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Tausendundeine Wuestennacht

Tausendundeine Wuestennacht

Titel: Tausendundeine Wuestennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens
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Casey“, beendete Raffa die Idylle. „Hier in der Gegend gibt es Skorpione.“
    Entsetzt sprang sie auf und klopfte sich ab.
    „Vergessen Sie auf keinen Fall, Ihre Stiefel jedes Mal gründlich zu untersuchen, ehe Sie sie anziehen“, riet er ihr.
    Meine Güte, das würde sie bestimmt nicht vergessen!
    Erschaudernd eilte sie Raffa nach. „Ist die Reise hier zu Ende?“
    „Unter Umständen für Sie.“
    „Für mich?“
    „Falls sich ein Skorpion in Ihre Kleidung verirrt.“
    Das wirkte. Mit einem Schreckensschrei, der die Gazellen verjagte, klopfte Casey sich erneut heftig ab.
    Stirnrunzelnd verfolgte Raffa ihre Verrenkungen. „Haben Sie unter all dem Zeug in Ihrem Rucksack kein Insektenspray?“
    „Ehe ich es herausgekramt habe, könnte ich tot sein.“
    „Nun beruhigen Sie sich erst mal. Nicht einmal die dicksten Skorpione würden Sie wie Wespen stechen.“
    „Wie tröstlich“, bemerkte Casey ironisch.
    „Soll ich Sie abtasten?“
    „Nein!“ Blitzschnell sprang sie zur Seite. „Wollen Sie mir jetzt nicht endlich verraten, was wir hier suchen?“, erkundigte sie sich temperamentvoll.
    „Ich dachte, Sie würden gern erfahren, was mit all dem Geld geschieht, das Sie zusammengebracht haben.“
    Ohne ein weiteres Wort ging er davon, doch sie eilte ihm nach. „Warten Sie, Raffa! Danke …“
    Atemlos, die Hände auf die Knie gestützt, blieb sie vor der nächsten Dünensteigung stehen.
    Nun lächelte er. „Danke? Wofür?“
    Langsam richtete sie sich auf. „Sie haben mir noch nicht einmal gestattet, mich bei Ihnen zu entschuldigen.“
    „Für Ihren Erfolg?“
    „Warten Sie, Raffa.“ Schwer atmend rannte Casey ihm nach, als er einfach weiterstapfte. Bei jedem Schritt, den er tat, musste sie zwei tun, um ihm auf der steil ansteigenden Düne folgen zu können.
    Casey war erleichtert, als er auf dem Kamm stehen blieb und zu ihr herunterblickte.
    „Ich bin gleich bei Ihnen!“, rief sie ihm zu.
    Bei ihrem Tempo konnte das ein Jahr dauern!
    „Hier. Lassen Sie mich Ihnen helfen.“ Raffa reichte ihr die Hand und zog sie zu sich herauf. „Sie müssen die Füße auswärts gestellt aufsetzen“, riet er ihr. „Im Sand ist es wie im Schnee. Wenn Sie es leichter finden, können Sie auch kanten.“
    „Sie laufen Ski?“
    „Natürlich.“
    Natürlich.
    Aus der Nähe betrachtet, war die Zeltstadt in der Wüste eine Offenbarung. Akkurat angelegt, breitete sie sich über die Oase aus und leuchtete im letzten Strahl der untergehenden Sonne noch einmal rotgolden auf. Kamele, Ponys und Maulesel grasten einträchtig nebeneinander in einer schattigen Koppel, die Abendluft trug lebhafte Kinderstimmen herüber.
    „Kommen Sie.“ Raffa wirkte so entspannt, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. „Ich möchte Sie mit meinen Leuten bekannt machen.“
    Ehe Casey sich versah, zog er sie einfach mit sich die Sanddüne hinunter. Unten angekommen, nahm er sie in die Arme, sodass sie nicht fallen konnte.
    „Schämen Sie sich!“ Lachend versuchte sie, wieder Luft zu bekommen. „Sie haben mir Angst gemacht.“
    „So?“
    Kinder eilten kreischend und lachend herbei und bildeten einen Kreis um sie. Spontan nahm Casey ein Kind bei der Hand, Raffa ein anderes, und ehe sie sich versahen, tanzten sie im Schein des aufgehenden Mondes mit den Kleinen ausgelassen Ringelreihen.
    Schließlich führten die Kinder sie tiefer in die Zeltstadt, wo alles so ordentlich und solide wirkte, dass Casey erstaunt war. Sie blickte zu Raffa –, aufmerksam hörte er einem kleinen Mädchen zu, das ihm aus ihrem Lieblingsbuch vorlas.
    Bald würden die Beduinen weiterziehen, den Gesetzen der Natur, der Sonne und des Mondes folgend. Casey empfand es als Geschenk, einige Zeit mit diesen Leuten verbringen zu dürfen –, das Einzige, was sie sich von Raffa gewünscht hatte.
    Nachdem er sie in die Wüste zu seinen Stammesangehörigen mitgenommen hatte, wo sie die fahrbare Schule und die medizinischen Einrichtungen erleben konnte, deren Finanzierung ihre Auktion ermöglicht hatte, verstand Casey vieles besser. Ihre eigenen kleinen Probleme erschienen ihr auf einmal so unwichtig. Mit der Freundschaft dieser Menschen fühlte sie sich reich belohnt.
    Als die Kinder sie bei der Hand nahmen, um ihre kostbaren Bleistifte und Schreibblöcke vorzuführen, kam Casey sich klein und unbedeutend vor. Erst hier war ihr bewusst geworden, wie groß und vielschichtig die Welt außerhalb ihres eigenen kleinen Wirkungskreises war.

13. KAPITEL
    „Hungrig?“, fragte Raffa,

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