Taxi 503 (German Edition)
verschlossen. Es ist unglaublich schwer, an sie ranzukommen. Aber ich bin auf einem guten Weg, glaube ich.“
„Nun ja – zu einfach soll es auch nicht sein, oder?“
„Das ist es nicht. Sie will nichts über sich preisgeben. Wenn ich sie etwas frage, macht sie sofort dicht.“
„Ein dunkles Geheimnis?“, seine Oma rutschte nervös auf dem Beifahrersitz herum. Marc konnte förmlich hören, wie ihre grauen Zellen die Arbeit aufnahmen. „Nun ja, ein bisschen Geduld kann dir nicht schaden, dir ist immer alles in den Schoß gefallen.“
„Na, danke“, antwortete er patzig.
„Wenn dir was an ihr liegt, dann wirst du es schon herausfinden“, sie tätschelte seine Wange.
„Ja, mir liegt was an ihr“, nickte Marc. „Ich glaube, sogar richtig viel.“
„Was ich immer schon an dir geschätzt habe, ist deine Neugier auf andere Menschen und deine ungeheure Sensibilität. Nutze das“, zwinkerte Anni ihm zum Abschied zu.
Abby lauschte wie gewohnt, als sie die Wohnungstüre aufschloss, doch es waren keine verdächtigen Stimmen zu hören, erleichtert atmete sie auf. Im Wohnzimmer brannte noch Licht, sie fand ihre Mutter dort schlafend auf dem Sofa liegen.
„Mama“, Abby hockte sich vor sie hin und streichelte über ihr Gesicht. Die Alkoholfahne war deutlich wahrzunehmen, sie sah sich um und entdeckte zwei leere Flaschen Schnaps. „Ma!“
Abby rüttelte immer beharrlicher an ihr. Schließlich schlug sie die Augen auf und starrte sie erst einmal verwirrt an.
„Wo is… Klaus?“, nuschelte sie.
„Weiß ich nicht. Aber du solltest ins Bett gehen. Komm, Mama, das Sofa ist doch zu unbequem für dich“, Abby zog sie entschlossen nach oben.
„Klaus wollte zu… zu seinen Freunden…“
Abby reagierte darauf nicht. Wenn es nach ihr ginge, könnte er für immer dort bleiben.
„Vielleicht liegt er ja schon im Bett“, sagte Abby. ‚Hoffentlich nicht!’
Sie brauchte eine kleine Ewigkeit, bis sie mit ihrer Mutter im Schlafzimmer angekommen war. Klaus war noch nicht zuhause, Abby atmete auf.
„Mir ist schlecht“, lallte Eva.
„Ich hole einen Eimer“, Abby lief aus dem Zimmer ins Bad, doch sie hörte schon, dass es wohl zu spät war.
Sie holte einen Waschlappen und füllte einen Eimer mit heißem Wasser, dann ging sie zurück ins Schlafzimmer.
Ihre Mutter lag im Bett und schien eingeschlafen zu sein.
Abby schüttelte nur den Kopf, dann ging alles wie mechanisch.
Sie wusch ihre Mutter und zog das Bett ab, das alles ging sehr schwer, weil Eva immer wieder einschlief.
Nach einer halben Stunde war Abby fertig und total erschöpft.
Gerade als sie selbst in ihrem Zimmer war, ging der Schlüssel in der Haustüre. Abby sah auf die Uhr, es war kurz nach vier in der Nacht, er kam nach Hause.
‚Warum scherst du dich nicht endlich zum Teufel?’ , dachte Abby wütend und verriegelte ihre Tür.
Doch obwohl sie so müde war, fand sie selbst keinen Schlaf. Der Tag hatte so nett begonnen, wieder wurde ihr klar, wie wohl sie sich in Marcs Gesellschaft doch fühlte. Und wenn er sie berührte, war sie fast wie hypnotisiert. Er war so sanft und zärtlich zu ihr, so konnte es also auch sein.
Abby dachte an den letzten ‚richtigen’ Kuss, den sie bekommen hatte. Von einem Mitschüler auf einer Fete. Sie hatte sich richtig davor geekelt, dabei konnte der arme Kerl gar nichts dafür, war sogar richtig bemüht. Aber das hatte nichts mit ihm zu tun, nur das konnte Abby ihm natürlich nicht sagen.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie noch einmal jemandem gestatten würde, sich ihr auf diese Weise zu nähern.
Doch mit Marc war das anders. Mit ihm war einfach alles anders.
Schöner, heller - das Leben schien so einfach mit ihm zu sein.
Nur das war es eben nicht, das wurde ihr immer wieder bewusst, und nie durfte sie das vergessen.
Marc war ihre Auszeit von all dem hier – und noch viel mehr.
Sie hatte sich verliebt.
Sie hatte es kommen sehen und es zugelassen.
Doch sie wollte auch nicht immer nur kämpfen. Das würde sie dann wieder tun müssen, wenn es mit Marc vorbei war.
Gott sei Dank war Abby am nächsten Morgen mit ihrer Mutter alleine in der Küche. Er schlief noch seinen Rausch aus, aber auch Eva ging es nicht wesentlich besser.
„Warum hast du wieder soviel getrunken?“, fragte Abby sie sanft und strich ihr durch das völlig zerzauste Haar.
„Wir hatten Streit“, antwortete sie nur.
„Ach ja?“, Abby zog hoffnungsvoll die Augenbrauen hoch. Vielleicht
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