Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Und zwar mit einem spanischen Akzent.
Mit verschränkten Armen wartete Taylor darauf, dass Bunch fertig wurde. Er stellte dem Mädchen in ganz erbärmlichem Spanisch noch ein paar Fragen. „Tut es sonst noch irgendwo weh? Möchtest du einen Schluck Wasser haben?“ Dann erhob er sich mit einem Nicken in Taylors Richtung aus seiner knienden Position. Seine blauen Augen waren voller Sorge um seine Patientin. Taylor hob eine Hand – gib mir fünf Minuten , sagte sie damit, und er gesellte sich zu einer Gruppe Officers, die etwas abseits eine Zigarettenpause einlegten. In der kühlen Luft war der Geruch besonders stechend; Taylor war sich nicht sicher, ob sie von dem Duft Lust auf eine Zigarette bekam oder ob ihr davon übel wurde.
Sie wandte sich dem Opfer zu. Opfer von was wusste sie nicht. Das rabenschwarze Haar der Kleinen war dreckig, ihre Rippen drückten sich durch die Haut wie bei einem unterernährten Windhund. Ihre schwarzen Augen waren verhangen, schmutzig vor Schmerz, Leid und Wissen. Sie zuckte bei jedem Geräusch zusammen – das Knacken des Eises in den Bäumen, das Plappern eines Eichhörnchens, das tiefe Grummeln der Männerstimmen im Hintergrund, die auf der nur vierzig Meter entfernten Straße langsam vorbeifahrenden Autos, deren Fahrer die Köpfe reckten, um herauszufinden, was die Aufregung zu bedeuten hatte. Taylor näherte sich ihr so, wie sie es als Kind getan hatte, als ihre Eltern ihr ein scheues Fohlen mitgebracht hatten: eine Hand beruhigend ausgestreckt. Endlich sah das Mädchen auf und beantwortete Taylors Blick für einen kurzen Moment. Dann schaute es wieder weg, als wäre es geschlagen worden. Dieses Mädchen war definitiv sehr tief verletzt worden.
Die Geschichte, die das in die Decken von Fremden eingewickelte Mädchen erzählte, brach Taylors Herz. Die Kleine war ein Opfer – nicht vom Schneewittchenmörder, sondern von niederträchtigen, verabscheuungswürdigen Männern. Sie war ein Opfer von Lust, Gier und bösen Dingen, die gute Männer vom rechten Weg abbrachten. Eine Sklavin.
Zusammengesunken auf der Trage im rückwärtigen Teil des Krankenwagens hockend, den Kopf gesenkt, die Stimme ruhig, erzählte das arme Ding ihre Horrorgeschichte so leise, dass Taylor sich anstrengen musste, sie zu verstehen. Ihr Englisch war zwar gebrochen, aber passabel. Die Worte verließen ihren Mund wie heißer Dampf, der in der Kälte aufstieg – weich und ängstlich.
“Ich komme von Guatemala. Mein Name ist Saraya Gonzales. Ich arbeite in Küche von Hotel mit meine Schwester. Einen Tag kommt ein Mann in Küche, sagt, du siehst sehr gut aus, nimmt meine Schwester weg. Ich lauf hinter ihr her, aber er schlägt mich zu Boden. Ich weine für sehr lange Zeit.
Ein Jahr vergeht. Ich nichts höre von meiner Schwester. Keiner hört von ihr. Dann kommt Mann wieder. Er sieht mich in Küche, sagt, du bist gewachsen, du bist jetzt perfekt. Ich war zwölf. Er nimmt mich von der Küche weg. Anfangs ist er nett zu mir. Gibt mir Essen, gibt mir Trinken und nettes warmes Bett zum Schlafen. Ich brauch nicht arbeiten, keine Arbeit in Küche mehr für mich.
Ich denke, ist nur natürlich, dass er mich will. Viele Männer wollen mich, aber meine Schwester hat sie von mir weggehalten. Nachdem sie gegangen war, ich habe Männer wie Bienen, die umschwärmen mich für meinen Honig. Ich hab keine Wahl. Als der Mann entscheidet, Sex mit mir zu haben, nimmt er mich mit in anderes Schlafzimmer. Da ist eine Kamera. Er macht, was ihm gefällt, es interessiert ihn nicht, ob es mir wehtut. Danach gibt er mir Geld.
Ich mich sehr schämen. Aber was kann ich tun? Ich kann nicht zur Polizei gehen, die mich abschieben. Ich habe keinen Mann, der auf mich aufpasst, keine Schwester mehr. Ich bin abhängig von ihrer Gnade.
Er fängt an, andere Männer zu bringen. Ältere Männer, die kleine Mädchen mögen. Sie fragen nach ‘Massage’. Sie tun alle Dinge, die er mit mir tut, zwingen mich, meine Beine zu spreizen, meine Hintern, meine Mund für ihr Vergnügen. Ich tu es, nicht weil ich will, sonder weil ich weiß, je schneller sie fertig sind, je schneller sie gehen.
In dem Zimmer sind Kameras. Ich finde eine Videokamera im Schrank. Sie machen Videos und verkaufen, wie ich Sex mache mit fremden Männern.”
Das weckte Taylors volle Aufmerksamkeit.
„Bist du sicher? Es gibt Videos und Fotos?“
Das Mädchen nickte. „Ja, bin ich sicher. Ich habe sie gesehen, wie sie Video machen und dann in Umschlag verschicken. Das ist ein
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