Taxi 503 (German Edition)
und es tat ihm in der Seele weh, dass sie sich verstecken wollte.
„Okay“, lächelte sie ihm zu.
„Das ist ja alles furchtbar“, seine Mutter schaute ihn bestürzt an. „Hier steht, dass es drei Männer waren, die arme Abby.“
„Ja, es waren drei Männer, Mutter“, nickte Marc. „Und Abby kannte diese Männer“, fügte er dann ernst hinzu.
„Sie kannte sie?“, die Miene seines Vaters verfinsterte sich. „Das Viertel vom Wackerberg lässt grüßen, oder wie?“
Marc musste sich zügeln, dann besann er sich aber darauf, ruhig zu bleiben. „Einer von den Männern ist Klaus Miebach, der Lebensgefährte von Abbys Mutter. Er hat Abby sexuell missbraucht, als sie zehn Jahre alt war. Und jetzt wollten sie Geld von ihr erpressen.“
Die Gesichtszüge seiner Eltern entgleisten völlig. Beide waren sprachlos, aber das konnte Marc sehr gut nachvollziehen.
Er wartete nicht ab, bis sie wieder etwas sagen konnten, sondern versuchte, alles so emotionslos wie möglich zu schildern.
Irgendwann setzten sich Ingrid und Manfred Warnke hin, sie stellten keine Fragen, sondern hörten nur schweigend zu.
Als Marc geendet hatte, räusperte sich sein Vater, er sah immer noch sehr schockiert aus. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist alles furchtbar. Einfach nur abscheulich. Mir tut Abby sehr leid.“
„Was sie durchgemacht hat, ist schrecklich“, sagte seine Mutter betroffen. „Können wir… können wir irgendetwas für euch tun?“
„Habt ihr einen Anwalt?“
„Ja, haben wir. Angelika Wiese, aus der Kanzlei von Dr. Scheu“, erklärte er ihm.
„Sehr gut“, Manfred Warnke holte eine Flasche Cognac aus dem Regal. „Du auch?“
„Nein.“
„Ich aber“, flüsterte seine Mutter heiser. „Wie geht es Abby denn jetzt? Und wie hat sie diese grässlichen Dinge denn verarbeitet? Hat sie eine Therapie gemacht?“
„Nein, das hat sie nie. Leider. Anni hat aber schon mit ihr gesprochen, Abby ist jetzt nicht mehr abgeneigt, es zumindest mal zu versuchen.“
„Das sollte sie unbedingt tun, warte mal“, seine Mutter stand auf und kehrte mit einer Visitenkarte zurück. „Die Tochter von Anna Ziegler hat Psychologie studiert und arbeitet jetzt in einer Praxis. Sie ist sehr nett und noch recht jung. Sie arbeitet mit sexuell missbrauchten Frauen. Vielleicht ist sie die Richtige für euch. Wenn es Probleme geben sollte, einen Termin zu bekommen, dann kann ich sicherlich was regeln.“
„Danke, Mutter“, Marc lächelte ihr zu und nahm ihr die Karte ab. „Das ist nett, ich werde Abby den Vorschlag machen, sich an sie zu wenden.“
„Lasst von euch hören“, verabschiedete sich sein Vater dann von ihm, als Marc ging. „Und bitte nicht erst aus der Presse.“
„Und? Wie war’s?“, Abby kam ihm aufgeregt entgegen.
„Sie waren sehr bestürzt. Und sie haben ihre Hilfe angeboten. Keine Sorge, mein Engel, sie verurteilen dich in keinster Weise. Das wäre auch sehr unverständlich gewesen“, er vergrub sein Gesicht an ihrem Nacken. „Meine Mutter hat mir die Nummer einer Psychotherapeutin gegeben. Vielleicht rufst du sie mal an?“, Marc zog die Visitenkarte aus seiner Jeanstasche.
Abby nahm sie zögernd entgegen. „Ja, ich habe das ja Anni und dir versprochen“, sagte sie zerknirscht.
Marc wollte schon protestieren, dass Abby es für sich machen sollte und nicht für Anni und ihn, aber er sagte nichts dazu.
Sollte sie doch hingehen, aus welchem Antrieb auch immer. Vielleicht konnte die Therapeutin ihr wirklich helfen, und so war schon mal ein Anfang gemacht.
Das Telefon stand an diesem Tag nicht still. Auch Marcs Freunde wollten wissen, was passiert war, natürlich auch Cynthia. Sie erkundigte sich, ob sie die Termine für Abby absagen sollte, doch Abby wollte unbedingt etwas tun.
Sie brauchte einfach Ablenkung von dem Ganzen und diese Fotoshootings waren dafür bestens geeignet.
Abby fasste sich schließlich auch ein Herz und klärte Cynthia vollständig auf. Da bei der Agentin alle Interviewwünsche eingingen, war es besser, wenn sie Bescheid wusste. Abby bat sie aber direkt allen Zeitungen zu sagen, dass sie sich zum laufenden Verfahren nicht äußern werde.
Marc begleitete Abby zu dem Fotoshooting, diesmal war es für Haarshampoo. Cynthia hatte diesen Werbeaufnahmen noch zugestimmt, Abby dann aber davor gewarnt, noch mehr Werbung zu machen, damit man sie nicht zu präsent wurde, das konnte in der Öffentlichkeit auch schnell ins Gegenteil
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