Taxi 503 (German Edition)
Marc vorsichtig weiter. Er hoffte, dass sie nicht direkt wieder dichtmachte.
Abby sah auf seine Hand, die ganz zärtlich über ihrer Finger streichelte. Wie schön sich das anfühlte, er strahlte so eine Wärme aus, diese Geste wirkte so vertraut…
Dann rief sie sich seine Frage wieder ins Gedächtnis.
„Ich… ich habe keine Ausbildung“, sagte sie dann hastig und griff nach ihrem Kaffee. „Ich habe nach der Schule gejobbt, davon den Führerschein bezahlt und mit einundzwanzig den Taxischein gemacht“, sie flüsterte es fast. Das war nichts, worauf sie stolz war.
Irgendwie erwartete sie, dass er seine Hand jetzt wegzog, doch das tat er nicht, unsicher sah sie zu ihm auf.
„Wie alt bist du, Abby?“, fragte er sanft weiter.
„Dreiundzwanzig“, kam die leise Antwort.
„Du könntest doch nebenher noch etwas anderes machen. Vielleicht ein Fernstudium oder so was“, schlug er ihr vor.
„Nein, das kann ich nicht“, sie schüttelte leicht den Kopf.
Sie brauchte das Geld, das ihre Zwölf-Stunden-Schicht abwarf. Dann kam noch der Haushalt dazu und die Sorge um ihre Mutter…
Doch das konnte sie Marc auf gar keinen Fall erzählen.
„Ich bin auch zufrieden damit“, log sie.
„Okay, das ist ja auch völlig in Ordnung“, antwortete er rasch. Aber dass das nicht die Wahrheit war, was sie da gerade erzählte, bemerkte er sofort.
Er ermahnte sich, vorsichtig zu sein. Sie gab offenbar nicht gerne etwas von sich preis und das musste Gründe haben, doch eine Sache brannte ihm noch unter den Nägeln.
„Kannst du dich denn irgendwie schützen? Wenn du Taxi fährst? Ich meine, gibt es irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen?“
„Es gibt einen Notknopf, das Taxischild flackert dann. Das ist ein Zeichen an die Kollegen. Außerdem gibt es einen stillen Alarm, der an die Zentrale weitergeleitet wird. Der Gast merkt davon nichts, die Gespräche im Wagen können dann auch mitverfolgt werden“, erklärte Abby ihm.
„Aber bis Hilfe kommt, kann es dann dauern, oder?“, brummte Marc.
Abby zuckte mit den Schultern. „Was ist schon sicher?“, fragte sie ihn heiser.
Marc nahm ihre Hand und führte ihre Fingerspitzen an seine Lippen. „Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, Abby“, sagte er mit rauer Stimme. „Pass gut auf dich auf, hörst du?“
„Ja, klar“, lächelte Abby ihm zu. Immer noch hielt er ihre Hand fest, sie war wieder wie gelähmt. Wie machte er das bloß?
„Abby, ich hab’ mal ein bisschen im Internet recherchiert. Es gab zwei Überfälle auf Taxifahrerinnen in den letzten zwei Jahren hier in der Stadt. Warst du das Opfer?“, fragte er sie dann heiser und hoffte so sehr, dass die Antwort ‚Nein’ lauten würde.
„Sowas steht im Internet?“, Abby zog ihre Hand weg und nippte hastig an dem Kaffee.
„Ja. Warst du das Opfer?“, wiederholte er seine Frage.
„Ja“, nickte sie nur. „Aber das war nicht schlimm. Man ist mehr erschrocken als alles andere“, winkte sie hastig ab.
‚Es gibt Schlimmeres…’
Marc fühlte sich, als hätte er einen Stein im Magen. „Hat man dir was getan? Wurdest du verletzt?“, eine unbändige Wut flammte in ihm auf.
„Nein. Also beim zweiten Mal hab‘ ich einen Kratzer abbekommen, aber nichts weiter“, lächelte sie scheu. „Es war nicht schlimm, wirklich“, jetzt nahm sie seine Hand. „Aber können wir nicht über etwas anderes reden? Bitte“, fügte sie leise hinzu. In ihrem Blick lag so ein Flehen, dass Marc nicht anders konnte, als dieser Bitte nachzukommen.
„Ich interessiere mich für dich und dein Leben“, rechtfertigte er sich.
„Aber weder ich noch mein Leben sind sonderlich interessant“, zärtlich streichelte sie über seine Hand.
„Für mich schon. Du bist sehr interessant für mich“, er war ungewohnt schüchtern.
Abby wusste erst gar nicht, wo sie hinschauen sollte. Plötzlich spürte sie, wie er einen Finger unter ihr Kinn legte und ihr Gesicht sanft anhob.
„Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen, Abby“, sagte er heiser. „Und… und ich würde mich freuen, wenn du das genauso sehen würdest…“
Abby nahm seine Hand und schmiegte kurz ihr Gesicht hinein. Wie schön das war…
„Das würde ich auch sehr gerne, Marc“, schluckte sie.
‚Hilfe – was tust du da?’ , schrie alles in ihr auf. ‚ABBY!’
Aber sie kam einfach nicht dagegen an. Etwas in ihr war stärker, drängte zu ihm, wollte einfach nur bei ihm sein. War das so schlimm?
Marcs Herz klopfte stark gegen seine Brust. Sie wollte
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