Tausendstern
»Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe.«
»Ein paar erklärende Bemerkungen, Heem. Sie wissen, daß etwa eintausend Bewerber an diesem Wettstreit teilnehmen. Sie vertreten drei Wirtsrassen, wobei der vertretene Stern durch die Transfer-Entität festgelegt wird.«
»Das weiß ich«, nadelstrahlte Heem nervös. Warum wiederholte man ihm diese Grundinformation? Hatten sie seinen Transfer gezielt sabotiert, um ihn zu bestrafen?
»Aber diese drei Wirtsrassen - was ist mit ihren Transferern?«
»Für die gilt dasselbe«, sprühte Heem. »Sie transferen in eine andere Entität derselben Spezies, um als Repräsentant in Erscheinung zu treten. Zwei Geister sind immer noch besser als einer, wenn ihre besonderen Begabungen sich ergänzen.«
»Oder man benutzt den Wirt als Repräsentanten und transfert in einen fremden Experten.«
Heem erwog diesen Aspekt. »Das wäre eine einmalige Kombination! Wenn man einen abtrünnigen Squam in einen tonangebenden HydrO- Wirt springen ließe, wäre diese Paarung ein fähiger Gegner sowohl für Squams als auch für HydrOs.«
»Genau. Die Siegchancen einer solchen Kombination würden sich von eins zu tausend auf eins zu hundert verbessern. Je nach Kombination könnte es sogar noch günstiger aussehen.«
»Dennoch, eins zu hundert ist immer noch ein ziemlich ungünstiges Verhältnis. Jeder von den tausend Teilnehmern an dem Wettstreit könnte sich eine solche Chance verschaffen, indem er sich irgendwelcher Tricks bediente.«
»Nein, bei einem Segment-Wettkampf gibt es keine Tricks«, spritzte der Fragesteller hastig. »Das hätte zur Folge, daß jeder errungene Sieg sofort annulliert würde.«
»Trotzdem wäre es ziemlich schwierig, alles genau unter Kontrolle zu behalten«, meinte Heem, der von der theoretischen Situation fasziniert war. »Dieser ganze Kampf ist im Grunde nichts anderes als ein Wettrennen, und ich selbst habe an genügend solcher Wettrennen teilgenommen, um zu wissen, daß der Sieger nur selten mit sauberen Methoden zum Erfolg kommt.« Er erinnerte sich daran, wie Hoom ihm mit seinen Nadelstrahlen zugesetzt hatte, damals, in seiner Jugend in Steilfall. Seine Erfahrungen im späteren Leben hatten ihm bewiesen, daß dies ein typischer Vorgang war. Die mit Skrupel Behafteten gingen nur selten als erste durchs Ziel.
»Sie sind ein ganz hervorragender Wettläufer«, nadelstrahlte der Fragesteller eine Bemerkung. »Das ergab sich aus Ihrem Persönlichkeitsprofil.«
»Wollen Sie damit andeuten, ich bediente mich unsauberer Mittel?«
»Das Wettkampfgericht läßt keine unfairen Individuen zum Wettstreit zu. Wir brauchen lediglich einen möglichst fähigen Repräsentanten mit unbedingtem Willen zum Erfolg. Natürlich werden wir keinen Beweis für einen Betrug durchgehen lassen, doch da es für den Stern HydrO überaus peinlich wäre, einen Sieger mit dubioser Vergangenheit zu stellen, wurden Ihre früheren Aktivitäten aus den Datenbanken gestrichen. Sie sind jetzt vollkommen sauber.« Nun begann Heem allmählich zu begreifen. »Sie wollen mich als Repräsentanten des Sterns HydrO am Wettbewerb teilnehmen lassen?«
»Ich nahm an, das wäre klar. Sicherlich haben Sie längst erkannt, daß Ihr Transferer von außerhalb des Segments stammt, wenngleich Sie diese Information bestens zu verschleiern wußten.«
Von außerhalb des Segments? Heem verfolgte diese Frage vorerst nicht eingehender. »Und wenn es mir nicht gelingt, das Risiko zu überstehen...«
»Es ist möglich, daß man einen Schreibfehler findet, wodurch die Amnestie Ihrer Taten rückgängig gemacht würde, und schon unterliegen Sie wieder der Rechtssprechung des Systems.«
Nun war der Geschmack deutlicher auszumachen. »Und falls es passieren sollte - ich führe dies nur als ein weithergeholtes Beispiel an -, daß ich bei der Anwendung unsauberer Methoden vom Kampfgericht erwischt würde...«
»Das Wettkampfgericht würde nach eigenem Gutdünken mit Ihnen verfahren... Ein solches Verhalten würden wir bestimmt nicht unterstützen.«
Dann war er zu dem Wettkampf also nur wegen seiner Personaldaten zugelassen worden, und man erwartete von ihm, daß er seine raffinierten Fähigkeiten dazu einsetzte, für den Stern HydrO zu siegen, ohne sich dabei erwischen zu lassen... Offensichtlich hatte man ihm eine Belohnung versprochen: Ruhm, Ehre und saubere Personaldaten, wenn er siegte, ohne sich eines sichtbaren Fouls schuldig zu machen. Versagte er aber oder kam es noch schlimmer, so drohte ihm
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