Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
gesellschaftlichen Situation nämlich. Ihn zur falschen Zeit und in falscher Weise zu beenden - das wäre eine Katastrophe und eine Schande zugleich. In meinem Traum nehme ich an einem dieser verdammten Klon-Bälle teil, einem dieser Meisterwerke an Frivolität und Verschwendung, und dann erscheint so ein großer, zugleich aber attraktiver Mann und reißt mir die Kleider vom Leib und entblößt meinen Körper, und alle erkennen mich als Weibliche, und sie lachen, und ich schäme mich zu Tode und möchte sterben.«
    »Sehr unangenehm vor deinen Herren«, gab Heem ihr recht. »Das begreife ich. Eine Verletzung kultureller Sitten.« »Doch seltsam ist, nun da mein Alptraumwunsch in Erfüllung gegangen ist und ich weiß, daß ich sterben werde, wirklich sterben werde, daß dieser Traum mir keine Angst mehr einjagt. Das verrate ich dir hier und jetzt, und es macht mir überhaupt nichts aus. Du kannst mich von mir aus auslachen, und ich würde in dieses Lachen mit einstimmen. Denn ob ich meinen natürlichen Körper zeige oder nicht, ist eine ziemlich lächerliche Angelegenheit, um darüber in Streit zu geraten. Weil ich wirklich nicht sterben will. Eine solche Schande könnte ich ertragen, wenn ich nur am Leben bliebe.«
    Dann weinte sie, und nun verstand Heem auch diese Regung, und ihre Fremdheit verflüchtigte sich für ihn mehr und mehr. Sie erschien ihm weniger wie eine Squam, sondern eher wie Moon von Morgendunst, an der er sich durch seine Weigerung vergangen hatte, bis ihr Tod es unmöglich machte, sich eines anderen zu besinnen und dementsprechend zu handeln. Nun wünschte er, er könnte diese empfindsame Weibliche retten, auch wenn es ihn in tiefe Schande stürzen sollte.
    Doch das konnte er nicht. Dieser Abgrund war zu übermächtig. Er konnte lediglich auf ihr Verständnis hoffen. Heem unternahm in dieser Richtung einen Vorstoß. »Meine Art muß ihre Saat in jeder bewohnbaren Region hinterlassen. Auf diese Weise verbreitet sich unsere Rasse. Jede isolierte Region von hinreichender Ausdehnung bietet sich an - wenn sie nur frei von anderen Bewohnern ist. Als Meen und ich die einzigen noch lebenden HydrOs in Morgendunst waren, hätten wir im Tal säen und von dannen ziehen sollen. Sie war bereit dazu. Ich lehnte ab.« »Das weiß ich bereits«, sagte Jessica. »Aber es gab noch ein wichtiges Hindernis. Die Anwesenheit Schlängelschrecks machte das Tal ungeeignet. Deshalb mußte ich ihn eliminieren. Erst dann wäre das Tal bewohnbar. Doch dabei scheiterte ich. Auf diese Weise brachte ich im Tal weder meine Saat aus noch sorgte ich dafür, daß jemand anderer es an meiner Statt besäen konnte.«
    »Du hast es aber versucht! Zweimal hast du dein Leben riskiert, als du mit dem Monster kämpftest. Niemand würde mehr von dir erwarten.«
    »Ich schon.«
    »Außerdem, schon ehe du mit dem Squam kämpftest, hattest du nicht vor, deine Saat im Tal zu hinterlassen, und da auch kein anderer Männlicher anwesend war, um dir diese Funktion abzunehmen, hatte dein mißlungener Versuch, Schlängelschreck auszuschalten, keine weiteren Folgen.«
    »Und darin liegt ja gerade mein Verrat. Wäre ich zum Säen bereit gewesen, hätte es jedoch für notwendig erachtet, vorerst Schlängelschreck zu beseitigen, dann wäre mein Scheitern ehrlich gewesen. Doch unter diesen Umständen...«
    »Ich fange an zu begreifen. Zu deinem Versagen kam es, weil du versagen wolltest, ähnlich wie mein Alptraum Ausdruck meines Wunsches nach Entlarvung war. Daher wurde dein Versagen zu einem Teil deines Verrats.«
    »Jetzt hast du es endlich gerollt.«
    »Ich wollte es auch rollen. Es begreifen. Es ist wie meine eigene Schande. Im Grunde habe ich keine Angst vor der Nacktheit oder der Enthüllung meiner Natur; irgendwie bin ich stolz auf mein Geschlecht und meinen Körper. Meine wahre Schande liegt in meinem Wunsch, die Verantwortung für mein ererbtes Gut abzuwälzen.«
    »Und wenn du sie abgewälzt hättest, dann würdest du dir ganz ernsthaft den Tod wünschen.«
    »Durchaus möglich. Ich weiß, daß mein Bruder sterben wollte, und er ist ich.« Eine Zeitlang schwieg sie, und ihre Gedanken waren zu komplex, als daß Heem ihnen hätte folgen können. Dann wandte sie sich wieder an ihn. »Ich bin froh, daß ich endlich alles verstehe, Heem. Denn nun kann ich ohne Furcht vor einer schlagenden Erwiderung behaupten, daß dein Todeswunsch jeglicher Grundlage entbehrt. Du hast überhaupt keinen Verrat begangen.«
    »Man kann wohl kaum von einer Alien erwarten,

Weitere Kostenlose Bücher