Taxi
raus, geh raus!«
»Ist ja gut.«
Seine Lippen rutschten meinen Hals hinunter, und er ließ sich auf die Seite fallen.
»Wir blöd bist du eigentlich?«, sagte ich. »Das kann doch wohl nicht wahr sein.«
Majewski schlang seine Arme um mich, küsste in mein Haar hinein und presste meine Schultern zusammen.
»Schön«, flüsterte er, »das war so schön.«
Ich sagte mir, dass ich die Sache ja jederzeit beenden konnte, wenn ich die Nase voll hatte.
31
Ich suchte einen Parkplatz. Mein plattes Fahrrad hatte ich in der Firma stehen gelassen. Nusske hatte mir erlaubt, den Zwonullsechs mit nach Hause zu nehmen. Ich kreiste bereits das vierte Mal um die Häuserblocks. Das mit den Parkplätzen wurde von Jahr zu Jahr schlimmer. Den Leuten ging es einfach zu gut, und weil ihnen nichts Besseres einfiel, kauften sie sich Autos, Zweitautos und Drittautos, und dann fuhren sie mit ihren neuen Autos zum Großneumarkt und parkten die Straßen voll. Zuerst hatte es einfach bloß keine Parkplätze mehr gegeben, dann konnte man nicht mal mehr was im Halteverbot finden, bis schließlich auch noch in sämtlichen Einfahrten Autos mit Segeberger oder Pinneberger Kennzeichen standen. Was hatten die hier zu suchen? Das, was die suchten, das gab es hier auch nicht. Ich, ich wohnte hier. Ich wollte mich nicht volllaufen lassen oder jemanden aufreißen. Ich wollte bloß endlich in mein Bett. War das zu viel verlangt? Ich fuhr die fünfte Runde. Wenn ich schon keinen richtigen Parkplatz fand, dann wollte ich wenigstens das Taxi für zwei Minuten abstellen, damit ich schnell in meine Wohnung hochflitzen konnte, um auf die Toilette zu gehen, mir die Hände zu waschen und die Zähne zu putzen. Damit ich mich wieder wie ein Mensch fühlen und noch zwei, drei Stunden durchhalten konnte. Aber selbst die Fußwege standen voller Polos und Mitsubishis, und die Feuerwehreinfahrt des Kindergartens war doppelt zugeparkt. Die Hilfspolizisten machten ihre Runde und leckten sich die Lippen. Ich fuhr zum Gestern und Heute, um dort auf die Toilette zu gehen. Die Taxis von Dietrich, Rüdiger, Udo-Zwonullfünf und Taximörder parkten in zweiter Reihe auf der Straße. Ich stellte mich dahinter.
»Wenn die Behinderten wüssten, was für einen Imageschaden sie sich durch diese Unmengen von Behindertenparkplätzen zufügen …«, sagte Dietrich. »Nichts fördert die Behindertenfeindlichkeit doch so sehr wie ein unbesetzter Behindertenparkplatz in einer Gegend mit Parkplatzmangel.«
»Ich versteh sowieso nicht, wieso ein Behinderter, der in der Lage ist, einen Sportwagen zu fahren, einen Parkplatz direkt vor seiner Wohnung braucht«, warf Rüdiger ein. Wenn man den ganzen Tag durch die Gegend kutschiert, dann tut es ja vielleicht a-auch mal ganz gut, mit dem Rollstuhl ein paar hundert Meter mehr zu rollen.«
»Noch schlimmer finde ich diese Parkplätze für Mutter und Kind«, sagte Udo-Zwonullfünf. »Als wenn sich diese Mütter nicht schon genug aufspielen. Bilden sich ein, mit ihrem Privatvergnügen Kinderkriegen, einen g-gesellschaftlich relevanten Beitrag zu leisten. Als w-wenn es eine Leistung wäre, hässliche Blagen in die Welt zu setzen. Als wenn es nicht einfach so mit ihnen geschehen würde. Die denken, sie sichern die Rente. Dabei werden das alles Arbeitslose, die wir dann auch noch durchfüttern müssen.«
»Das Problem dieses Planeten ist nicht Rentensicherung, sondern Überbevölkerung«, sagte ich. »Und dann die ganze Umweltverschmutzung, die so ein Kind verursacht. Diese Tonnen von Wegwerfwindeln, die ganzen Blisterverpackungen von den Barbiehäusern und Carrerabahnen. Eigentlich müsste man die Menschen, die auf Kinder verzichten, ehren und hofieren. Für uns sollte man extra Parkplätze einrichten.«
»Ich finde es durchaus richtig, dass man Mütter in ihrer Rolle unterstützt«, mischte Rüdiger sich ein. »Was ich wirklich schlimm finde, sind Frauenparkplätze.«
Ich versuchte, mich zu beherrschen und nicht darauf anzuspringen, aber ich kriegte es einfach nicht fertig.
»Wieso? Was stört dich daran? Frauenparkplätze in Parkhäusern liegen übrigens nicht am Ausgang, sondern in Sichtweite des Wärterhäuschens. Möchtest du gerne dort parken? Siehst du irgendeinen Vorteil darin?«
»Darum geht es nicht«, sagte Rüdiger. »Ich finde, es darf nicht gefördert werden, dass Frauen da eine Extrawurst gebraten bekommen. Es zwingt sie ja niemand, sich ohne Begleitung nachts herumzutreiben.«
»Herrgott, wo kommst du eigentlich her? Aus
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