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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Nadelöhr
     
    »Du brauchst jetzt nicht zu sterben«, sagte Jessica. »Du mußt keine Schuld sühnen.«
    Heem beschäftigte sich noch immer mit seiner selbstzufriedenen Verwunderung, doch darüber hatte er den Geschmack der Realität nicht verloren. »Möglich, daß ich keine Schuld zu sühnen habe. Daher kann ich beruhigt sterben.«
    »Du könntest dich retten, wenn du es wirklich wolltest. Dessen bin ich mir ganz sicher.«
    O weibliche Einfalt! »Dem Loch kann man nicht entkommen - und selbst wenn, ist da immer noch der Wettstreit, aus dem wir ausgestiegen sind, und außerdem erwartet mich zu Hause eine lange Kerkerstrafe. Da ziehe ich das Loch vor.«
    »Darüber habe ich nachgedacht, Heem, während ich über das Problem des Sehens nachdachte und du in deiner Erinnerung mit dem Squam kämpftest. Ich glaube, wir könnten den Wettstreit doch noch gewinnen.«
    »Ich habe mich mit dem Unausweichlichen abgefunden. Und du hegst die phantastischsten Hoffnungen.« Dennoch lag darin eine seltsame Verlockung. Die Tatsache, daß eine einzige vernunftbegabte Kreatur seine Entscheidung, seine Saat nicht in dem Tal zu hinterlassen, unterstützte, hatte eine erstaunliche Wirkung auf seinen Überlebenswillen. Wenn ein Wesen an ihn glaubte, war es dann nicht möglich, daß auch andere dieser Meinung waren?
    »Dieses Schwarze Loch - in Wirklichkeit ist es eine Abkürzung zum Planeten Exzenter. Wir reisen quer durch die Scheibe des LochsternSystems, anstatt es zu umrunden, wie die anderen Schiffe es tun. Und die vom Stern und vom Loch auf uns einwirkenden Gravitationskräfte verleihen uns eine enorme Geschwindigkeit. Wenn wir nun hindurchschlüpfen und am anderen Ende wieder herauskommen, wären wir doch als erste am Ziel, nicht wahr?«
    »Wir befinden uns bereits in dem Bereich, in dem eine Flucht nicht mehr möglich ist. Wir können doch nicht...«
    »Aber wir können zwischen Loch und Stern hindurchschlüpfen! Siehst du das denn nicht, Heem - der Punkt, von dem aus eine Flucht nicht mehr möglich ist, befindet sich viel näher beim Loch, wenn es in Opposition zum Stern steht, da das Loch den Stern in einem Orbit umkreist. Und wenn wir durch das Loch hindurchgehen, dann gereicht unsere jetzige
    Geschwindigkeit uns zum Vorteil. Sie ist kein Handicap mehr. Auf der anderen Seite des Lochs wandelt sie sich in Fluchtgeschwindigkeit um. Wir werden überhaupt nicht eingefangen! Wir können uns durch das Nadelöhr hindurchfädeln!«
    Heem staunte über die Kühnheit, die Einfachheit und die Naivität dieses Vorschlags. »Ein solches Manöver zu riskieren, bedeutet so gut wie sicher den Tod!«
    »Du vergißt, wo wir uns befinden. Wenn wir es nicht versuchen, erwartet uns der Tod!«
    Natürlich hatte sie recht. In ihrer Situation hatten sie tatsächlich nichts zu verlieren.
    »Trotzdem ist es hoffnungslos«, sprühte er. »Das Zusammenwirken von Kraftfeldern und Sonnenwinden und Strahlung, GeschwindigkeitsVektoren - in einem derart simplen Schiff kann ich diese Werte nicht abrufen und kontrollieren.«
    »Du glaubst nur, daß du das nicht schaffst. Du hast weitaus mehr Reserven, als du annimmst. Stell dir das Problem doch als einen riesigen Squam vor, mit dem du fertigwerden mußt: wenn du alle Energien zusammenraffst, kannst du ihn schlagen.«
    »Ich bin ein erfahrener Pilot und gehöre zu den besten meiner Rasse«, sprühte er. »Was meine Fähigkeiten in dieser Richtung angeht, kenne ich keine Bescheidenheit. Möglich, daß ich einen Squam im direkten Kampf nicht mehr besiegen kann, doch meine Fähigkeiten als Pilot haben bisher nicht gelitten. Kein HydrO könnte sich in unserer Position aus dem Anziehungsbereich des Lochs manövrieren; und deshalb kann ich es auch nicht.«
    »Schön, ein Solarier könnte es!« hielt sie ihm entgegen. »Und ich glaube, daß deine Fähigkeiten als Pilot doch gelitten haben, denn falls du deine Fähigkeiten im persönlichen Kampf verloren hast, dann trifft das auch auf andere Bereiche zu, und du bist insgesamt schlechter geworden, wenn auch nur so behutsam, daß du selbst dir dessen noch nicht bewußt bist. Und weißt du, was dir fehlt? Die Fähigkeit des Sehens. Wenn du sehen könntest, was du treibst, dann könntest du wahrscheinlich das Schiff zwischen Loch und Stern hindurchlenken, indem du auf einem Kurs fliegst, auf dem sich die beiden Kraftfelder gegenseitig aufheben und du weder zur einen noch zur anderen Seite gezogen würdest.«
    »Für die Vertreterin einer Spezies, die sehen kann, zeigst du

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