bitte neu eingeben.
Sie schüttelte den Kopf. Es war offensichtlich nicht ihr Tag. Sie versuchte es noch einmal. Der Rechner brummte und arbeitete. Und dann wieder: Falsches Passwort. Bitte neu eingeben.
Sie versuchte es noch drei Mal. Immer dieselbe Antwort. Sie schluckte.
Problem. Ich habe ganz klar ein Problem.
Und von irgendwoher tauchte ein anderer Gedanke auf: Hatte sie vielleicht auch Grund zur Sorge?
Stockholm
Peder und Joar fuhren schweigend über Kungsholmen, die St.-Eriksbrücke und dann weiter zum Odenplan, wo das ältere Paar tot aufgefunden worden war. Peder saß am Steuer und trat vor jeder Ampel das Gaspedal hinunter. Nach der Begebenheit mit den Zimtröllchen hatte sich in seinem Hinterkopf ein Verdacht festgesetzt. Joar hatte nicht mal ansatzweise gegrinst, als Peder seinen kleinen Pimmelwitz gerissen hatte. Wenn das verdammt noch mal nicht übel war – und ein ganz klares Zeichen. Peder war im Laufe der Jahre immer besser darin geworden, Dinge wahrzunehmen. Zeichen. Zeichen dafür, dass ein Kollege vom anderen Ufer war. Schwul.
Nicht dass er irgendetwas dagegen hätte. Absolut nicht. Wenn die Schwuchtel nur nicht über ihn herfiel. Dann würde er schon sehen, was er davon hatte, aber hallo.
Er schielte zu Joar hinüber. Das Gesicht des Kollegen war auffallend fein gezeichnet, fast wie ein Gemälde. Ein Gesicht wie eine Maske. Die Augen waren eisblau, die Pupillen immer gleich klein. Die Lippen eine Spur zu rot, die Wimpern unnatürlich lang. Peder kniff die Augen zusammen. Wenn der Kollege anfing, sich auch noch zu schminken, dann durfte er fürderhin in seinem eigenen Auto fahren.
Die Ampel sprang um, und Peder musste ordentlich auf die Tube drücken, um rechtzeitig von der Kreuzung zu kommen. Er brauchte nicht einmal zu Joar hinüberzusehen, um zu wissen, dass der Kollege es nicht guthieß, dass er Gas gab, anstatt stehen zu bleiben.
» Schwer einzuschätzen, ob man in solchen Situationen stehen bleiben oder Tempo machen soll«, sagte Peder, hauptsächlich, um überhaupt etwas zu sagen, und räusperte sich.
» Hmmm«, murmelte Joar und sah in die andere Richtung. » In welche Straße müssen wir?«
» Dalagatan. Sie haben ganz oben im Haus gewohnt. Scheinbar eine große Wohnung.«
» Liegen die Leichen noch dort?«
» Nein, und die Techniker müssten inzwischen auch fertig sein, sodass wir reinkönnen.«
Sie parkten, ohne weiter miteinander zu reden. Peder suchte nach der Parkplakette und huschte hinter Joar her ins Haus. Der Kollege ignorierte die Existenz eines Fahrstuhls und schlug den Weg über die Treppe ein, fünf Stockwerke hinauf bis zur Wohnung des Paares. Peder folgte ihm, fragte sich aber, warum in Teufels Namen er nicht den Fahrstuhl gewählt hatte, wenn es doch so viele Etagen waren.
Das Treppenhaus war frisch renoviert, die Wände waren weiß und sauber. Die Treppenstufen waren aus Marmor, die Fensterrahmen braun gestrichen. Der Fahrstuhlschacht in der Mitte war altmodisch mit einem schwarzen Eisengestänge verkleidet. Peders Gedanken wanderten zu der Frau, von der er inzwischen getrennt war. Ylva. Sie hasste enge Räume. Einmal hatte Peder versucht, sie während einer langweiligen abendlichen Familieneinladung auf der Gästetoilette ihrer Eltern zu verführen, aber Ylva war vom Sex auf so wenigen Quadratmetern derart in Panik geraten, dass sie Ausschlag und Atemnot gekriegt hatte.
Über die Geschichte hatten sie unzählige Male herzlich gelacht. Allerdings nicht mehr in den letzten anderthalb Jahren, stellte Peder bitter fest. Da hatte es nicht mehr viel zu lachen gegeben.
An der Wohnungstür des Paares gab es keine Hinweise auf einen Einbruch oder dergleichen. Auf dem Briefschlitz stand schlicht » Ahlbin«. Joar klingelte, und ein uniformierter Polizist öffnete die Tür. Abgesehen von dem Kollegen war nur ein Techniker vor Ort.
» Ist es in Ordnung, wenn wir reinkommen?«, fragte Peder.
Der Kollege nickte. » Sie schauen sich nur noch die Fenster an, dann ist die Technik fertig.«
Peder und Joar traten weiter in die Wohnung hinein.
» Ist das eine Mietwohnung?«, fragte Joar.
Der Kollege schüttelte den Kopf. » Nein, eine Eigentumswohnung. Sie haben hier seit 1999 gewohnt.«
Peder gab einen Pfiff von sich, als er durch die Wohnung ging. Sie war groß, mit hohen Decken. Sämtliche Räume waren mit Stuck verziert, die großflächigen weißen Wände mit schlichten Kunstwerken und Fotografien
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