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Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Titel: Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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drückte auf die Hupe. Der Lärm und das flackernde Licht verschafften ihr die nötige Aufmerksamkeit. Das Meer an Menschen teilte sich, und sie bog auf den CJC-Parkplatz und stellte ihr Auto neben einem Übertragungswagen von Channel 4 ab. Sie sollte ihnen einen Strafzettel für das Blockieren des Eingangs verpassen.
    Ihr Telefon klingelte, und sie sah Sams Nummer. Während sie den Anruf annahm, eilte sie mit entschlossenen Schritten über den Parkplatz. Die auf sie einprasselnden Rufe der Reporter blockte sie mit der universellen „Kein Kommentar“-Geste ab. Sam sprach laut genug, dass sie sie auch über den Tumult hinweg hören konnte.
    „Remy fucking St. Claire steht ihn meiner Lobby und ist kurz davor, eine Pressekonferenz zu geben“, knurrte Sam.
    Taylor warf einen Blick über ihre Schulter. „Aber die ganzen Übertragungswagen sind hier.“
    „Oh, glaub mir, das sind sie nicht. Ich habe Streifenbeamte hier, die versuchen, die Einfahrt zur Gass Street freizuhalten. Ich nehme an, dass sie zu euch kommt, sobald sie hier fertig ist. Wenn du dich beeilst, kommst du noch rechtzeitig zu deinem Fernseher, um sie in all ihrer knochigen Pracht zu bewundern. Sie sieht fürchterlich aus.“
    „Na ja, ihre Tochter ist gerade gestorben.“
    „Bist du heute Morgen aber barmherzig. Ruf mich später an, okay? Ich muss das hier irgendwie unter Kontrolle bekommen. Und mich von den Kameras fernhalten. Mann, das macht mich wahnsinnig. Warum sich diese anämische Zicke ausgerechnet mein Büro als Kulisse für ihre Vorstellung ausgesucht hat, übersteigt meinen Horizont.“
    Sam legte auf, und Taylor klappte ihr Handy zu. Zu sagen, dass Sam und Remy sich noch nie sonderlich gut verstanden hatten, wäre eine Untertreibung.
    Als sie sich der Eingangstür näherte, verebbten die Rufe der Reporter langsam. Jeder Schritt die Treppe hinauf machte ihr das Herz noch schwerer. Dieser Aufruhr war weder für das arme, unschuldige Mädchen, das sie gerade im Edwin Warner Park aus den Büschen gezogen hatten, noch für Giselle St. Claire oder Jane Macias. Es ging um keines der Opfer.
    Nein, das hier passierte aufgrund von etwas viel Schlimmerem. Das hier galt einem falschen Propheten.
    Im Inneren des Gebäudes hörte Taylor die Unruhe, bevor sie sie sah. Die Mordkommission hatte sich um den Fernseher versammelt und schaute gebannt zu. Taylor gesellte sich zu ihnen.
    Remy St. Claire war sehr hübsch gewesen, als sie Nashville verließ, um in Hollywood groß herauszukommen. Ein elfengleiches Gesicht, hellblonde Haare, lange Beine, eine etwas atemlose Kleinmädchenstimme, die einen an die junge Norma Jean erinnerte. Hollywood hatte sie umwerfend gemacht. Die Traumfabrik hatte sie unter ihre Fittiche genommen, in die Familie eingereiht und einen Star aus Remy St. Claire gemacht. Einen Shootingstar.
    Die Lippeninjektionen, Wangenknochenimplantate, Brustvergrößerungen, Liftings, Fettabsaugungen, Rippenentfernungen, das alles war unerlässlich gewesen. Standardprozedur. Ihr Sprachtrainer hatte alle Spuren von Tennessee aus ihren Stimmbändern entfernt und ihrer künstlich aufgepumpten Brust eine tiefe, rauchige Mae-West-Tonlage entlockt. Ihre langen blonden Locken wurden jetzt regelmäßig in vier individuellen Honigtönen gefärbt. Es kostete vier Stunden pro Woche, um die weichen Strähnen so perfekt natürlich hinzubekommen.
    Ihre Figur war bis an den Rand des Verhungerns ausgemergelt, sodass sich unter der Haut wohldefinierte Muskeln abzeichneten, die sie durch tägliches Krafttraining, Yoga und Pilates erhielt. Nur ihre Brüste standen stolz hervor; der Rest ihres Körpers schien in sich zusammenzuschrumpfen, als wären die inneren Organe so verhungert, dass sie die Haut als Nahrung zu sich nahmen.
    Mindestens einmal im Monat wurde sie auf den Titeln der Klatschblätter mit einem neuen, jüngeren Partner gezeigt. Das war nicht schlecht für eine Schauspielerin, die vor vierzehn Jahren die Krone Hollywoods gewesen war. An diesem neuen Thema würden sich Boulevardpresse und Kabelsender tagelang ergötzen. Remys kostbare Tochter von einem Serienmörder getötet. Oh, welch ein Grauen, welch ein Grauen.
    Irgendwann zwischendrin würde aus Remys armer, ermordeter Tochter eine Ikone werden, eine mythische Kreatur, im Leben vergessen, doch im Tod verehrt. Für Giselle – als brutal ermordete Tochter einer Prominenten – bedeutete ihr vorzeitiges Ableben nicht, dass sie schmerzlich vermisst würde, sondern dass ihre Mutter mit einem neuen Thema

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