Taxi 503 (German Edition)
Augen, doch Abby zwang sich, nicht zu weinen. Sie hatte sich selbst in diese Situation hineinmanövriert, sie war selbst schuld daran. Nie hätte sie zustimmen dürfen, mit zu ihm zu gehen. Im Park hätte sie noch alles abwenden können.
Jemand donnerte an ihre Tür. „Komm, lass mich rein“, lachte es draußen.
„VERSCHWINDE!“, schrie Abby laut.
Das Rütteln an der Türe wurde heftiger, Abby schaute ängstlich auf den Griff. Sie wusste, dass der Riegel halten würde, trotzdem wurde sie unruhiger.
Nach ein paar Minuten hörte der Spuk aber auf und es wurde wieder still vor ihrer Türe.
Müde ließ sich Abby in die Kissen sinken. Sie stellte ganz leise ihren Radiowecker an, irgendjemand sang etwas davon, dass alles besser werden würde.
Abby kämpfte gegen ihre Tränen an. Wütend drückte sie das Radio aus.
„Nichts wird besser werden – gar nichts…“, sagte sie zornig.
10
Unruhig wälzte sich Abby die ganze Nacht in ihrem Bett herum. Sie haderte mit sich, ob sie die Verabredung mit Marc absagen sollte und die ganze Sache vergessen.
Ihr Kopf sagte ihr, dass es so das Beste sei. Es würde alles nichts bringen und je öfter sie ihn sehen würde, desto schwieriger würde es werden.
Das war alles so verrückt – es war unvernünftig und wunderschön gleichermaßen -
Abby kam einfach zu keinem Entschluss.
Sie hatte schon ein paar Mal das Handy in die Hand genommen, um ihm eine SMS zu schreiben und alles zu canceln.
Doch bisher hatte sie sich nicht überwinden können. Es war einfach aufregend gewesen, seine Welt kennenzulernen, die so gänzlich anders war als ihre.
Es war schön, IHN näher kennenzulernen.
Sie wollte mehr davon, bei ihm konnte sie ihren Alltag vergessen und mit ihm konnte sie lachen.
Wie lange hatte sie schon nicht mehr so einen Spaß gehabt wie heute?
Marc bekam das Lächeln nicht mehr aus seinem Gesicht. Das war ein sehr schöner Tag gewesen, ein bisschen merkwürdig vielleicht, weil Abby so ganz anders war, aber gerade deswegen hatte es ihm wohl so gut gefallen.
Und den zweiten Kuss hätte es eigentlich gar nicht geben sollen. Etwas war da mit ihm durchgegangen, und wenn er ehrlich zu sich war, hätte er lieber noch viel mehr davon gehabt.
Was war das bloß für eine komische Person, diese Abby?
Doch er konnte es drehen und wenden wie er wollte, sie faszinierte ihn und sie ließ ihn nicht los.
Und er freute sich jetzt schon auf das Frühstück mit ihr am Sonntag, bekam sogar Herzklopfen, wenn er daran dachte.
‚Du solltest dich in erster Linie aufs Casting konzentrieren’ , ermahnte er sich.
Doch als er einschlief, beherrschte etwas ganz anderes seine Gedankenwelt.
Als Abby am nächsten Morgen aufstand, war es in der Wohnung noch ganz ruhig. Sie schlüpfte leise ins Bad und unter die Dusche, dann zog sie sich an.
Im Wohnzimmer schliefen wieder einmal die Freunde von ihm, Abby schloss angewidert die Türe und ging in die Küche.
Wie sie erwartet hatte, stapelte sich das dreckige Geschirr in der Spüle.
Abby machte sich an die Arbeit, sie hatte noch drei Stunden Zeit, bis ihre Schicht begann, und da konnte sie zumindest noch den Abwasch, die Fußböden und ein bisschen vom Bad schaffen.
Doch so sehr sie gehofft hatte, sich mit Hausarbeit abzulenken, sie bekam den gestrigen Abend nicht aus dem Kopf.
Und mit ihren Überlegungen war sie auch nicht weiter gekommen.
Einerseits war es unvernünftig, sich noch einmal mit ihm zu treffen – andererseits wünschte sie es sich sehnsüchtig.
Sie lief Gefahr, sich in ihn zu verlieben. Wollte sie das wirklich?
Es konnte nicht gut ausgehen für sie, das war Abby klar. Aber die schönen, positiven Gefühle, die er in ihr hervorrufen konnte, konnten schon süchtig machen.
Und wenn sie einfach das nahm, was sie kriegen konnte? Sich einfach nur mal treiben ließe? Wäre das so schlimm?
Sie würde schon früh genug wieder in ihren Alltag zurückgeschubst werden, was sprach also dagegen, wenn sie einfach die Zeit mit ihm genoss?
Etwas war anders, das spürte sie ganz genau. Sie drehte sich schnell herum, Markus stand hinter ihr und starrte ihr auf den Hintern. Sie hatte ihn nicht kommen gehört, war ganz vertieft dabei gewesen, auf Knien den Küchenboden mit einem Aufnehmer zu säubern.
„Was willst du?“, fragte sie ihn barsch und sprang auf die Beine.
„Gibt es schon Kaffee?“, Markus musterte sie anzüglich, sie hasste es, so angeschaut zu werden.
„Warte“, antwortete sie nur,
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