Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
bemerkt würde.
Sie arbeitete den größten Teil des Tages alleine. Lincoln und Marcus hatten beide frei, und Fitz leitete die Suche nach Shauna Davidson und sammelte mehr Informationen über das vermisste Mädchen. Um fünf Uhr entschloss Taylor sich, Feierabend zu machen. Sie hatte nichts von Baldwin gehört, nahm aber an, dass er im Laufe des Abends oder der Nacht noch auftauchen würde. Sie musste ihm jetzt nicht im Weg stehen, er hatte genug damit zu tun, seine eigene Untersuchung ins Rollen zu bringen. Bevor sie ging, steckte sie das Mordbuch ein – nur für alle Fälle.
7. KAPITEL
T aylor fühlte, wie die Hand langsam an der Rückseite ihres Oberschenkels hinaufstrich. Sie streckte sich träge und vergrub ihr Gesicht tiefer in den Kissen. Als die Hand sich ihrem Slip näherte, atmete sie erwartungsvoll ein.
Das schrille Klingeln des Telefons riss sie aus dem Halbschlaf, genau wie der unterdrückte Fluch des Mannes, der zu der Hand gehörte.
“Verdammt, wer ruft denn um diese Uhrzeit an?”, grummelte Baldwin.
“Wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, die Arbeit. Normalerweise ruft mich niemand so früh an, außer, jemand ist gestorben.” Spielerisch schlug sie seine Hand weg, denn trotz des klingelnden Telefons hatten seine Finger ihr Forschen nicht aufgegeben. Sie griff über das Bett, nahm das Telefon auf und warf einen Blick auf die Anruferkennung. Sie hatte recht. “Lieutenant Jackson hier.”
“Taylor, ich bin’s, Price.”
Captain Mitchell Price rief sie normalerweise nicht zu Hause an, wenn es sich nicht um etwas wirklich Dringendes handelte. Sie rutschte in eine sitzende Position und stopfte sich ein Kissen in den Rücken, damit sie wenigstens so klang, als wäre sie wach.
“Guten Morgen, Captain. Wie kann ich Ihnen helfen?”
“Wir haben eine Situation, die wir in den Griff bekommen müssen.” Es war völlig untypisch für ihn, so unfreundlich zu klingen. Sie konnte sich kaum vorstellen, was passiert war, dass er sie derart anschnauzte. Sie schaute aus dem Fenster und sah, dass es sanft regnete.
“Wir hatten einen weiteren Übergriff durch den Regenmann.” Sie konnte die Anspannung in der Stimme des Captains hören. “Durch die Wahl seines Opfers sind wir dieses Mal auch betroffen. Ich brauche Sie drüben bei Betsy Garrisons Haus.”
“Er hat die leitende Ermittlungsbeamtin in seinem Fall vergewaltigt? Machen Sie Witze?”
Price seufzte, und Taylor hatte Mitleid mit ihm.
“Er hat sie beinahe getötet. Sie ist ins Krankenhaus gebracht worden, aber irgendjemand muss die Leitung der Untersuchungen vor Ort übernehmen, und der Chief hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt.”
“Oh, das ist kein gutes Zeichen.”
Das Metro Nashville Police Department hatte ein neues Management, und die gewöhnlichen Polizisten waren über die Wahl des neuen Chiefs nicht sehr glücklich.
“Er wollte eine Frau auf dem Fall. Sie sind Lieutenant der Mordkommission. Wenn sie stirbt, fällt das Ganze eh in unseren Zuständigkeitsbereich. Vielleicht hat der Chief also sehr vorausschauend gewählt – oder er wollte nur, dass es der Presse gegenüber möglichst gut aussieht. Ich weiß es nicht. Den ganzen Morgen lang läuft es hier schon total verrückt. Die B-Schicht hat zwei Mörder in den Bandenvierteln geschnappt, und zusammen mit dem vermissten Mädchen Shauna Davidson … Egal, wenn Sie sich von was auch immer Sie gerade tun losreißen und dorthin fahren könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Und bitte halten Sie mich auf dem Laufenden.”
Einen Moment lang spürte Taylor Panik in sich aufsteigen. Wusste er etwa, was sie gerade kurz davor gewesen war, zu tun? Sie wog den Gedanken ab, dann entschied sie, nein, er hatte nur einen Spaß gemacht. So war Price. Halb frauenverachtender Cop der alten Schule, halb hilfsbereiter, sensibler Polizist. Sie spielte mit.
“Sie treffen unerlaubte Annahmen, Captain.”
“Ich dachte nur, dass Sie vielleicht ab und an versuchen, auch ein Leben zu haben, Lieutenant. Und jetzt machen Sie sich auf den Weg und mich stolz.” Er legte auf und ließ Taylor mit einem seltsamen Gefühl der Befriedigung zurück. Sie wusste, dass es sehr wahrscheinlich Prices Idee gewesen war, sie in den Fall einzubeziehen.
Sie legte das Telefon zurück auf die Station und schaute quer durch den Raum zu Baldwin. Sein Telefon hatte auch geklingelt, aber sie hatte es nicht mitbekommen. Als er jetzt leise in sein Handy sprach, überschattete ein Anflug von Bestürzung seine
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