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Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Titel: Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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überwältigend.
    Sie waren an dem Tag Fahrrad gefahren. Sie hatten den kleinen Weg genommen, den sie entdeckt hatten und der an der äußersten Ecke des Grundstücks ihrer Eltern anfing. Der Weg führte durch einen kleinen Wald, der sich zu einer Wiese hin öffnete, die an die westliche Ecke des Belle Meade Boulevard grenzte. Eine Reihe immergrüner Myrtensträucher verdeckte die Sicht auf den Pfad von der Straße aus. Whitney hatte einen Platten, und anstatt durch den Wald zurückzugehen, entschieden sie sich, den langen Weg zu nehmen und ihre Fahrräder über den Boulevard nach Hause zu schieben.
    Baldwin blätterte um und schaute auf das Bild des Entführers. Die Akte identifizierte ihn als Nathan Chase, einen siebenunddreißigjährigen Bauarbeiter, der öfter ohne als mit Job in den Tag hineinlebte. Er hatte sich den Mädchen genähert, ihnen ein Eis angeboten, eine Belohnung, um sie an diesem heißen Sommertag etwas abzukühlen, und eine Fahrt nach Hause, damit sie ihre Fahrräder nicht weiter schieben müssten.
    In der Zeit der Unschuld, bevor Kinder jeden Tag zur Schule gefahren wurden und man hinter jedem Schatten einen Fremden vermutete, der Böses im Sinn hatte, hatten die Mädchen das Angebot dankend angenommen. Immerhin waren sie auf dem Boulevard, was sollte hier schon passieren. Sie schoben ihre Räder zu seinem Kombi. Nachdem Quinns Fahrrad sicher verstaut war und sie auf den Beifahrersitz krabbelte, schnappte er sich Whitney, schob sie hinter Quinn ins Auto und fuhr mit ihnen los. Whitneys Fahrrad mit dem platten Reifen ließ er zurück. Und dann waren sie weg. Verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.
    Aber ihre Geschichte hatte ein Happy End. Drei Tage später tauchten die Mädchen auf der Charlotte Avenue auf. Zerzaust, dreckig, blutig, aber am Leben. Ein guter Samariter hatte sie nach Hause stolpern sehen und die Polizei alarmiert.
    Es war Whitney, die erzählte, wie Chase sich betrunken hatte und eingeschlafen war. Die Mädchen hatten hierin ihre Chance gesehen und einen erfolgreichen Fluchtversuch gestartet.
    Whitney war es auch, die Chase und seinen Kombi identifizierte. Sie konnte eine detaillierte Beschreibung seines Hauses liefern, einem kleinen, dreckigen Bungalow mit zwei Zimmern in der Nähe der Charlotte Avenue. Während ihrer Gefangenschaft waren die Mädchen nur fünf Meilen von zu Hause entfernt gewesen. Quinn hatte nie irgendwelche Einzelheiten mitgeteilt, sondern nur zustimmend genickt, während Whitney die Geschichte erzählte. PTSS, posttraumatisches Stresssymptom, war Quinns größtes Problem. Sie hatte so einen großen Schock erlitten, dass sie, laut Angabe in den Akten, nach der Entführung wochenlang stumm blieb. Nachdem Whitney alles erzählt und alle Informationen gegeben hatte, an die sie sich erinnern konnte, hatte sie still dagesessen und gewartete, bis ihre Eltern sie abholten. Sie war eindeutig die stärkere der beiden Zwillinge.
    Die Polizei war den Angaben von Whitney gefolgt und hatte Nathan Chase allein in seinem Wohnzimmer vorgefunden, wo er Budweiser aus der Flasche trank und sich einen Film im Fernsehen anschaute. Er hatte nur gelächelt, als sie ihm Handschellen anlegten, und sich geweigert, die Anschuldigungen zuzugeben oder abzustreiten.
    Er war angeklagt und dank Whitneys überzeugender Zeugenaussage verurteilt worden. Quinn hatte sich geweigert, vor Gericht zu erscheinen. Sie wollte nicht aussagen, aber die Jury entschied auch so in nur zwei Stunden, dass Nathan Chase schuldig war. Er erhielt dreißig Jahre, eine angemessen Strafe für einen Entführer in den frühen 1980er-Jahren, und saß inzwischen den Rest seiner Strafe in Riverbend ab, einem Hochsicherheitsgefängnis, das seine Pforten 1989 geöffnet hatte. Er verbrachte seine Tage damit, fernzusehen, zu lesen, in der Bücherei zu arbeiten und ein vorbildlicher Gefangener zu sein.
    Baldwin lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rieb sich die Augen. Nathan Chase. Was für ein Mensch entführt zwei kleine Mädchen, schlägt sie zusammen, aber lässt sie entkommen? Setzt sich dann gemütlich ins Wohnzimmer, trinkt ein Bier und wartet darauf, dass die Cops ihn holen?
    Baldwin blätterte noch einmal durch die Papiere. Es gab keinen Hinweis darauf, dass die Mädchen sexuell belästigt worden waren. Es war nur die Rede von Schlägen und schlaflosen Nächten. Sie sagten, dass er mit ihnen gesprochen, ihnen Geschichten erzählt und versucht habe, sie zu unterhalten. Die Chancen, dass sie nicht bedroht worden

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