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Tausendundeine Stunde

Tausendundeine Stunde

Titel: Tausendundeine Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Suckert
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dass ich Dreiminuten-Eier liebte. Natürlich machte er wieder aus dem Vorgang des Eierköpfens eine wissenschaftliche Abhandlung. Ich saß mit übereinander geschlagenen Beinen vor ihm und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    „Sieh her“, sagte er „du nimmst das Ei, stellst es in den Eierbecher, legst dieses Teil auf die Spitze des Eies, ziehst die Stahlkugel hoch und lässt sie dann einfach fallen. So in etwa.“
    Die Kugel fiel und es machte Peng. Das Ei lag zermatscht auf meinem Teller.
    „Tolle Erfindung“, kommentierte ich und warf mein Ei in den Mülleimer.
    „Es ist ja nicht so, dass ich dieses Teil für unnütz halte, Flo, aber lass mich bitte meine Eier so abpellen, wie ich es seit mehr als vierzig Jahren gewöhnt bin.“
    Flo ließ sich nicht beirren. „Siehst du, es geht doch hervorragend, wenn es sich um ein Sechs-Minuten-Ei handelt.“ Er hielt mir triumphierend die sauber geköpfte Spitze seines Hühnereis vor die Nase.
     
    Da wir einige Tage Urlaub hatten, beschlossen wir, nach Regensburg zu fahren, um uns dort nach einer Wohnung umzusehen. Wir quartierten uns bei Flos Wirtin ein, einer herzlichen alten Dame, die gern mal ein Kräuterschnäpschen trank.
    Frau Engl erwartete uns bereits mit Kaffee und herrlich duftendem Apfelstrudel. Sie goss uns ein Glas von ihrem Blutwurz ein und plapperte munter im bayrischen Dialekt los. Plötzlich unterbrach sie ihren Redeschwall und blickte mich verschmitzt an.
    „Jetzt gucken Sie wie Ihr Mann damals. Der hatte mich auch nicht verstanden. Das hat sich rasch gelegt. Stimmt’s Bub?“
    Florian nickte.
    Frau Engl erhob ihr Glas: „Prosit! Ein Gläschen in der Woche tut gut, oder auch zwei.“
    Sie hatte ihr Glas in einem Zug geleert und bekräftigte ihre Aussage, dass auch zwei Gläser gut tun würden. Sie goss sich ihr Glas noch einmal randvoll.
    „Nippen darf man daran nicht“, forderte sie mich indirekt auf, mein Glas zu leeren. Nach dem dritten Glas hatte Frau Engl Mühe, sich weiterhin hochdeutsch auszudrücken. Erst später erfuhr ich von Flo, dass sie von ihrer Tochter sprach, wenn sie „Derndl“ sagte und nicht von einem Dirndl, welches man in Bayern zu besonderen Anlässen trägt.
     
    Am Ende unseres Kurzurlaubs hatten wir eine nette Wohnung gefunden. Drei Tage vor unserem Umzug wollte ich mich mit Doris zum Brunch treffen. Sie lebte schon längere Zeit mit ihrem Matthäus zusammen, jenem Mann, den sie zu Unrecht verdächtigt hatte, ihren Slip gestohlen zu haben.
    Ganz gegen ihre Gewohnheit verspätete sich Doris, langsam wurde ich ärgerlich, gefolgt vom Gefühl großer Freude. Doris hatte Nele im Schlepptau.
    „Überraschung“, rief Nele und breitete ihre Arme weit aus.
    „Die ist dir gelungen. Toll, dass du dir frei nehmen konntest. Jetzt fehlt nur noch Caroline.“
    In unseren Gesichtern lag ein Ausdruck des Bedauerns.
    „Hast du Abtrünnige schon alles in Sack und Tüten?“, fragte mich Nele.
    „He du“, antwortete ich und schubste sie sanft an: „Bist selber eine Abtrünnige, nur unsere Doris ist bodenständig und hält hier die Stellung. Ich werde das alles vermissen, war doch eine tolle
    Zeit mit uns, oder?“
    Doris erhob ihr Glas: „Lasst uns darauf anstoßen und darauf, dass wir immer Freundinnen bleiben.“
    „Erzähle mal, was macht die Liebe?“, fragte ich Nele.
    Sie zuckte mit der Schulter: „Im Moment gibt es da keinen. Mir fehlt dazu die Zeit, der Job frisst mich auf.“
    „Gar keinen?“, bohrte Doris im eindringlichen Ton.
    Nele hob beschwörend die Hände: „Keinen festen Freund. So ein Gelegenheitsding. Ihr wisst schon.“
    Aus Doris Mund entwich ein leichtes Stöhnen der Verzückung.
    „Sie hat noch guten Sex. Ich glaube, wenn man mit einem Mann jeden Tag auf engsten Raum zusammenlebt, dann ist das Ende der Romantik vorprogrammiert. Du weißt genau, dass du dein Bein bloß in sein Bett stecken musst, wenn du Liebe haben willst. Der ganze Sex ist inzwischen so zweckorientiert. Manchmal sehne ich die alten Zeiten herbei, als wir noch zu viert um die Häuser zogen.“
    Ich schmunzelte.
    „Das habe ich ganz anders in Erinnerung, Doris. Schließlich drehte es sich doch immer darum, dass eine jede von uns Sehnsucht nach einer festen Partnerschaft hatte. Oder täusche ich mich da?“
    „Du hast Recht. Warum ist das nur alles so kompliziert?“
    „Es ist wahrscheinlich gar nicht kompliziert. Wir machen es nur zu einer verzwickten Sache. Ständig werkeln wir an uns und unserer Beziehung herum. Vor

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