Taxi 503 (German Edition)
alles zu glauben, was die Polizei ihm vorwirft“, erzählte sie hastig.
Marc lachte laut auf. „Natürlich. Es ist alles gelogen“, sagte er dann zynisch.
Eva Bartholdy ignorierte ihn, sie sah Abby eindringlich an. „Was ist geschehen, Abby?“
„Er hat mich erpresst, Mama“, antwortete Abby mit fester Stimme. „Wenn ich ihm kein Geld geben würde, würde er an die Presse gehen und erzählen, ich würde dich vernachlässigen. Außerdem wollte er Marc Lügen über den Missbrauch von damals erzählen. Ich habe zweimal gezahlt, beim dritten Mal war seine Forderung zu hoch. Ich… ich habe mich von Marc getrennt, um ihn zu schützen, aber dann hat er seine Freunde zu Hilfe geholt“, Abby redete ganz schnell, so als ob sie das Ganze damit schneller hinter sich bringen könnte. „Sie wollten mich zwingen im Industriegebiet am Neuenhof zu arbeiten. Du weißt, was das heißt?“
Eva schaute Abby fassungslos an, dann verbarg sie ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Er hat mir erzählt, er hätte einen gutbezahlten Job gefunden“, flüsterte sie.
„Hat er ja auch. Als Erpresser“, giftete Marc sie an.
Abby legte eine Hand auf sein Knie und warf ihm einen bittenden Blick zu, Marc versuchte sich zu mäßigen.
„Das… das tut mir leid, Abby. Ich hatte gedacht, du hättest Ruhe vor ihm, als du ausgezogen bist“, Eva Bartholdy schaute auf. „Sie werden ihn auch wegen des Missbrauchs anklagen, nicht wahr?“
„Ja“, Abbys Stimme war ganz kratzig. „Und sie werden dich mit Sicherheit auch dazu befragen.“
Eva Bartholdy schüttelte den Kopf. „Muss diese Sache denn aufgerollt werden? Und willst du wirklich gegen ihn aussagen?“
„JA! DAS MUSS SIE! UND ABBY SOLLTE ENDLICH REDEN!“, schrie Marc dazwischen. „Weil es ein widerliches Verbrechen ist, das noch nicht gesühnt ist! Haben Sie das immer noch nicht begriffen?“
Er musste sich schwer zügeln, um nicht auf Eva Bartholdy loszugehen. „Und jetzt hocken Sie nicht da, als wären Sie ein armes Opfer. Sie haben diesen Dreckskerl gedeckt, anstatt ihn anzuzeigen!“
„Ich wollte nicht, dass sie mir Abby wegnehmen! Damals habe ich tatsächlich geglaubt, ich könnte Abby die Liebe geben, die sie verdient!“, verteidigte Eva sich.
Marc schnaufte verächtlich. „In jeder Pflegefamilie hätte sie es besser gehabt, als bei Ihnen und diesem Abschaum!“
„Könnt… könnt ihr nicht aufhören?“, bat Abby mit weinerlicher Stimme, Marc tat sein Verhalten sofort wieder leid. Er legte einen Arm um sie und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.
„Entschuldige, Darling“, murmelte er leise.
„Was wirst du vor Gericht sagen?“, fragte Abby ihre Mutter.
Marc spürte, dass sie wieder zitterte, er verfluchte sich innerlich dafür, dieses Gespräch hier zugelassen zu haben.
„Bleibt mir eine andere Wahl, als die Wahrheit zu sagen? Die Anklage läuft doch bereits“, Eva Bartholdy stand auf und griff nach ihrer Jacke.
„Er hat mich bedroht, was hätte ich denn tun sollen? Sollte ich mir alles gefallen lassen? Immer noch? Glaubst du nicht, dass es langsam mal genug wäre?“, Abby sah ihrer Mutter fest in die Augen.
„Ich weiß, dass das Recht auf deiner Seite ist, Abby. Es ist nur die Frage, ob du wirklich glücklicher damit wirst, wenn alles ans Licht gezerrt wird“, Eva machte Anstalten zu gehen.
„Ich habe mir das alles nicht ausgesucht“, Abby hatte Tränen in den Augen, Marc nahm sie fest in die Arme.
„Wie können Sie nur eine Minute zweifeln?“, Marc schaute Abbys Mutter wütend an. „Ich bringe Sie noch zur Türe.“
„Nicht nötig, ich finde den Weg“, Eva nickte ihm zu, dann machte sie einen Schritt auf Abby zu, die mit dem Kopf an Marcs Brust gelehnt vor ihr stand. „Mach’s gut, Abby“, sagte sie dann und drehte sich auf dem Absatz um.
„Diese Frau ist unglaublich“, stieß Marc fassungslos hervor, als sie gegangen war. „Sie liebt ihn“, flüsterte Abby.
„Liebe ist keine Ausrede um Verbrechen zu decken“, Marc musste versuchen, irgendwie wieder runterzukommen.
Doch ein Gutes hatte dieser Besuch von Abbys Mutter. Sie hatte gesagt, sie wolle die Wahrheit sagen. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass es nicht ihre ganz eigene Wahrheit war, aber das würde sie wohl nicht wagen, dafür war die Beweislast zu erdrückend.
Innerlich schickte er ein Stoßgebet zum Himmel, dass er bei dem Gespräch dabei gewesen war, wer wusste schon, ob Eva nicht versucht hätte, ihre Tochter in Klaus’ und ihrem Sinne zu beeinflussen.
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