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Taylor Jackson 03 - Judasmord

Taylor Jackson 03 - Judasmord

Titel: Taylor Jackson 03 - Judasmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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oder gar eine andere Frau, wäre die Situation ganz anders ausgegangen.
    Sie löschte Tawny aus ihrem Browser und gab stattdessen den Namen Tony Gorman ein. Zu viele Treffer. Sie versuchte es mit Varianten: Anthony Gorman, Tony Gorman Nashville, Anthony Gorman Tennessee, aber es waren immer noch zu viele Ergebnisse. Sie war ziemlich müde und nahm an, dass sie mehr Glück haben würde, den Schwachkopf zu finden, wenn sie morgen die Ressourcen der Polizei nutze.
    Taylor schloss den Internetbrowser und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Sie dachte an den kurzen Einblick in Tony Gormans Seele. Das Konzept der Leidenschaft war ihr seit relativ jungen Jahren vertraut. Trotz all ihrer Fehler hatten ihre Eltern sie ab dem Zeitpunkt, an dem man erwarten konnte, dass sie eigene Entscheidungen traf, wie eine Erwachsene behandelt. Das hatte sie zu einem relativ frühreifen Mädchen werden lassen.
    Als ihr Körper sich entwickelte und ihre schlaksige Figur und ihr jungenhaftes Verhalten im Alter von ungefähr fünfzehn Jahren weiblichen Formen Platz machten, fand sie sich schnell im Zentrum von ungewollter Aufmerksamkeit wieder. Meistens waren es ältere Männer; die Jungs in ihrem Alter hatten keine Ahnung, was sie mit ihr anfangen sollten. Innerhalb weniger Wochen hatte sie sich von dem ungelenken Fohlen in ein schlankes Warmblut verwandelt und wurde mit einem Mal von den Jungs, mit denen sie immer gespielt hatte, gemieden. Sie hatte das als unglaublich unfair empfunden und angefangen, sich nur noch mit Jungen zu verabreden, die deutlich älter waren als sie.
    Ihre Jungfräulichkeit verlor sie an einen Freund ihres Vaters, mit dem sie eine heiße Affäre hatte, als sie siebzehn war. Sie war Hals über Kopf verrückt nach dem Mann, einem Professor für klassische Literatur an der Vanderbilt. Dr. James Morley war sexy und kultiviert und brachte ihr viel über Lieben und Leben bei. Die Affäre war der letzteNagel im Sarg von Morleys kaputter Ehe, aber er blieb sowohl mit Taylor als auch mit seiner Frau befreundet. Ein paar Jahre später erlitt er einen tödlichen Herzinfarkt, und Taylor hatte um ihn getrauert.
    In den folgenden Jahren hatte sie einige kürzere Beziehungen. Liebhaber in ihrem Alter, die sich von ihrer Intensität einschüchtern ließen. Ältere Männer, die sie beschützen, sie besitzen wollten. Sie hatte ein Händchen dafür, sich mit Männern einzulassen, die sie liebten, die sie selbst aber niemals lieben könnte. Das hatte zu ein paar hässlichen Szenen und Beziehungsstress geführt.
    Baldwin war der erste Mann, den sie wirklich liebte, und zwar auf eine Art, von der sie nie gedacht hätte, dazu fähig zu sein. Das Geben und Nehmen von Herzen war etwas, worüber sie sich stets lustig gemacht hatte. Doch das mit Baldwin war wundervoll – und gleichzeitig machte es ihr Angst. Wenn sie ehrlich zu sich war, hatte er viel von ihrem ersten Liebhaber – die weltmännische Einstellung, die Intelligenz, das gute Aussehen. Aber Baldwin war auf gute Art anders: Er war ein ehrlicher Mann. Sie musste sich keine Gedanken wegen Untreue machen. Er hatte nie versucht, irgendetwas vor ihr zu verbergen. Es war nicht nötig, heimlich sein E-Mail-Postfach anzuschauen oder seine Geldbörse zu durchsuchen. Sie konnte ihn einfach fragen – und er antwortete immer.
    Und vielleicht war das der Grund, weshalb sie in der Lage gewesen war, sich ihm voll hinzugeben: Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er immer ehrlich zu ihr sein würde.
    Taylor schüttelte die Gedanken und Gefühle ab und fuhr den Computer herunter. Als der Monitor mit einem kurzen Flackern dunkel wurde, sagte sie den Geistern der Vergangenheit, die sich mit ihr in dem Zimmer befanden, Lebewohl. Sie trank ihren Wein aus und schaltete das Licht aus.
    Ihr Bett war warm und weich, und sie spürte, wie der Schlaf sofort an ihr zupfte. Vermutlich durch den Alkohol begünstigt. Stöhnend stand sie auf und nahm zwei Aspirin mit ein paar Gläsern Wasser in der Hoffnung, damit den befürchteten Mörderkopfschmerz am nächsten Morgen zu verhindern. Sie bekam von Wein keinen Kater mehr, lief aber Gefahr, eine Migräne zu erleiden, wenn sie nicht vorsorgte.
    Sie kletterte ins Bett zurück. Bilder des Abends wirbelten durch ihren Kopf. Der hässlich verzerrte Mund des Mannes, die herumeilenden Kellner, die schmollmündigen Damen der Gesellschaft mitihren identischen Liftings und gebotoxten Stirnen. Innerhalb weniger Minuten war sie eingeschlafen.
    Das Klingeln des Telefons

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