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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Reiter nichts mehr sehen, wir wurden ganz toll davon. Ich fragte, was es gäbe, und hörte, das derselbe Vezier, der meines Vaters Königreich an sich gerissen, so viel Soldaten zusammengebracht, daß man sie ebensowenig als die Sandkörner der Erde zählen könne, und daß er mit dieser unwiderstehlichen Armee auf einmal auch dieses Land überfallen, ja sich sogar die Hauptstadt ihm schon ergeben habe. Gleich darauf hörte ich, daß mein Oheim ermordet worden, und da ich wußte, daß, wenn ich in die Hände des Veziers fiele, weder ich, noch der Henker meines Vaters dem Tode entgehen würden, ergriff ich die Flucht; da ich aber in diesem Lande so bekannt als die Sonne war, und fürchtete, daß jemand durch meinen Tod sich beim Vezier beliebt zu machen wünschen könnte, blieb mir, nach vielen Tränen, in meiner Verzweiflung nichts anderes übrig, als meinen Bart und meine Augenbrauen abzuscheren und meine prächtigen Kleider mit denen eines Kalenders zu vertauschen. So reiste ich unerkannt als Derwisch hierher, in der Hoffnung, daß vielleicht mein gutes Glück mich mit einem Manne bekannt machen werde, der mich dem Fürsten der Gläubigen, dem Stellvertreter Gottes, vorstelle, damit ich ihn von allem, was mir widerfahren, in Kenntnis setze. Ich kam diese Nacht hier an, wußte aber nicht, wohin ich mich wenden sollte, da begegnete ich dem neben mir sitzenden Kalender, dem ich’s gleich anmerkte, daß er auch von der Reise komme; ich grüßte ihn also und fragte ihn, ob er auch ein Fremder wäre, was er auch bejahte. Während wir so miteinander sprachen, kam, als wir am Stadttore waren, dieser dritte Kalender, er grüßte uns und sagte, er sei ein Fremder; »auch wir sind hier fremd«, erwiderten wir ihm. So gingen wir dann miteinander in der Stadt herum, ohne zu wissen, wohin, denn es war schon lange Nacht. Nun hat aber ein günstiges Geschick uns hierher gebracht, ihr habt euch so freundlich und wohltätig gegen uns benommen, daß ich mein verlorenes Auge und haarlosen Bart ganz vergessen. Dies aber ist meine Geschichte.«
    Die Wirtin schenkte auch ihm das Leben und hieß ihn gehen; aber auch er wollte noch gerne da bleiben, um die Erzählungen seiner Gefährten zu hören.
    Alle Anwesenden waren höchst erstaunt über die Erzählung des Kalenders; auch der Kalif sagte zu Djafar: er habe in seinem Leben nichts Merkwürdigeres als diese Geschichte gehört.
    Hierauf begann der zweite Kalender seine Geschichte:



Geschichte des zweiten Kalenders
    A uch ich bin, bei Gott! nicht halbblind geboren, mein Vater war auch ein König, er ließ mich in der Schreibkunst und im heiligen Koran 1 unterrichten; ich lernte bald dieses erhabene Buch nach allen sieben Lesearten auswendig, ward mit den Lehrern der verschiedenen Sekten bekannt, las theologische Werke mit gelehrten Kommentatoren; dann beschäftigte ich mich auch mit der Grammatik und arabischer Philologie; ich schrieb mit solcher Fertigkeit, daß ich alle meine Zeitgenossen übertraf, ich ward so gelehrt und beredt, daß man in allen Ländern und Weltteilen von mir sprach; alle Könige der Erde lasen meine Schriften. Mein Ruhm war so groß, daß einst der Sultan von Indien meinem Vater einen Boten mit königlichen Geschenken schickte und ihn bitten ließ, mir zu erlauben, daß ich einige Zeit bei ihm zubringen möchte. Mein Vater überschickte mich ihm mit einem Kurier und gab mir sehr kostbare Gegengeschenke mit. Ich reiste mit meinem Begleiter ungefähr einen Monat lang, da sahen wir auf einmal einen furchtbaren Staub vor uns, der uns immer näher kam, bis endlich fünfzig ungeheure Reiter mit furchtbaren Waffen vor uns standen.
    Als wir diese Reiter sahen, fuhr der Kalender fort, wollten wir entfliehen, sie waren aber Straßenräuber, die, als sie unsere zehn mit Geschenken beladenen Kamele sahen, welche ihnen eine reiche Beute versprachen, mit gezogenen Schwertern und ausgestreckten Lanzen auf uns zueilten. Vergebens zeigten wir ihnen an, daß wir Gesandte des mächtigen Sultans von Indien seien; sie sagten: Wir sind nicht auf seinem Gebiete und stehen nicht unter seiner Botmäßigkeit. Dann töteten sie alle unsere Leute, und nur ich allein entfloh, während sie sich mit der Ladung der Kamele beschäftigten. Nun wußte ich aber gar nicht, wohin mich wenden, noch welchen Weg einschlagen, und so wurde ich auf einmal arm und verlassen, nachdem ich so reich und so vornehm gewesen war.
    Nachdem ich den ganzen Tag, ohne zu wissen wohin, herumgeirrt war, erzählte der

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