Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
gelandet waren. Sie würden Stunden brauchen, herauszufinden, wo dieses Flugzeug hingeflogen war – das Luftfahrzeugkennzeichen musste manuell mit allen gelandeten Flugzeugen auf allen Flughäfen verglichen werden. Damit hätten die Kontrolleure vom FBI eine ganze Menge zu tun.
Die ganze Operation war perfekt geplant und alles so arrangiert worden, dass das Flugzeug im wahrsten Sinne des Wortes vom Radar verschwinden konnte.
Baldwin war schlecht. Er verließ das kleine Flughafengebäude und stand auf dem Asphalt. Er schaute nach Norden. Es gab die klitzekleine Chance, dass Taylor noch am Leben war. Verletzt. Hilflos. Allein. Bei dem Gedanken wollte er sich die Haare ausreißen und seine Hände um die Kehle desjenigen schlingen, der sie ihm gestohlen hatte.
Fitz stellte sich neben ihn, legte ihm eine Hand auf die Schulter, und Baldwin erfasste ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Erst dann wurde ihm klar, dass er bisher gänzlich damit beschäftigt gewesen war, seine eigenen Sorgen und Ängste Taylors wegen in Schach zu halten. In der Zwischenzeit hatte er die vier Menschen vollkommen ignoriert, die sie am besten und längsten kannten. Ihr Team. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube, und er drehte sich zu Fitz um.
„Mein Gott, es tut mir so leid. Ich habe nur an mich gedacht, daran, wie schrecklich die Situation für mich ist. Ich weiß, dass du sie auch liebst. Es tut mir leid, dass ich so ein Arschloch war.“
Fitz winkte ab. „Na, mach dir darüber mal keine Sorgen. Wir sind im Moment alle ein bisschen zu angespannt, aber niemand ist dir böse, dass du nicht so viel Aufhebens um uns machst. Wir sind alle erwachsen. Zumindest die meisten von uns.“ Er grinste und nickte in Richtung Marcus Wade, der durch die gläserne Eingangstür des Terminals gut zu sehen war. Marcus stauchte gerade das Flughafenpersonal zusammen und drohte, sie alle zu verhaften, wenn sie nicht mit ihm kooperierten. Er hatte sich vorgebeugt, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, und der männliche Mitarbeiter hinter dem Tresen zitterte sichtbar.
Baldwin lächelte angespannt und schaute an Marcus vorbei. Auf einem der orangefarbenen Plastikstühle saß Lincoln mit seinem Laptop auf den Knien und flog auf der Suche nach dem Flugzeug durch den Cyberspace. Baldwin war sicher, dass, wenn jemand die Cessna auftreiben konnte, es Lincoln war.
Fitz drückte Baldwins Schulter noch einmal, dann lächelte er. „Ich rufe Prince an und bringe ihn auf den neuesten Stand. Gibt es irgendwas, was ich ihm von dir ausrichten soll?“
„Sag ihm einfach nur, dass er sich auf einen totalen Angriff gefasst machen soll, sobald wir irgendetwas haben. Ich weiß, dass die Geldsäckel der Metro eng geschnürt sind, aber wenn nötig, werde ich eigenes Geld beisteuern. Ich erwarte von ihm nicht, dass er irgendwelche meiner Ausgaben übernimmt. Wenn du ihm das sagen könntest?“
„Davon will er sicherlich nichts hören, Baldwin, das weißt du. Für ihn bist du ein Teil des Teams, auch wenn du zum FBI gehörst.“ Er klappte sein Telefon auf und ließ Baldwin alleine auf dem eiskalten Asphalt stehen.
Beinahe hätte er das FBI verlassen, aber er war froh, dass sein Boss Garrett Woods ihn nicht hatte gehen lassen. Es wäre schwierig gewesen, auf diesen Vorfall mit Taylor, dem toten Chauffeur und allem richtig zu reagieren, wenn er nicht das Bureau als Unterstützung hätte.
Trotzdem wollte er immer noch auf eigene Faust arbeiten, eine Beraterfirma haben, die nicht den Zwängen der Regierung unterlag. Ein paar Privatdetektive anheuern, die Arbeit tun, die er tun wollte …
Der Gedanke ließ ihn aufschrecken. Ein Privatdetektiv. Er und Taylor waren offensichtlich beobachtet worden. Jemand hatte alle Details ihrer Hochzeit gewusst, bis hin zum Limoservice. Er fragte sich, ob ein skrupelloses Mitglied der Privatermittler-Gemeinschaft sich an ihre Fersen gehängt hatte. Kein klar denkender Privatdetektiv würde eine Polizistin und einen FBI-Agenten ausspionieren. Das war definitiv ein Detail, das untersucht werden musste.
Auf seinem Handy waren vier neue Nachrichten eingegangen. Alle von Garrett Woods, alle bezüglich einer Sache, die nichts mit der Suche nach Taylor zu tun hatte. Baldwin gönnte sich ein kleines bisschen kindlicher Rebellion und beschloss, die Anrufe noch nicht zu erwidern. Wenn es wirklich wichtig wäre, dass sie sofort miteinander sprachen, würde Woods es ihm sagen. In der Zwischenzeit musste er sich ganz und gar auf Taylor
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