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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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wünschen würde.«
    » Haben Sie in den letzten Tagen Kontakt mit Karolina gehabt?«
    Elsie Ljung zögerte. » Sie ist zu mir gekommen. Heute. Sie machte sich angeblich Sorgen um Måns und wollte sich vergewissern, dass es ihm gut geht. Ich habe versucht, sie zur Vernunft zu bringen, damit sie sich der Polizei stellt, aber sie sagte, sie müsste erst noch etwas Wichtiges erledigen. Sie sagte, sie müsste sich ihrem schlimmsten Feind stellen, ehe sie weitermachen könnte. Ich glaube, ich weiß, wo sie sind.«
    » Das wissen wir auch«, sagte Fredrika und stellte im Stillen fest: Sie hatten nicht nur Jakob und Marja reingelegt. Und der Tod der beiden hatte niemals auch nur im Geringsten irgendetwas damit zu tun, dass sie zum Schweigen gebracht werden mussten. All die Geheimnisse, Schlepper und Schleusergeschichten waren lediglich die Fassade für das wirkliche Motiv gewesen: persönliche eiskalte Rache.

Das Haus lag dunkel und verlassen da, als Karolina ihren Mietwagen auf der Auffahrt parkte. Ohne zu zögern, öffnete sie die Autotür und stieg aus, hinaus in den Schnee. Mit eiligen Schritten ging sie ums Haus herum und durch die Kellertür. Einen Augenblick später war sie wieder draußen und schloss die vordere Haustür auf.
    Eine Welle von Erinnerungen übermannte sie, als sie die Schwelle überschritt und die Tür hinter sich zumachte, immer noch ohne Licht einzuschalten.
    Hier hatte die Geschichte einmal ihren Anfang genommen, und hier würde sie zu Ende gehen.
    Erst hatten sie Måns und ihr alles kaputtgemacht. Sie hatten ihn derart mürbe gemacht, dass man überhaupt nicht mehr auf ihn zählen und deshalb auch keine Beziehung zu ihm aufrechterhalten konnte. Danach hatten sie so planmäßig und zielgerichtet weitergearbeitet, dass ihr bei dem Gedanken grauste.
    Sie ging ins Wohnzimmer. Dort streckte sie den Arm aus und fuhr im Vorbeigehen mit den Fingerspitzen über all die schönen Fotos. Sie hatte ihrer Mutter damals geholfen, sie aufzuhängen.
    Schon als sie noch ein Kind war, hatte alles angefangen, kaputtzugehen, das wusste sie jetzt. Doch es gab auch Dinge, die sie nicht verstehen konnte, und sie würde ihrer Schwester, wenn sie bald auftauchte, die Antwort darauf abringen.
    Karolina ging vor einem der Fenster in die Hocke und spähte hinaus in die Dunkelheit. Wenn alle Lampen ausgeschaltet waren, dann war sie für jemanden, der hineinsah, unsichtbar, während sie selbst einen guten Überblick über das Gelände hatte.
    Ihre Finger schlossen sich um das Gewehr, das sie aus dem Keller geholt und geladen hatte und das jetzt auf ihrem Schoß lag. Sie war bereit, ihrer Schwester zu begegnen.
    Der Einsatzwagen, in dem Alex mitfuhr, schlidderte auf der glatten Fahrbahn. Dennoch entschied sich der Fahrer, schneller zu fahren. Als sie noch etwa zehn Minuten vor sich hatten, rief Fredrika an.
    » Elsie Ljung hat alles bestätigt, was wir schon befürchtet haben, und noch einiges mehr«, berichtete sie. » Viggo Tuvesson und Sven Ljung haben das Schleusen der Flüchtlinge ursprünglich gemeinsam betrieben, doch im Unterschied zu seinem Vater entschied sich Viggo später dafür, auch in Ragnar Vintermans etwas ausgedehnterer Organisation mitzumachen. Viggo war es auch, der Sven Ljungs Auto nahm. Sie haben es nur deshalb als gestohlen gemeldet, um einen möglich Verdacht von sich abwenden zu können, falls das Auto im Zusammenhang mit den Überfällen bemerkt werden würde.«
    » Das ist doch …«, begann Alex.
    » Es kommt noch besser«, unterbrach ihn Fredrika. » Elsie Ljung ist sicher, dass ihr Sohn Viggo die Ahlbins ermordet hat und dass der Plan von ihm und Johanna Ahlbin gemeinsam geschmiedet wurde. Die beiden sind seit einigen Jahren ein Paar, haben das aber niemandem erzählt. Ach, übrigens war es tatsächlich Karolina, die draußen beim Sommerhaus vergewaltigt wurde, und nicht Johanna.«
    Fredrika musste Luft holen, und Alex versuchte, die Informationen richtig einzuordnen. Zwei Brüder, zwei Schwestern. Zwei Familien in Auflösung. Starke Individuen, die nach Genugtuung verlangten.
    » Hat sie eine Erklärung dafür, warum Viggo die Eltern seiner Freundin ermordet haben sollte?«, fragte er kurz.
    » Rache«, stöhnte Fredrika. » Viggo und Måns waren an dem Abend, als Karolina vergewaltigt wurde, mit draußen auf Ekerö, und sie wussten auch, was hinterher mit Johanna passiert ist. Was damals allerdings niemand wusste, ist, dass beide Brüder sich in dasselbe Mädchen verliebt hatten, nämlich in

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