Taxi 503 (German Edition)
sie wollte nicht, dass er mit seinen dreckigen Turnschuhen über den frisch geputzten Boden lief.
Sie reichte ihm eine Tasse Kaffee, seine Finger streiften ihre, angewidert zog sie ihre Hand weg.
„Machst dich gut, wenn du auf dem Boden kniest und putzt“, grinste er.
„Sähe bei dir bestimmt auch nicht schlecht aus, wenn du mal IRGENDWAS tun würdest“, Abby reckte ihr Kinn nach oben und sah ihm fest in die Augen.
„Deine freche Klappe wird dir irgendwann noch mal vergehen!“
„Solange ich dich anschauen muss, bestimmt nicht“, Abby wusste selbst nicht, woher sie den Mut nahm, ihm so gegenüber zu treten.
Er stellte hastig den Kaffee zur Seite, doch Abby hatte ihn schon durchschaut, und bedingt durch seinen mit Sicherheit hohen Gehalt an Restalkohol im Blut, war er auch nicht besonders schnell.
„Fass mich nicht an“, sie hatte ein Messer in der Hand und funkelte ihn wütend an. „Mach, dass du hier verschwindest!“
„Bist du übergeschnappt?“, entsetzt schaute er auf ihre Hand.
„Nein“, antwortete sie völlig ruhig.
Markus machte noch einen Schritt auf sie zu, aber Abby war zu allem entschlossen.
„Geh!“, wiederholte sie.
Markus drehte sich um, kurze Zeit später hörte Abby wie die Türe ins Schloss fiel.
Das Messer glitt ihr aus der Hand und fiel zu Boden, erst jetzt bemerkte Abby, dass sie zitterte.
‚Reiß dich zusammen!’ , befahl sie sich.
Das war nicht der erste Zusammenstoß mit ihm gewesen, allerdings war dies das erste Mal, dass sie ihm so gegenübergetreten war. Und was sie am meisten erschreckte, war ihre eigene Reaktion.
Sie hätte ihn verletzen können, sie hätte es getan.
‚Wie weit ist es schon gekommen?’ , fragte sie sich schockiert.
Sie zwang sich, sich wieder zu beruhigen, doch so ganz leicht war das nicht.
Marc überlegte, ob er heute nochmal in diese Viertel fahren sollte, morgen war schließlich das Casting. Doch er fühlte sich gut vorbereitet, und so sehr zog es ihn dann doch nicht in diese Gegend.
Aber sich zu konzentrieren, fiel ihm schwer und schuld daran war Abby. Schon beim Aufstehen, war ihr Bild das Erste, was ihm ins Bewusststein gekommen war. Ein sehr angenehmes Bild.
Marc streifte sich seine Joggingsachen über und beschloss eine Runde zu laufen.
„Markus wollte mich heute morgen angreifen“, Abby zog es vor, ihre Mutter und ihn direkt einzuweihen, bevor Markus es tat.
„Kann ich mir nicht vorstellen“, nuschelte ihre Mutter nur und nahm sich einen Kaffee.
„Ach nein?“, Abby versuchte, sich die Wut über diese Aussage nicht anmerken zu lassen. „Wenn er das nochmal tut, zeig’ ich ihn an.“
Er schlug wütend mit der Faust auf den Küchentisch. „Einen Scheißdreck wirst du!“, brüllte er los, doch Abby musterte ihn nur ungerührt, wandte sich dann wieder an ihre Mutter.
„Lasst es darauf ankommen. Ich bin es leid. Ein für allemal“, sagte sie so ruhig es ihr möglich war.
„Wer sollte dir kleinen Schlampe denn glauben?“, lachte er höhnisch, Abby ignorierte ihn so gut es ging.
„Lasst es darauf ankommen“, wiederholte sie nur leise, dann nahm sie ihre Jacke und verließ die Wohnung.
Draußen atmete sie erst einmal tief durch. Sie hoffte, dass zumindest ihre Mutter sie ernst genommen hatte und Markus und ihm ins Gewissen redete. Falls es nichts bringen würde, dann…
Abby schluckte. Würde sie wirklich den Mut haben, sich gegen ihn und seine Freunde aufzulehnen? Endlich mal den Mund aufmachen, sich wehren?
Die Antwort kannte sie selbst nur zu gut.
Nein.
Sie musste sich ablenken, Gott sei Dank hatte sie genug Geld eingesteckt. Abby fuhr vor ihrer Schicht in die Stadt und betrat ein Kaufhaus. Schon lange hatte sie nichts mehr für sich gekauft, heute würde sie das ändern.
„Hallo Abby. Was ist los?“, Frau Winter musterte sie eingehend. „Gibt es Probleme?“
Abby schüttelte den Kopf. Sah man es ihr diesmal so sehr an, dass sie etwas bedrückte?
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Nein, Frau Winter. Alles in Ordnung“, log sie.
„Abby, du weißt doch…“
„Ja, ich weiß. Aber es ist nichts“, beharrte sie dann und stieg in das bereitstehende Taxi ein.
Sie hatte sich gerade in die wartende Taxischlange eingereiht, als ihr Handy eine SMS vermeldete.
Ihr Herz klopfte sofort in einem atemberaubenden Tempo, als sie sah, von wem sie stammte.
’Bist du gut nach Hause gekommen?’ , stand dort nur, und doch hätte sie vor Freude laut jubeln
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