Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Rothaarige ein paar Zentimeter vorwärts. Mit einem höhnischen Grinsen drehte sie sich um, bevor sie sah, wer sich da Zutritt verschaffen wollte. Das Grinsen verwandelte sich in etwas Ähnliches wie ein Lächeln.
„Sie müssen Taylor Jackson sein. Ich bin Dr. Charlotte Douglas vom FBI.“ Charlotte streckte eine Hand aus, die Taylor schüttelte. Sie musterten einander kühl. Charlotte machte keine Anstalten, aus dem Weg zu gehen. Taylor ließ die Hand sinken und räusperte sich. Charlotte fuhr fort, sie unumwunden zu taxieren.
„Entschuldigen Sie bitte?“, bat Taylor schließlich.
„Oh, ich Dummerchen. Wo hab ich nur meinen Kopf? Ich wollte Ihnen nicht im Weg stehen, Lieutenant.“ Sie rührte sich immer noch nicht.
Taylor hatte den leicht amüsierten Unterton durchaus vernommen und verengte die Augen ein wenig.
Eine tiefe Stimme rumpelte um Charlotte herum. „Lass es einfach, Charlotte.“
Charlottes Augen blitzten auf, und sie trat gerade so weit zur Seite, dass Taylor eintreten konnte. Gleichzeitig warf sie Baldwin giftige Blicke zu, der an dem Schreibtisch direkt vor ihrem Büro saß. Er sprang sofort auf und wollte Taylor aufhalten, aber sie war schon an ihm vorbei. Auf der Türschwelle blieb sie stehen und drehte sich um.
„Miss Douglas, ich bin …“
„Doktor.“ Der kalte, herrische Ton sollte einschüchternd wirken, hatte aber nur den Effekt, dass Taylor noch genervter war.
„Gut. Dr. Douglas, ich werde in Kürze bei Ihnen sein. Es gab nur eine neue Entwicklung, die meiner sofortigen Aufmerksamkeit bedarf. Bitte, machen Sie es sich derweil bequem.“
Sie wandte sich an Baldwin. „Kann ich dich kurz sprechen?“
Sie hörte Charlotte kichern, als Baldwin in ihr Büro kam und die Tür hinter sich schloss.
Baldwin setzte zum Sprechen an, aber Taylor unterbrach ihn.
„Ich habe jetzt keine Zeit für langes Geplänkel. Ich nehme an, dass du gerade erst gekommen bist?“
„Vor zwei Minuten, aber ich habe sie schon vor einer Stunde abgeholt. Eine halbe Ewigkeit, wie mir scheint. Je schneller wir ihren Bericht hören, desto schneller sind wir sie wieder los.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, sodass sie wie die Borsten eines Stachelschweins hochstanden.
„Okay. Wir haben hier eine neue Entwicklung.“ Aus Richtung von Taylors Stuhl erklang ein leises Wimmern, und Taylor machte eine vage Geste in die Richtung. „Das ist Daphne Beauchamp. Ihre Mitbewohnerin Jane Macias wird vermisst, und sie passt auf unser Profil.“
In den paar Minuten, die Taylor Daphne nun kannte, war sie von der selbstbewussten, jungen Archivarin zu einem kleinen, ungekämmten Mädchen geworden. Wie sie da so an Taylors Schreibtisch saß, strahlte sie nichts mehr von der Weltgewandtheit aus, die in der Redaktion noch ein Teil von ihr gewesen war.
„Daphne, das hier ist Dr. John Baldwin. Er ist Profiler beim FBI und arbeitet mit uns an den Schneewittchenfällen. Ich möchte, dass er ein bisschen was über Jane erfährt. Können Sie ihm noch mal erzählen, was Sie mir vorhin gesagt haben?“
Daphne setzte sich ein wenig aufrechter hin, offensichtlich bemüht, sich zusammenzureißen. „Sicher, natürlich. Ich meine, da gibt es nicht viel zu sagen. Jane ist ein großartiges Mädchen. Wirklich klug und ambitioniert. Sie will investigative Journalistin werden, aber auf die alte, harte Tour. Artikel schreiben, die Ungerechtigkeiten aufdecken und den Lauf der Welt verändern.“
Taylor beobachtete das Mädchen beim Sprechen. „Das sind ganz schön ehrgeizige Ziele. Ist sie dafür überhaupt geschaffen?“
„Oh ja. Auf jeden Fall. Sie ist brillant und schreibt wie der Wind. Ich … ich bewundere sie. Sie hat alles, was man braucht, um es in diesem Geschäft zu etwas zu bringen. Sie hat Journalismus an der Columbia studiert, das ist so ziemlich das Beste, was man erreichen kann. Da hat sie schon für ein paar Zeitungen geschrieben, ein wenig frei für die Times gearbeitet … Sie ist ein verdammt kluger Kopf.“ Daphne spielte mit einem Stift herum, den sie auf Taylors Schreibtisch fand. Kick-klack, klick-klack, klick.
„Warum arbeitet sie dann hier? Ich meine, wenn sie so talentiert ist, dann könnte sie doch auch einen Job bei einer größeren Zeitschrift kriegen.“
„Nein, nein, das wollte sie so. Sie hat sich entschieden, sich ein Jahr Auszeit zu nehmen und aus New York wegzuziehen, um ihren Horizont zu erweitern. Nach Nashville ist sie gekommen, weil sie eine Schwäche für John Siegenthaler
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