Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
de practicar encendido.“
Ein derbes Lachen dröhnte durch den Hörer. „Und ich dachte, Nashville hätte eine lebendige Latinogemeinde.“ Juans Stimme war tief und kultiviert. Lincoln kannte nicht seine ganze Geschichte, aber er glaubte, dass er vielleicht eine Art argentinischer oder bolivianischer Spion war. Er war einfach zu gut vernetzt, um im regulären Polizeidienst zu stehen, selbst wenn er gerade als Polizeichef in Mexikos zersplitterter Polizei diente. Nein, ein Spion wäre eine viel romantischere Vorstellung.
Lincoln wechselte ebenfalls ins Englische, erleichtert, seine Muttersprache sprechen zu können. „Wir haben sehr viele gute Latinos, aber sie riechen mich schon auf zwanzig Schritt Entfernung. Niemand will sich mit einem Cop einlassen, weißt du.“
„Ah ja, mein Freund, das kenne ich. Aber nun zu den wichtigeren Dingen. Ich habe deinen Verdächtigen gefunden.“
Lincoln winkte, um die Aufmerksamkeit seiner Kollegen auf sich zu ziehen. „Juan, ich stelle dich mal eben auf Lautsprecher.“ Er drückte den entsprechenden Knopf, und die körperlose Stimme schwebte durch die Luft.
„Euer Verdächtiger ist am Strand gefunden worden. Um genauer zu sein, bei einer Strandhütte vor dem Pueblo Bonito Hotel. Ein sehr schönes Hotel. Sie haben unser Eindringen nicht sehr freundlich aufgenommen, das kann ich dir verraten. Aus der Entfernung sah es aus, als ob er betrunken auf einer Liege eingeschlafen wäre. Beim Näherkommen haben die Fliegen ihn dann aber verraten.“
„Er ist tot?“
„Es tut mir leid, dir das sagen müssen, aber ja. Ihm ist die Kehle durchgeschnitten worden. Kein schöner Anblick. Die Leute vom Hotel waren sehr verärgert. Sie mussten den Strand für ihre Gäste schließen. Bisher ist er nicht bewegt worden. Wollt ihr ihn zurück?“
Baldwin übernahm. „Hallo, ich bin John Baldwin. Ich kann kurzfristig ein Team vom FBI vorbeischicken, um seine Leiche abzuholen.“
„Ja, das wäre eine gute Idee. Ich möchte lieber nicht wissen, warum Sie ein Team hier in der Nähe positioniert haben. Meine Regierung ist über die ganze Angelegenheit nicht sehr glücklich. Es geht hier um Ihre Frau, hat Lincoln mir erzählt?“
Baldwin trat einen Schritt näher ans Telefon. Seine Stimme brach kaum vernehmbar. „Ja. Dieser Mann war unsere einzige Spur.“
„Es wird noch andere Spuren geben, amigo . Verlieren Sie bloß nicht die Hoffnung.“
Baldwin ließ sich schwer auf den Stuhl neben Lincolns Schreibtisch fallen. Lincoln warf ihm einen Blick zu, dann nahm er den Hörer in die Hand und beendete damit die Lautsprecherverbindung. „Danke für deine Hilfe, Juan. Ich weiß das sehr zu schätzen.“
„Ich bin mir sicher, dass es eine Gelegenheit geben wird, mir diesen Gefallen zurückzuzahlen. Adíos, mi amigo. Espero que encuentres las conchas dulces y calientes.“
Lincoln brauchte einen Moment. Er wiederholte ein paar der Worte laut. Baldwin sah ihn an, und zum ersten Mal seit Stunden zeigte sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. Juan hatte ihm warme und feuchte sexuelle Erfahrungen gewünscht.
Nachdem Lincoln endlich den Sinn von Juans Worten verstanden hatte, lachte er laut und legte auf. Er schaute zu Baldwin hinüber, der an seinen ursprünglichen Platz zurückgekehrt war und den Kopf in die Hände stützte.
„Ich wusste nicht, dass du Spanisch sprichst.“
„Ich stümpere in mehreren Sprachen herum. Nur damit du es weißt, dein Freund ist kein Mexikaner.“ Sein Ton machte klar, dass er das Thema nicht vertiefen wollte. Lincoln verstand den Hinweis und schlug einen anderen Kurs ein.
„Das habe ich schon eine ganze Weile lang vermutet. Gibt es jemand Bestimmten, mit dem ich mich in Verbindung setzen soll, um die Sache zu regeln?“
Baldwin hob den Kopf, ein leichtes Glitzern in den Augen. „Nein, ist schon okay. Ich erledige das. Ich kenne den Teamleiter da unten, er arbeitet an dem Juarez-Fall. Über Weihnachten ist er auf Urlaub in Puerto Vallerta und kann das diskret für uns erledigen.“ Er stand auf und machte eine entschuldigende Geste in Richtung von Taylors Büro. Niemand sagte etwas. Was gab es auch zu sagen? Baldwin nickte langsam, ein verdammter Mann. Er ging in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich.
Er weigerte sich, zusammenzubrechen. Sie wäre so unglaublich wütend auf ihn, wenn er jetzt aufgeben würde. Er setzte sich auf die Besucherseite ihres Schreibtischs; er brachte es einfach nicht über sich, ihren Stuhl zu nehmen. Das Büro roch
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