Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
niemanden umgebracht. Gott, Sie müssen mir zuhören. Anwalt. Ich will meinen Anwalt. Jetzt gleich!”, brüllte er, die Augen in Panik aufgerissen.
Taylor drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Baldwin folgte ihr. Sie ließen Jake Buckley schluchzend wie ein kleines Baby im Vernehmungszimmer zurück.
Im Flur wurden sie schon vom Rest der Mordkommission erwartet. Alle vier Männer grinsten. “Nette Vorstellung, Lieutenant”, gratulierte ihr Price. “Sie haben ihm solche Angst eingejagt, dass er bis zum Ende vergessen hatte, nach einem Anwalt zu fragen. Gut gemacht, Mädchen.”
“Danke, danke. Aber wir müssen ihn dazu bringen, etwas anderes zu sagen als ‘Nein, ich habe es nicht getan.’ Baldwin?”
Baldwin starrte gedankenverloren auf den Boden.
“Baldwin?”
Er schaute sie an. “Irgendetwas stimmt nicht mit ihm.”
“Nun, das wissen wir. Der durchschnittliche Mann neigt nicht dazu, seine Verabredungen am Ende des Abends umzubringen”, sagte sie.
“Nein, da ist noch mehr. Er war wirklich großspurig, als du den Eindruck erwecktest, er hätte die Kontrolle. Aber in der Sekunde, als du dich gegen ihn gewandt hast, hat er sich zusammengekauert wie ein geprügelter Hund. Das würde dieser Mörder nie tun. Die Nachrichten, die er verschickt, die sensationelle Natur seiner Verbrechen – ich denke, er würde damit angeben. Ich glaube nicht, dass er es zulassen würde, dass du ihm so unter die Haut gehst.”
“Komm schon, Mr. FBI, vertrau dem Mädchen ein bisschen. Sie könnte da jetzt hineingehen, und er würde ihr alles erzählen, was sie hören will.” Fitz knurrte Baldwin nicht direkt an, aber es hätte nicht viel gefehlt.
“Das kann gut sein. Aber ich weiß nicht, ob er es wirklich gewesen ist. Wir müssen so schnell wie möglich ein paar Tests durchführen. Wir können doch jetzt einen Abgleich mit seiner DNA machen, oder?”
Taylor nickte.
“Dann lasst uns das tun. Wir können versuchen, es mit dem Sperma zu vergleichen, das wir bei Christina Dale gefunden haben. Ich kann ihn mir einfach nicht als Mörder vorstellen. Nicht bei der Art, wie er vor Taylor zurückgezuckt ist, als sie ihn verbal angriff. Ein Komplize, vielleicht. Verdammt, ich weiß es nicht. Lasst uns Beweise besorgen.”
Fitz starrte Baldwin an, als wäre er ein Außerirdischer. “Baldwin, der Mann hatte Ivy Clark im Kofferraum seines Wagens. Er war auf dem Rückweg nach Nashville, um die Leiche zu entsorgen. Er hatte eine Tasche voller Mordwerkzeug direkt bei sich im Auto. Eine Tasche, in die seine verdammten Initialen eingeprägt sind. Was brauchst du noch?” Er hob eine fleischige Hand. “Ah, antworte nicht. Ich werde die Probe besorgen, damit sie abgeglichen werden kann.” Er verschwand im Flur.
Baldwin wandte sich an Taylor, deren Lächeln verschwunden war. Aber er hatte sich richtig verhalten. “Lass Buckley noch eine Weile schmoren. Ich will mir den Fall Whitney und Quinn noch mal anschauen.”
46. KAPITEL
B aldwin richtete sich in dem Konferenzraum ein, der dem Vernehmungszimmer von Jake Buckley direkt gegenüberlag. Die Akten von Whitneys und Quinns Entführung lagen ausgebreitet vor ihm. Er überflog sie, saugte alle Informationen auf. Die Geschichte war ihm nur zu vertraut.
Whitney und Quinn waren kluge, fröhliche zwölfjährige Mädchen, als sie verschwanden. Sie hatten an dem Tag zusammen gespielt, unschuldig und rein, zwei Schwestern, die einen freien Nachmittag genossen, ohne Verantwortlichkeiten, außer Spaß zu haben. Sie waren beide flachsblond, blauäugig und glücklich. All das erfuhr Baldwin von den Fotos der Kinder, die in den Akten lagen. Fotos, die vor der Entführung geknipst worden waren.
Die Nachher-Bilder, aufgenommen, als die Mädchen aufgefunden und zur Polizeistation gebracht wurden, während man ihre Eltern informierte, erzählten einen andere Geschichte. Ihre Augen blickten besorgt, kein Lächeln, nur leere Blicke. Beide Mädchen waren geschlagen worden, sie hatten blaue Augen und Quinn eine geplatzte Lippe. Er konnte sie nur auseinanderhalten, weil am unteren Bildrand ein kleiner weißer Zettel klebte, der die Mädchen identifizierte. Es gab ein Bild von Whitney, in dem sie so in die Kamera schaute, als ob sie gar nicht wüsste, dass sie fotografiert wurde. In ihrem Blick lag keine Unschuld mehr, sie hatte die Augen einer doppelt so alten Frau, die ihr ganzes Leben lang nur Missbrauch erlebt hatte. Was nur drei Tage einem Kind antun konnten, war
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