Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
sehr?“
„So sehr, dass du es dir nicht einmal vorstellen kannst.“
„Warum erzählt du mir nicht alles darüber, Baby? Erzähl mir einfach alles .“
16. KAPITEL
Nashville, Tennessee
Donnerstag, 18. Dezember
9:00 Uhr
„Ich muss machen.“ Der kleine Junge trat unruhig von einem Bein aufs andere und drückte seine Hand in den Schritt. „Mama, ich muss machen.“
„Jeffie, woher hast du denn nur diesen Ausdruck?“ Tami Gaylord schaute ihren dreijährigen Sohn amüsiert an. Er war gerade in der Phase, in der er jedes Wort aufschnappte, das er hörte.
„Weiß nich. Muss los, Mama, muss mal.“
Ein Ausflug zum Schlittenfahren war das perfekte Ventil für Jeffries grenzenlose Energie gewesen. Aber die Natur schlug in den denkbar ungünstigsten Augenblicken zurück. Die Toiletten lagen genau auf der anderen Seite des Parks, und ein Dreijähriger mit voller Blase würde die fünfhundert Meter durch den Schnee nicht ohne einen Unfall schaffen. Sie schaute sich um – niemand in der Nähe. Was sollte es, er war ja schließlich ein Junge. Ein paar Schritte ins Gebüsch, dann konnten sie seinen Schneeanzug herunterziehen, zielen und schießen. Sein Vater hatte ihm am Abend vorher sogar beigebracht, seinen Namen in den Schnee zu schreiben. Sie hatte sie dabei erwischt, auf der anderen Seite der Garage, und sie lachend ausgeschimpft. Männer. Sie hatte wirklich Glück mit ihren.
„Komm her, Süßer. Wir gehen einfach hier hinter den Busch. Erinnerst du dich, was Daddy dir gestern Abend beigebracht hat?“
„Meinen Namen schreiben?“ Jeff fing an, sich aus dem Schneeanzug zu schälen, und Tami lachte. Schnell half sie ihrem Sohn, und als er ausgezogen war, traten sie ein Stück weiter ins Gebüsch, das sie vor den Blicken der anderen Parkbesucher abschirmte. Tami spielte mit einem Tannenzweig, während Jeffie anfing zu pinkeln. Dabei sang er fröhlich vor sich hin und schrieb seinen Namen in den Schnee, wie sein Vater es ihm gezeigt hatte.
„Großes J. Kleines e. Kleines f … Aaah! Mooommmyyy!“
Aufgeschreckt vom Schrei ihres Sohnes rannte Taylor zu ihm. „Was, Baby, was ist los?“ Jesus, war er gebissen worden? Lauerten irgendwelche Tiere in diesen Wäldern?
Jeffie zeigte mit ausgestrecktem Finger auf das Gebüsch, pures Grauen verzerrte sein rundes Gesicht. Tami schaute in die Richtung und versuchte, etwas durch die Lücke erkennen zu können, auf die ihr Sohn immer noch schreiend zeigte.
„Was zum Teufel ist das?“ Da lag ein Klumpen im Gebüsch. Er zuckte und bewegte sich, und sowohl Tami als auch Jeffie zuckten schreiend zusammen.
Eine müde Stimme erhob sich von der schneebedeckten Oberfläche. „ Por favor. Helfen. Sie. Mir.“
Die Beleuchtung des Krankenwagens warf bunte Lichter auf die weiße Schneedecke des Edwin Warner Parks. Die eisige Oberfläche warf das wirbelnde Licht zurück und blendete Taylor alle drei Sekunden. Sie beobachtete, wie der Schein über das Heck des Krankenwagens fiel, und sah, wie das dunkelhaarige Mädchen jedes Mal zusammenzuckte, wenn das Licht ihre Augen traf.
Taylor trat näher zu dem Rettungsteam, das sich um das Mädchen scharte. Den erdbeerblonden Mann kannte sie. Es war Mike Bunch. Er verband gerade vorsichtig das aufgeschürfte Knie des Mädchens.
Sie tippte ihm auf die Schulter. „Mike.“
Erschrocken zuckte er zusammen, dann lächelte er. „Lieutenant“, sagte er. „Was kann ich für dich tun?“
„Wäre es okay, wenn ich die Signallichter ausmache? Die nerven höllisch.“
„Mädchen, du darfst mit meinen Signallichtern alles machen, was du willst.“ Bunchs Schnurrbart zuckte. Taylor verdrehte lächelnd die Augen, ging dann zur Fahrerseite und schaltete die Lichter ab.
Als sie zurückkam, hörte sie ein leise geflüstertes „Gracias“.
„De nada“ , gab sie zurück. Bunch sah sie überrascht an, aber sie zuckte nur die Schultern und wandte den Blick ab.
Vor zwanzig Minuten hatte Taylor gedacht, dass sie ein weiteres Opfer des Schneewittchenmörders hatten. Die Informationen zu dem Anruf waren nicht sehr detailliert gewesen. Eine junge Frau mit schwarzen Haaren war in einem Park gefunden worden. Mit Blaulicht und Sirene war Taylor zum Edwin Warner gerast, und auf der gesamten Fahrt waren ihre Nerven wie elektrisiert gewesen. Sie wusste, dass man Jane Macias gefunden hatte. Alles zusammen genommen war das die logische Schlussfolgerung. Niemand hatte es für nötig gehalten, sie darüber zu informieren, dass diese Frau noch sprach.
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