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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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sitzt im Dunkeln«, sagte sie und musterte ihre Schwester.
    Karolina hob das Gewehr.
    » Ich muss wissen, warum«, sagte sie verbissen und packte die Waffe mit ihren verfrorenen Händen.
    Nicht ein einziges Mal bei all den Gelegenheiten, als sie mit ihrem Vater auf Jagd gegangen war, hatte sie sich vorgestellt, dass sie ihre Fähigkeit, mit der Waffe umzugehen, eines Tages einmal benutzen würde, um ihr Leben zu verteidigen. Gegen ihre eigene Schwester.
    » Ihr habt mich betrogen.«
    Karolina schüttelte den Kopf. » Du bist krank. Du hast deine Familie auslöschen lassen, und jetzt behauptest du, du wärst betrogen worden.«
    Im Gesicht der Schwester zuckte es. » Ich habe nach diesem verdammten Mittsommerabend alles für dich getan«, zischte sie. » Alles. Ich habe mir sogar zum ewigen Gedächtnis daran, was du hast erleiden müssen, das Tausendschönchen eintätowiert. Und deine Antwort war, mir den Rücken zu kehren, mich im Stich zu lassen und Papa gegen mich aufzubringen.«
    Karolina stiegen die Tränen in die Augen. » Du hast nie irgendetwas für jemand anderen getan, Johanna. Was immer du getan hast, kam dir selbst zugute. Und Papa hast du selbst gegen dich aufgebracht.«
    » Du lügst!«, brüllte Johanna mit solcher Kraft, dass es Karolina erschütterte. » Genau wie du gelogen hast, als du gesagt hast, dass Måns und Viggo dir egal wären.«
    » Wir waren doch so jung«, flüsterte Karolina. » Wie kannst du mir das jetzt noch vorwerfen?«
    » Viggo hat dich rächen wollen«, fuhr Johanna mit unverändert lauter Stimme fort, » und du hast es ihm gedankt, indem du stattdessen seinen Bruder gewählt hast.«
    Die Erwähnung von Viggo machte Karolina Angst. Sie hatte nicht glauben wollen, dass er ein Teil der ganzen Sache war, aber natürlich musste es so sein. Stück für Stück ging ihr die Wahrheit auf, und sie spürte, wie all das, was jetzt so klar vor ihr stand, sie schwächte.
    » Jetzt verstehst du also«, sagte Johanna. » Ich muss schon sagen, du beeindruckst mich, Lina. Nicht nur hast du es geschafft, aus Thailand zu fliehen. Du hast es sogar geschafft, nach Schweden zurückzukehren und die Wahrheit herauszufinden.«
    » Måns«, flüsterte Karolina.
    » Ganz genau«, sagte Johanna mit einem Lächeln. » Das war wirklich sehr dumm von dir, nicht daran zu denken, an wen Måns sich wenden würde, wenn du ihn anrufst und um Hilfe bittest. Wir waren dir die ganze Zeit einen Schritt voraus. Ich wollte, dass du ein einziges Mal im Leben spürst, wie es mir ergangen ist. Wenn man für alle und jeden unsichtbar ist.«
    » Aber du warst doch niemals unsichtbar«, protestierte Karolina. » Du warst diejenige, die von allen gesehen wurde. Mein Gott, meine halbe Kindheit lang habe ich mir anhören müssen, dass ich mehr wie du sein sollte.«
    Die Luft im Haus war schwer zu atmen, Johanna stand starr wie eine Säule und schloss und öffnete abwechselnd die Fäuste. Sie schäumte vor Wut.
    » Ganz genau. Deine halbe Kindheit lang. Und dann hat sich das Blatt gewendet, nicht wahr? Aber nicht für mich. Und nicht für Viggo.«
    Angst und Erschöpfung ließen Karolina in Tränen ausbrechen. » Ich dachte, es ginge um dieses verdammte neue Schleppernetzwerk«, schluchzte sie, und das Gewehr wog schwer in ihren Händen. » Und dass du Mama da reingezogen hast! Wie konntest du nur?«
    Johannas Blick verfinsterte sich, als sie die Tränen ihrer Schwester sah. » Ich habe niemals vorgehabt, euch zu verzeihen. Niemals. Glaube mir, alles, was jetzt passiert ist, wäre früher oder später sowieso passiert. Aber als unser Idiot von einem Vater meinte, unbedingt in Sachen herumstochern zu müssen, die ihn nichts angingen, war Eile geboten. Und Mama war so leicht in die Irre zu führen, dass es schon fast traurig war. Sie glaubte allen Ernstes, dass nur Papa in Gefahr wäre.«
    Der Raum wurde immer kleiner, als Johanna sprach. Sie hatte beide Eltern ermorden lassen und schien keinerlei Reue zu empfinden. Dennoch konnte Karolina kaum ermessen, wie gestört ihre Schwester sein musste. Ihr Bedürfnis nach einer Erklärung war noch immer nicht gestillt.
    » Ich habe die Zeitungen gelesen«, sagte sie, » und ich habe mit Elsie gesprochen. Ihr habt so viele Menschen auf dem Gewissen.«
    Johanna legte den Kopf schief. » Ich muss zugeben, dass mehr Leben geopfert werden mussten, als wir anfänglich gedacht hatten. Aber wenn die Leute sich nicht an die Spielregeln halten? Wir haben ihnen ausdrücklich gesagt, dass sie niemals

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