Taxi 503 (German Edition)
scheute sich, diese Art der Hilfe anzunehmen, wollte nicht mehr über alles reden. Sie hatte es bisher immer vermieden.
Aber gleichzeitig musste sie sich auch eingestehen, dass Anni und Charlie, die sie immer schon dazu gedrängt hatte, Recht haben könnten.
39
„Was war los?“, Marc hatte es nicht mehr im Arbeitszimmer ausgehalten. Er hatte seine Oma laut reden hören, sehr laut reden hören, und jetzt stand Abby alleine auf der Dachterrasse und rauchte.
„Hast du sie angeschrieen? Bist du verrückt?“, er sah Anni streng an.
„Es ging nicht anders. Sie muss verstehen, dass sie etwas tun muss, damit es ihr besser geht.“
„Und deswegen meckerst du sie an? Weißt du eigentlich, was sie die letzten Tage durchgemacht hat? Und heute war es sehr hart für sie“, Marc war sauer auf Anni. Abby schien aufgewühlt zu sein, das war wirklich das Letzte, was sie heute noch gebrauchen konnte: jemanden, der ihr eine Predigt hielt.
„Ich kann mir denken, was sie durchgemacht hat. Aber das wird wohl alles nichts im Vergleich zu dem gewesen sein, was damals passiert ist. Abby kann, was sie selbst und ihr eigenes Seelenheil angeht, offenbar keine eigenen Entscheidungen treffen. Vielleicht schafft man es mit etwas sanftem Druck, sie in die richtige Richtung zu schieben“, Anni wirkte sehr entschlossen, Marc konnte nur hoffen, dass sie Recht behielt. „Sie immer nur in Watte zu packen und darauf zu warten, bis sie selbst darauf kommt, scheint nicht zu wirken.“
Marc trat auf die Terrasse, Abby schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Sie drückte ihre Zigarette aus und griff sofort wieder nach der Schachtel, um sich eine Neue herauszunehmen.
„Hey“, Marc hielt ihre Hand fest. „Alles klar?“
„Ja“, antwortete sie heiser, dann schob sie ihn von sich und lächelte ihm zu. „Anni sagte… sie meinte, ich solle eine Therapie machen. Vielleicht… vielleicht hat sie recht?“
Es war mehr eine Frage als eine wirkliche Überzeugung, Marc küsste sie sanft auf die Nasenspitze. „Du solltest es versuchen, mein Engel. Es könnte dir helfen.“
Abby antwortete nicht, aber Marc registrierte, dass sie nickte.
Richtig überzeugt war Abby davon aber nicht, doch sie wollte es versuchen, vor allem Marc zuliebe. Vielleicht würde sie ja wirklich für ihn umgänglicher werden, wenn sie mit einem Therapeuten redete. Sie wollte es für ihn tun, sah irgendwo nicht, was das für sie bringen würde.
Sie bestellten tatsächlich etwas beim Chinesen, obwohl Abby immer wieder angeboten hatte, zu kochen. Doch Marc und Anni waren da unerbittlich gewesen und so hatte Abby sich schulterzuckend gefügt.
Innerlich war sie aber dankbar dafür, dass sie heute nichts mehr machen musste. Der Tag hatte sehr an ihren Kräften gezehrt, sie fühlte sich müde und ausgebrannt. Sie hatte teilweise sogar das Gefühl, nicht mehr einen Schritt machen zu können, aber sie riss sich natürlich zusammen.
Marc machte sich schon genug Gedanken um sie, da wollte sie ihn nicht noch mehr beunruhigen.
Abby fielen beim Essen schon fast die Augen zu, Marc musterte sie die ganze Zeit unauffällig. Sie brachte kaum einen Bissen herunter, Anni und er tauschten des Öfteren deswegen besorgte Blicke.
„Seid… seid ihr mir böse, wenn ich schlafen gehe?“, fragte Abby dann schließlich. Es hatte keinen Sinn mehr, sie war einfach zu müde.
„Natürlich nicht, mein Kind“, Anni legte eine Hand auf ihre. „Ich werde jetzt auch gehen, ich bin sowieso fertig.“
„Marc kann dich fahren…“
„Ich werde mir ein Taxi nehmen, das muss er also nicht tun“, widersprach Anni.
Marc nickte seiner Oma dankbar zu. Normalerweise machte es ihm natürlich nichts aus, sie nach Hause zu fahren, aber heute galt seine Aufmerksamkeit ausschließlich Abby.
In zwei Wochen würden die Dreharbeiten zu dem TV-Mehrteiler beginnen, Marc hatte dem Drehbeginn richtig entgegengefiebert, jetzt wäre es ihm lieber, die Arbeiten würden sich verschieben. Doch Anni hatte schon signalisiert, sich um Abby zu kümmern, sofern das nötig war.
Abby ging ins Bad und machte sich fertig für die Nacht. Dann krabbelte sie unter die Bettdecke, sie hörte noch, dass es klingelte, das war wohl das Taxi, sie vernahm Marcs Stimme und spürte, dass er sie küsste.
„Schlaf gut, Darling“, er saß an ihrem Bett und wachte eine Zeit lang über ihren Schlaf.
Anschließend nahm er sich die Drehbücher und legte sich neben sie, Gott sei Dank schien sie ruhig und tief zu
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