Taxi 503 (German Edition)
auch die anderen Fahrer waren immer bestens informiert.
Als sie den Hof betrat, lächelte Frau Winter ihr auch schon zu. „Guten Morgen, Abby. Da ist ja ein hübsches Foto in der Zeitung von dir und Marc Warnke.“
„Ja, ich… ich hab’s auch schon gesehen“, sagte sie verlegen.
Frau Winter runzelte die Stirn. „Gefällt es dir nicht?“
„Ich weiß nicht, ob das so gut ist, wenn das jetzt bekannt wird“, gestand sie ihrer Chefin.
„Abby, er scheint mir sehr verliebt in dich zu sein. Wieso sollten es dann nicht alle wissen? Hast du Angst vor den Reaktionen der Leute?“, fragte Frau Winter einfühlsam weiter und drückte sie auf einen Stuhl.
„Ja“, nickte Abby. „Ich… also… nicht, dass er wegen mir ins Gerede kommt…“
„Blödsinn, du bist doch keine Verbrecherin. Es ist ungewohnt für dich, das Interesse der Leute zu wecken, das kann ich gut verstehen, mir wäre da auch nicht wohl bei. Aber du hast nun mal einen berühmten Freund.“
Abby beruhigten diese Worte ein wenig, vielleicht machte sie sich wirklich unnötig Gedanken.
„Sei doch froh, dass er dich nicht verstecken will. DAS wäre ein Grund, um sich Sorgen zu machen“, sagte ihre Chefin.
„Vielleicht haben Sie recht…“
„Deine Kollegen werden dich sicherlich darauf ansprechen. Du weißt ja, wie klatschsüchtig sie sind“, gab ihre Chefin zu bedenken. „Männer eben“, grinste sie Abby dann an.
Und sie sollte Recht behalten. Sie war gerade mit ihrem Taxi an ihrem Stand am Bahnhof angekommen, da warteten auch schon Robert und die anderen Fahrer auf sie.
„Na, Abby – da haste ja einen schönen Fang gemacht“, neckten sie sie.
Abby zog es vor, darauf gar nicht zu antworten.
„Siehst schick aus“, Robert hielt ihr den Zeitungsausschnitt vor die Nase.
„Danke“, nickte sie.
„Kannst du mir für meine Tochter ein Autogramm besorgen?“, fragte Peter, ein sehr netter ruhiger Kollege. „Die ist so ein Fan von dem…“
„Klar, mache ich.“
„Jetzt sag’ doch mal: Wie ist der denn so?“, drängte Robert weiter.
„Ich werde gar nichts sagen. Das ist meine Privatangelegenheit“, schüttelte Abby den Kopf. „Bitte versteht das.“
„Hm“, grunzte Robert missmutig.
„Bitte“, sie sah ihn eindringlich an und er ging zu seinem Taxi zurück.
„Na, das ist ja schön, dass wir deine Freundin auch mal sehen. Allerdings hätte ich sie lieber mal persönlich kennengelernt.“
Marc stöhnte auf, als er die vorwurfsvolle Stimme seiner Mutter hörte. Er musste sich eingestehen, dass er an seine Eltern gar nicht gedachte hatte.
„Nun ja, ich hab‘ euch ja gesagt, dass ich eine Freundin habe“, versuchte er sich zu retten. „Tut also nicht so überrascht.“
„Ich habe heute schon fünf Anrufe von unseren Bekannten bekommen. Und alle wollten wissen, wer sie ist“, fuhr seine Mutter ungerührt fort. „Wenn es dir so ernst ist, wie du letztens gesagt hast, warum versteckst du sie dann vor uns? Oder ist das jetzt wieder eine Andere?“
„Nein – es ist noch dieselbe“, motzte Marc los. „Und ja, es ist mir ernst, aber Abby ist sehr scheu…“
„Aber doch nicht vor uns, oder? Beißen wir etwa?“
„Nein, Mama, natürlich nicht“, versuchte er ein bisschen Schönwetter zu machen. „Ich hatte nur die Befürchtung, dass ihr sie vielleicht ablehnen könntet. Sie kommt aus keiner so noblen Gegend“, er war wohl Zeit, mit der Wahrheit rauszurücken.
„Hm.“
„Was ‚Hm’?“, brauste Marc auf.
„Nun ja. Aber so schlimm wird es doch wohl nicht sein, oder?“, hakte sie beleidigt nach. „Oder gibt es einen Grund, sich für sie zu schämen?“
„Natürlich nicht!“
„Dann komm doch mal mit ihr zum Essen.“
„Ich werde sie fragen, wann sie Zeit hat“, rollte Marc mit den Augen.
„Was macht sie denn, dass sie so beschäftigt ist?“, bohrte seine Mutter ungerührt weiter.
„Sie ist Taxifahrerin.“
„Oh, wie originell“, jetzt gluckste es aus der Leitung. „Sag uns Bescheid, wann wir mit euch rechnen können.“
„Werde ich“, antwortete er ihr und legte auf.
‚Das kann ja was geben’ , dachte er zerknirscht. Und ob Abby ihn überhaupt begleiten würde, stand ja noch auf einem ganz anderen Blatt.
Zum Glück zog Abby beim Taxifahren andere Sachen an und ihr Basecap auf, so fühlte sie sich vor den Fahrgästen sicher. Zu der Abby auf dem Foto in der Zeitung und derjenigen, die Taxi fuhr, konnte man nur einen Bezug herstellen, wenn man sie gut
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