Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
neues Auto ausprobieren und hatte den Allradantrieb zugeschaltet, um den Truck über die vereisten Straßen zu lenken.
Sie sprachen teils über den Fall, teils über die bevorstehende Hochzeit. Taylor war Fitz gegenüber immer ehrlich. Er war mehr ein Vater für sie, als es ihr eigener gewesen war. Sie musste sich bei ihm nie Gedanken über ihr Image machen, war nie besorgt, dass er ein Problem damit hatte, der ältere Mann zu sein, der zweite in der Reihe hinter der jungen Frau. Fitz näherte sich immer mehr dem Rentenalter. In letzter Zeit verkündete er oft, dass er es kaum erwarten könnte, sich zur Ruhe zu setzen. Taylor hoffte, dass dieser Besuch bei Martin Kimball seine Meinung ändern würde. Vielleicht wäre Kimball gelangweilt und depressiv, und das würde reichen, um Fitz zu überzeugen, noch ein wenig länger an Bord zu bleiben.
Sie hielten vor dem Bungalow in der Granny White Pike. Das Grundstück selber war mindestens eine halbe Million wert, das Haus noch einmal weitere 200.000 Dollar. Die Häuser links und rechts von Kimballs waren abgerissen und als wahre Monstrositäten neu errichtet worden. Ein aus Steinen und Holz errichteter Pseudo-Tudor-Palast zur Linken und ein roter Backsteinbau mit Säulen zur Rechten. Jedes davon wäre locker für 800.000 Dollar zu verkaufen. Beide hatten aufwendig gestaltete Gärten, die die kleinen Grundstücke größer aussehen ließen, und schmiedeeiserne Tore, die ihre schmalen Einfahrten versperrten. Diese Gegend war im Kommen, und das Häuschen der Kimballs, obwohl es noch mit dem ursprünglichen Plan für diesen Stadtteil übereinstimmte, wirkte mittlerweile vollkommen fehl am Platz.
Diese Neuigkeiten hatten die Kimballs jedoch noch nicht erreicht. Weihnachtslichter bedeckten jeden Quadratzentimeter der Hausvorderseite. Eine festliche Girlande aus immergrünen Zweigen war mit roten Bändern über der Haustür befestigt. Der Weg war sorgfältig geräumt und mit einer dünnen Schicht Splitt bestreut worden, damit mögliche Besucher nicht ausrutschten. Taylor und Fitz nahmen diesen Weg. Ihre Stiefel quietschten auf dem verbliebenen Schnee. Taylor klopfte an der frisch gestrichenen, knallroten Tür. Es war vielleicht nicht das größte Haus in der Straße, aber es war gepflegt und gut erhalten.
Die Tür wurde geöffnet, und ein kleines Gesicht schaute heraus. „Frohe Weihnachten. Willkommen im Haus der Kimballs. Kann ich Ihnen helfen?“
Taylor unterdrückte ein Lachen. Die Göre konnte nicht älter als sieben oder acht sein, aber was für eine Ausstrahlung sie schon hatte.
„Ja, Miss. Können wir mit Ihrem Großvater sprechen?“
„Haben Sie einen Termin?“
„Er weiß, dass wir kommen.“ Taylor ging ein wenig in die Knie, um auf Augenhöhe mit dem kleinen Mädchen zu sprechen. „Ich bin Taylor, das hier ist Fitz. Und wie heißt du?“
„Sabrina.“ Das kleine Mädchen streckte ihre Hand aus, die Taylor mit angebrachtem Ernst nahm und schüttelte. Sabrina nickte ihr zu, als ob sie sie gemustert und für würdig befunden hätte, dann öffnete sie die Tür ganz.
Die Räume des Hauses strahlten nur so vor Freude und Liebe. Ein warmes Feuer prasselte im Kamin, und das ganze Haus war in Rot und Grün dekoriert – Popcorn- und Cranberry-Ketten, Girlanden, Luftschlangen. Sabrina ging voraus in die Küche, wo der Duft von Kürbispie und Lebkuchen in der Luft hing. Sie kündigte die Besucher den beiden Menschen in der Küche an.
„Gran, Grampy, das sind Taylor und ihr Freund Fitz. Grampy, sie sagen, sie hätten eine Verabredung mit dir. Bist du bereit, sie zu empfangen?“
Martin Kimball drehte sich mit einem amüsierten Funkeln in den Augen zu seiner Enkeltochter um. Er streckte eine Hand aus, packte das Mädchen um die Hüften und hob sie in seine Arme, während er aufstand. Dann lächelte er seinem alten Freund Fitz zu und schenkte Taylor ein freundliches Lächeln.
„Sieh an, sieh an, was die Katze da hereingebracht hat. Pete Fitzgerald und sein reizender Lieutenant. Was kann ich für euch an diesem schönen Tag tun? Wir haben eine Menge Kuchen, und wir bauen gerade ein Lebkuchenhaus für Sabrina. Eine Menge Weingummi, das verarbeitet werden will. Habt ihr Lust, mitzumachen?“
Ein wehmütiger Ausdruck huschte über Fitz’ Gesicht; Taylor wusste, dass seine Schwäche für Süßigkeiten gegen seine Willensstärke kämpfte. Dann riss er sich zusammen, ein Bild von Stärke und Zurückhaltung. Wenn Pensionierung bedeutete, ein warmes, liebevolles Heim und
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