Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
nicht. Wir sind nicht befreundet oder so und stehen uns nicht sonderlich nah.“
„Okay, Daphne. Ich werde veranlassen, dass Sie ein Streifenbeamter zurück zu ihrem Apartment bringt. Nachdem Sie ein paar Dinge für mich zusammengesucht haben, kann er Sie gerne zurück zur Arbeit bringen, wenn Sie wollen. Ich möchte, dass Sie dem Officer ihren Terminplaner geben, wenn Sie ihn finden, und alle Bilder, die Sie haben. Sie sagten, dass ihr Laptop noch da ist? Dann geben Sie ihm den bitte auch mit.“
„Er ist durch ein Passwort geschützt. Da kommen Sie nie rein.“
Taylor lächelte sie an. „Ehrlich gesagt sind wir in solchen Dingen ziemlich gut, Daphne.“
„Jane würde das aber gar nicht gefallen. Sie ist sehr eigen mit ihren Sachen.“
„Lassen Sie das nur unsere Sorge sein, okay? Wir übernehmen die volle Verantwortung. Wenn Sie etwas von ihr hören, rufen Sie mich bitte sofort an, ja? Ich bin mir sicher, dass sich alles zum Guten wendet.“
„Nein, bestimmt nicht. Dieser Widerling tut Frauen schlimme Sachen an. Wenn er sie einmal hat, lässt er sie nicht wieder frei.“ Tränen schossen ihr in die Augen, und Taylor legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Das sind doch nur Spekulationen. Sie verbringen den ganzen Tag mit Journalisten, Sie sollten es eigentlich besser wissen. Lassen Sie uns die Sache untersuchen. Alles wird gut.“
Das hoffe ich zumindest, dachte sie. Ich hoffe es.
Taylor sorgte dafür, dass das Mädchen nach Hause gebracht wurde, und beobachtete dabei, wie Baldwin durch ihr Zimmer tigerte. Zwei Schritte, Drehung, zwei Schritte, Drehung. Das Zimmer war einfach zu klein. Er wirkte wie ein eingesperrter Zirkuslöwe in einem zu kleinen Zwinger.
„Was ist los?“
Über die Schulter warf er ihr einen Blick zu, ein halbherziges Lächeln im Gesicht. „Was ist nicht los?“
„Nun wirst du aber ein bisschen melodramatisch, oder?“
„Ach komm schon, Taylor. Das hier sollte eine großartige Woche werden, und jetzt sieh uns an. Wir sind mal wieder auf der Jagd nach einem Verrückten, da draußen wartet Miss Drama-Queen nur darauf, irgendeine Bombe platzen zu lassen, wir haben ein vermisstes Mädchen, und ich will einfach nur Sonntagmorgen ein Flugzeug besteigen und drei Wochen damit verbringen, Wein zu trinken, Spaghetti carbonara zu essen und dich um den Verstand zu vögeln.“
„Hm. Wenn du es so ausdrückst, klingt das gar nicht mal so schlecht.“
Er hielt an und drehte sich zu ihr um. „Bis du bereit, der Eisprinzessin gegenüberzutreten?“
„Baldwin, Charlotte Douglas jagt mir keine Angst ein, ob mit oder ohne Doktortitel. Ich kann das schon alleine regeln, danke dir. Lass es uns einfach nur hinter uns bringen.“
Als sie zur Tür ging und sie öffnete, hörte sie, wie Baldwin leise vor sich hin murmelte: „Dir macht gar nichts Angst.“
Mann, wie sehr wünschte sie, dass er recht hätte.
Charlotte Douglas stand noch genau da, wo Taylor sie vor fünfzehn Minuten hatte stehen lassen, und klapperte in Richtung Marcus und Fitz mit den Wimpern. Lincoln hatte sich an seinen Schreibtisch zurückgezogen, und Taylor gab ihm innerlich drei Sternchen, weil er auf die Nummer nicht hereinfiel. Sie hasste Frauen wie Charlotte, Frauen, die dachten, die einzige Macht, die sie hätten, säße zwischen ihren Beinen. Taylor wusste, wo ihre Macht saß – zwischen ihren Ohren und um ihre Hüfte gebunden. Sie hatte noch nie irgendwelche Albernheiten von sich geben müssen, um dem anderen Geschlecht eine Reaktion zu entlocken.
Taylor räusperte sich, und Charlotte hielt mitten im Satz inne und drehte sich um. Taylor musterte sie einmal von Kopf bis Fuß. Eine teure Frau. Gut geschnittene Tweed-Jacke, Bleistiftrock, braune Kalbslederstiefel – das Outfit hatte sehr wahrscheinlich mehr gekostet als die monatliche Rate für Taylors Truck. Ihr braunes Haar war im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst, das Make-up kunstvoll aufgetragen. Ja, das war ein sehr kostenintensives Mädchen. Und durchaus gut aussehend, wenn man den kühlen, blassen Typ mochte. Taylor mochte ihn nicht.
„Dr. Douglas, wir können für Ihre Präsentation jetzt in den Konferenzraum gehen.“
Charlottes Augen leuchteten. „Er hat sich noch eine geschnappt?“
„Dafür gibt es keine Hinweise, Dr. Douglas. Wenn wir dann jetzt zu dem Grund Ihres Besuchs kommen könnten – ich brenne darauf, zu erfahren, was so wichtig ist, dass Sie es für nötig befunden haben, persönlich hierher zu fliegen und die Neuigkeiten mit
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