Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
hierauf: »Bei Gott! auch diese Geschichte ist nicht wunderbarer, als die des Buckligen.« Nun stand der jüdische Arzt auf, küßte die Erde und sagte: »Ich will eine Geschichte erzählen, wunderbarer als diese.« – »Erzähle!« sagte der König von China.
    Der Jude sprach:
----
    1 Erklärt Meninski durch species cibi jusculenti ; es ist gewiß nicht Knoblauch, welcher Tum heißt. Ich ließ deshalb das arabische Wort stehen.
    2 Semsem ist der Name eines heiligen Brunnens zu Mekka.

Geschichte des jüdischen Arztes
    O König der Zeit! Das Wunderbarste, was mir widerfahren, ist: Als ich in Damaskus war und dort Medizin studierte, kam eines Tages ein Sklave vom Statthalter von Damaskus; ich ging zu ihm und als ich ins Haus kam, sah ich oben im Saal einen Thron, es lag ein schwächlicher junger Mann darauf; doch hatte ich einen so schönen Jüngling noch nie gesehen, ich setzte mich ihm zu Häupten und grüßte ihn. Er winkte mir mit dem Auge. Ich sagte ihm: »Mein Herr, reiche mir deine Hand zu deiner Genesung!« Er streckte mir die linke Hand heraus, worüber ich erstaunte. Ich dachte: Bei Gott! schon dieses große Haus zeigt, daß dies ein vornehmer junger Herr ist; sollte es ihm so an Erziehung fehlen? Ich fühlte seinen Puls, verschrieb ihm ein Rezept und besuchte ihn zehn Tage lang, bis er wieder gesund war, ging dann mit ihm ins Bad, und als ich herauskam, schenkte er mir ein Ehrenkleid und ernannte mich zum Aufseher des Spitals. Als ich mit ihm allein im Bad war und die Pförtnerin und die Diener seine Kleider nahmen und er ganz nackt dastand, sah ich, daß seine rechte Hand ganz vor kurzem erst abgeschnitten worden, und daß dies die Ursache seiner Krankheit war. Ich wunderte mich sehr und bedauerte seine Jugend, und ward ganz niedergeschlagen darüber. Als ich ihn näher betrachtete, sah ich an seinem Körper Spuren von Schlägen; er hatte schon Öle, Salben und Kräuter gebraucht, doch blieb noch ein Mal an der Stirne; dies betrübte mich so sehr, daß er mirs anmerkte und sagte: »O Arzt! wundere dich nicht über mich; ich werde dir seiner Zeit eine wunderbare Geschichte erzählen.« Wir wuschen uns dann, gingen nach Hause zurück, aßen Suppe und ruhten uns aus. Da sagte der Jüngling: »Hast du Lust, in den Gärten spazieren zu gehen?« und als ich ja sagte, befahl er den Sklaven, einiges nötige mitzunehmen, auch ein gebratenes Lamm und Früchte. Wir gingen in einen Garten, spazierten eine Weile umher, dann setzten wir uns und aßen. Als wir vollendet hatten, brachte man uns einige Süßigkeiten, die wir auch verzehrten; ich wollte dann ein Gespräch mit ihm anknüpfen; er kam mir aber zuvor und sagte: »Wisse, o Arzt, ich bin aus Mossul; als mein Großvater starb, hinterließ er zehn Söhne, worunter mein Vater der älteste war; alle zehne wuchsen heran und heirateten, auch mein Vater nahm eine Frau, und Gott bescherte ihm mich, während die übrigen neun Brüder keine Kinder zeugten, und so wuchs ich bei meinen Oheimen auf.
    Als ich groß ward und das Mannesalter erreicht hatte, ging ich an einem Freitag in die Moschee zu Mossul mit meinem Vater, und betete das Freitagsgebet. Als das Gebet zu Ende war, blieb ich noch mit meinem Vater und meinen Oheimen in einem Kreise von Leuten; wir saßen beisammen und man sprach von den Wundern der Länder und den Seltenheiten der Städte. Es ward eine Stadt nach der anderen erwähnt, bis auch die Rede auf Kahirah und den Nil kam. Da sagten einige meiner Oheime: »Man behauptet, es gibt auf der Erde kein schöneres Land als Ägypten.« Dies machte mir Lust, Ägypten zu sehen. Andere sagten: Bagdad ist die Stadt des Friedens und die Mutter der Welt. Da sagte mein Vater, der Älteste unter ihnen: »Wer die Stadt Kahirah nicht gesehen, hat die Welt nicht gesehen. Ihre Erde ist Gold, ihre Weiber sind ein Zauber und der Nil ist ein Wunder; das Wasser ist so leicht und so süß und der Grund so weich, wie ein Dichter sagte:
    »Ein Fremder kommt, euch heute Glück zu wünschen zur treuen Rückkehr eures Nils. Der Nil ist nichts anderes, als meine Tränen, die ich wegen der Trennung von euch vergieße, ihr lebt in Wonne, ich allein bin der Ausgeschlossene.«
    Wenn eure Augen dieses Land gesehen hätten, wie es mit Blüten prangt und mit allerlei Blumen geschmückt ist, und wenn ihr die Insel des Nils seht, wo man eine so reiche Aussicht hat und wenn ihr dann eure Blicke nach dem Teich Habasch 1 richtet, so würden eure Augen vor Verwunderung und Entzücken krank werden,

Weitere Kostenlose Bücher