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Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Titel: Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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hatte. Zehn Mädchen. Jetzt waren es vier mehr. Sehr wahrscheinlich nicht von der Hand des eigentlichen Schneewittchenkillers umgebracht, aber von jemandem, der ihm sehr nahestand.
    Die Beweismenge aus den früheren Morden war überwältigend. Zehn Mordbücher, zehn Beweisakten und die entsprechenden Schlussfolgerungen, die nach jedem Fall gezogen worden waren. Die schiere Masse an Papier war atemberaubend, aber Taylor war jedes einzelne Blatt durchgegangen. Mehr als einhundert Kisten waren an der rückwärtigen Wand des Konferenzraums gestapelt worden, sodass sie jederzeit Zugriff darauf hatten, wenn nötig. Über den Kisten hingen die Fotos der Opfer. Je ein Porträtfoto und ein Foto vom jeweiligen Fundort. Die Ähnlichkeiten waren verblüffend. Taylor erwischte sich dabei, wie sie auf die Bilder starrte und dachte, mein Gott, zwanzig Jahre. Das ist eine lange Zeit, um seine Arbeit ruhen zu lassen. Wo bist du in der Zwischenzeit gewesen?
    Taylors Blick schweifte durch den Raum, hielt bei jedem Opfer kurz inne, ein schweigender Tribut. Das machte sie seit zwei Monaten jeden Morgen.
    Der erste Mord war im Januar 1986 passiert. Nach einem Abend mit Freunden war eine junge Frau verschwunden. Ihre Leiche wurde eine Woche später gefunden, vergewaltigt und mit durchschnittener Kehle. Ihr Name war Tiffani Crowden. Die Lippenstiftmarke konnte als Chanel Coco Red identifiziert werden. Dieses Mädchen war der erste bestätigte Mord des Schneewittchenmörders. Jeder folgende Fundort wies große Ähnlichkeiten auf, auch wenn er die Leichen niemals zweimal am gleichen Ort ablegte.
    Die nächsten Opfer waren Ava D’Angelo, eine achtzehnjährige Kellnerin, und Kristina Ratay, die die renommierte Mädchenschule Harpeth Hall besuchte. Im späten Oktober 1986 wurde Colette Burich umgebracht; sie arbeitete als Kindermädchen für eine reiche Familie.
    Anfang des Jahres 1987 wurde Evelyn Santana, eine Studentin der Belmont, deren Eltern angesehene Ärzte waren, tot aufgefunden. Im Spätsommer fand man Danielle Seraphin und Vivienne White, beides französische Austauschstudentinnen, gemeinsam im Centennial Park: ein Doppelmord.
    1988 gab es drei weitere Morde. Allison Guiterez, Abigail McManus und Ellie Walpole. Alle Mädchen wurden mit durchschnittener Kehle in verschiedenen Parks in und um Nashville gefunden.
    Und dann hatte es aufgehört. Taylor wünschte, sie wüsste, warum. Und auch, warum es dann wieder angefangen hatte.
    Das Ritual erfolgreich zu Ende gebracht, wandte Taylor ihre Aufmerksamkeit wieder dem Tisch zu. Jeder von ihnen hatte einen Stapel Papiere vor sich. Obenauf lag der Schlüsselbeweis der früheren Morde – der Brief, den der Schneewittchenmörder 1988 geschrieben hatte. Ein freundliches „Fickt euch, ihr werdet mich nie fangen“ an die Polizei. Mit jedem Bissen, den Taylor nahm, wurde ihr Blick von diesem Brief angezogen. Sie wusste anhand des Instinkts, der in jedem guten Detective steckte, dass irgendetwas in den Worten des Mörders ihnen helfen konnte, den Fall zu lösen. Es musste irgendetwas in den alten Akten geben, das die ermittelnden Beamten damals übersehen hatten.
    Dieser Punkt stand als Nächstes auf Taylors Liste. Sie wollte mit dem verantwortlichen Detective von damals reden. Er hieß Martin Kimball und war ein Jahr bevor Taylor zur Mordkommission gekommen war, in Rente gegangen. Sie musste mit ihm sprechen, alles aus seiner Erinnerung kitzeln, was irgendwie wichtig sein konnte. Sie hoffte, dass diese Erinnerungen noch greifbar und intakt waren.
    Taylor schluckte ihren Hühnchensalat herunter und überlegte. Sie musste auch mit dem Reporter sprechen, der damals über die Fälle berichtet hatte. Sie hatte schon versucht, den Mann zu erreichen, aber leider erfolglos. Er war derzeit in Europa. Morgen sollte er zurückkommen, und er würde die dringende Nachricht erhalten, dass sie sofort mit ihm reden musste. Das waren die nächsten Schritte. Mit Martin Kimball und Frank Richardson, dem Reporter des Tennessean, sprechen.
    Sie legte ihr Sandwich ab und nahm sich eine Handvoll Chips.
    „So“, sagte sie mit vollem Mund. „Der Fundort war sauber. Keine neuen Beweise. Sagt, was ihr denkt. Warum sind wir so sicher, dass es sich nicht um den Schneewittchenmörder handelt?“
    „Das haben wir doch schon eine Million Mal durchgekaut“, grummelte Fitz.
    „Ich will nur alle Informationen auf dem Tisch haben. Also sprich, alter Mann.“
    „Nee, ich fang an. Er hat noch ein halbes Sandwich übrig.“

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