Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
würde.
„Ich habe gestern Abend versucht, dich zu erreichen. Ich dachte, wir wollten uns treffen.“
„Du hast angerufen?“ Charlotte spielte die Unschuldige – Gott, für diesen Tonfall sollte sie den Oscar gewinnen. „Da muss ich schon geschlafen haben. Der gestrige Tag war so furchtbar und ich habe einiges getrunken. Es tut mir wirklich leid, Honey.“
Sparrow errötete unter dem Kosenamen. „Naja, vielleicht klappt es ja heute Abend? Wir könnten uns was vom Inder holen. Ich weiß, wie sehr du das magst. Einfach nur zusammen ein Glas Wein trinken und entspannen.“
„Ja, vielleicht heute Abend, Süße. Wir müssen sehen, was der Tag so bringt, stimmt’s? Gott weiß, dass da draußen ein Verrückter nur da rauf wartet, von uns gefasst zu werden. Sehen wir zu, dass wir ihn kriegen, hm?“
Sie fuhr mit einem Fingernagel an Sparrows Bein entlang, drehte ihren Stuhl dann wieder in Arbeitsposition und zog sich die erste Akte aus dem Stapel heran. Sparrow zögerte einen Moment, dann ließ sie sie in Ruhe.
Ja, es würde sehr, sehr kompliziert werden.
17. KAPITEL
Nashville
8:50 Uhr
Das Criminal Justice Center stand in der prallen Sonne, die Backsteinwände flimmerten in der Hitze. Taylor hatte bisher gar nicht gemerkt, wie warm es heute war – nach der Kühle der letzten Nacht fühlte es sich beinahe wie Sommer an. Verrücktes Wetter für den ersten November.
Menschen strömten in das Gebäude hinein und aus ihm heraus. Officers in Uniform, Detectives in Zivil, Fremde auf der Suche nach dem richtigen Gerichtssaal, Schwarze und Weiße und Gelbe und Braune, alle vermischten sich auf den Stufen der Gerechtigkeit. Nie wurde die Vielfalt Nashvilles besser ersichtlich als hier – vor dem CJC am Morgen.
Sie stellte den Lumina auf dem rückwärtigen Parkplatz ab und machte sich auf den Weg hinein, die Außentreppe hinauf, an deren oberem Ende ein neuer, großer Aschenbecher aus dunkelgrauem Kunststoff stand, der oben einen Schlitz hatte, in dem die ausgerauchten Kippen verschwanden. Obwohl sie vor mehr als einem Jahr mit dem Rauchen aufgehört hatte, überfiel sie hin und wieder das Verlangen nach einer Zigarette. Sie musste zugeben, es war nett, nicht mehr die Kippen wie zur Schlacht aufgereihte Strichmännchen in der Katzenstreu stecken zu sehen, die in dem alten Aschenbecher als Sandersatz hergehalten hatte.
Sie zog ihre Karte durch den Schlitz und fragte sich, wie oft in der Vergangenheit sie genau dieser Routine schon gefolgt war. Hunderte, Tausende Male. Immer in Eile auf dem Weg zu ihrem Büro, um sich um die dringendsten Fälle zu kümmern. Ein wenig beneidete sie ihren alten Boss Mitchell Price um seine neuen Arbeitszeiten.
Das Innere des Gebäudes summte nur so vor Aktivität. Die Flure waren voll mit Leuten, die zu ihren verschiedenen Terminen eilten. Taylor nickte denen zu, die sie erkannte, und hielt kurz am Getränkeautomaten an – heute Morgen brauchte sie dringend eine Cola light. Mit der kalten Dose in der Hand betrat sie die Mordkommission.
Commander Huston stand an Marcus Wades Tisch und blätterte in einer Akte.
„Guten Morgen, Ma’am“, grüßte Taylor.
Huston drehte sich um und nickte ihr zu. Die Frau war knapp eins siebzig groß, eine Läuferin mit muskulösen Waden und einem kompakten Körperbau. An ihren Unterarmen traten die Adern hervor. Sie trug kein Make-up. Ihr Haar war kurz und hellbraun mit von der Sonne heller gefärbten Strähnen. Sie trainierte derzeit für einen Marathon und Taylor wusste, dass sie jeden Abend nach der Arbeit fünfzehn Meilen lief. Sie bewunderte die Entschlossenheit, mit der Huston ihr Leben führte – arbeiten und laufen waren alles, was sie interessierte, und in beidem war sie sehr gut.
Und sie ließ Taylor die Mordkommission so führen, wie sie es für richtig hielt, was noch besser war.
Huston drehte sich um und deutete auf Taylors Büro. Die beiden Frauen traten ein und schlossen die Tür hinter sich. Huston setzte sich auf den Besucherstuhl.
„Bringen Sie mich auf den neuesten Stand, Lieutenant. Was haben wir?“
„Wir haben offensichtlich ein paar Verrückte. Der Brief, der zum Tennessean geschickt wurde, ist mit einer Reihe heidnisch aussehender Symbole unterzeichnet, die vermutlich in Blut geschrieben wurden. McKenzie ist in diesem Augenblick in der Bücherei und versucht sie zu entschlüsseln. Unter den blutigen Zeichen stand ‚Blut ist Stärke, es ist alles, was ich dir geben kann‘. Tim Davis führt alle möglichen Tests
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